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Nur ein Gleis hat die Ostbahn zwischen Berlin und Küstrin.

© Jörn Hasselmann (Archiv)

Für Bund hat Ostbahn keine Priorität: Berliner SPD will mehr Tempo beim Bahn-Ausbau Richtung Polen

Die Ostbahn von Berlin nach Küstrin hat seit dem Krieg nur ein Gleis. Züge verspäten sich massiv – und bald kommt Tesla. Die SPD will den Ausbau beschleunigen.

Die Berliner SPD will bei Ausbau und Elektrifizierung der Ostbahn nicht auf den Bund warten. Die Partei forderte Verkehrssenatorin Regine Günther und Brandenburgs Minister auf, sofort mit der Planung zu beginnen und diese auch zu finanzieren. Dies teilte die SPD am Wochenende auf einer Sonderfahrt auf der Ostbahn mit.

Die Strecke zwischen Berlin und Küstrin ist seit Kriegsende nur noch eingleisig, derzeit häufen sich deswegen die Verspätungen der Regionalzüge der Linie RB26. "Wenn wir auf den Bund warten, können wir noch lange warten", sagte der Eisenbahnexperte der Partei, Jürgen Murach. Auch der Bahngipfel 2019 zwischen Deutschland und Polen brachte keinen Durchbruch.

An der Fahrt nach Polen nahmen auch der Haushaltspolitiker der SPD, Sven Heinemann, und die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Ülker Radziwill teil. Die SPD verwies auf den Erfolg bei der Stettiner Bahn, die bislang auf einem ähnlichen dürftigen Nachkriegsniveau wie die Ostbahn ist.

Dort wurde der Durchbruch nach drei Jahrzehnten Diskussion erst erreicht, nachdem sich die Länder Berlin und Brandenburg bereit erklärt hatten, 100 Millionen Euro zuzuschießen. Im Juli hatte die Deutsche Bahn mitgeteilt, 2021 mit dem Ausbau und der Elektrifizierung zu beginnen. Der Bund übernimmt 380 Millionen Euro. Ab 2026 soll die Fahrt nur noch 90 Minuten dauern, derzeit sind es mindestens 120 Minuten.

Die Ostbahn fehlt im Investitionsprogramm "i2030"

Für die Ostbahn gibt es dagegen immer noch keinen Zeitplan - 30 Jahre nach der Wiedervereinigung. 2018 hatten die Länder Berlin-Brandenburg zwar das Programm „i2030“ aufgestellt, dass die Verkehrsinfrastruktur in der "Metropolregion" verbessern soll. Die Strecke nach Osten, vor 150 Jahren die erste vom Staat gebaute Bahn, fehlt darin allerdings.

Für den Bund hat die Ostbahn keine Priorität, weil dort nur Regionalzüge fahren. Kurzsichtig, meint die SPD und verweist auf Untersuchungen der IHK Ostbrandenburg, dass die Ostbahn bald zur Entlastung für den wachsenden Fernverkehr auf der Strecke Berlin-Frankfurt/Oder benötigt wird.

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Bekanntlich fährt der RE1 ab 2022 drei Mal pro Stunde auf dieser Strecke, dies hatte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg 2019 angekündigt. Und seit diesem Jahr ist klar, dass Tesla an der Strecke eine Riesenfabrik baut. Wieviel zusätzlichen Personen- und Güterverkehr es nach Eröffnung der Autofabrik gibt, ist noch nicht klar.

Komplexe Betriebsprozesse versteht der Fahrgast nicht

Auf der Ostbahn fahren derzeit 13 Züge täglich pro Richtung über Mahlsdorf und das brandenburgische Müncheberg bis ins polnische Kostrzyn. Seit einer Woche startet die Hälfte der RB26-Züge erst in Lichtenberg und nicht mehr in Ostkreuz. So "soll die unbefriedigende Pünktlichkeit der Linie verbessert und der gesamte Betriebsablauf auf der Strecke stabilisiert werden", teilte der VBB mit.

"Der Fahrgast versteht das nicht", ärgert sich der Chef des Eisenbahnunternehmens NEB. Die Privatbahn betreibt neben ihrer eigenen "Heidekrautbahn" im Auftrag des VBB unter anderem die Strecke nach Küstrin. "Wir brauchen mehr zweigleisige Abschnitte auf Berliner Gebiet", sagte Detlef Bröcker auf der SPD-Fahrt.

Die SPD im polnischen Gorzow (Landsberg / Warthe)  an der Ostbahn.
Die SPD im polnischen Gorzow (Landsberg / Warthe)  an der Ostbahn.

© Jörn Hasselmann

Zuletzt ist zwar ein zweites Gleis zwischen Rehfelde und Herrensee gebaut worden. Dieses müsste bis Strausberg reichen, sagt Bröcker, doch selbst dafür habe das Geld nicht gereicht. Begegnungen zwischen den Zügen aus beiden Richtungen sind so nur an wenigen Stellen möglich. Eine kleine Verspätung in der einen Richtung bringt so automatisch den Fahrplan in der anderen Richtung völlig durcheinander.

Der Sonderzug der SPD in Toperow. 
Der Sonderzug der SPD in Toperow. 

© Jörn Hasselmann

"Selbst kleine Verspätungen können wir nicht mehr auffangen", sagt Bröcker. Im August habe es zudem Schäden am Gleis gegeben, die Züge mussten auf einem Abschnitt mit Tempo 10 schleichen. Die Reparatur habe zwei Wochen gedauert. 

Viel weiter ist man in Polen. Dort soll die Ostbahn von Pila (Schneidemühl) bis Küstrin auf Tempo 160 beschleunigt und elektrifiziert werden. Die polnische Staatsbahn werde dafür EU-Mittel beantragen, bestätigte die PKP in einem Schreiben an die IHK Ostbrandenburg, das dem Tagesspiegel vorliegt. Genau diesen Fördertopf könne auch Deutschland anzapfen, so die SPD. 2018 hatte die SPD mit einem Sonderzug einen Geschwindigkeitsrekord auf der Ostbahn aufgestellt.

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