zum Hauptinhalt
Voll heiß. Am Wannsee, hier am Strandbad, suchen viele Berliner Abkühlung.

© Ralf Hirschberger/dpa

Fünf Minuten Stadt: Durst

Samstagmittag, Wannsee, heißester Tag seit immer. Vorbei am Stadtbad zum richtigen See, Natur, unberührt. Denkste!

Überall Badetücher, auf den meisten Menschen mit Bier. Sonnenbrandmotive zum Tribal auf dem Arm. Nicht mal ins Wasser kann ich flüchten, habe meine Badehose vergessen, und FKK ist nichts für meine Mutti ihren Jungen. Spaziergang also, die Gegend erkunden. Jede Einbuchtung besetzt, Handtücher als Grenze. Nach einer halben Stunde merke ich: Ich habe meine Wasserflasche vergessen. Der Wannsee ist an diesem Tag dicht wie Berufstrinker am Tresen, ein Geschäft hat aber noch niemand daraus gemacht. Kein Verkaufsstand weit und breit. Dafür ein kleines Häuschen am Wald, DLRG-Headquarter, auf der Terrasse Menschen beim Grillen. Habt ihr vielleicht ein wenig Wasser für mich? Nö, sagt einer und trinkt einen Schluck. Aber am Segelklub gibt’s was. Ab zu den Booten, durch ein Eisentor mit der Aufschrift „Nur für Mitglieder“ zu einem Hausboot. Der Mann hinterm Tresen ist überrascht, jemanden zu sehen, im Kühlschrank Getränke satt. Drei Flaschen unterm Arm durch die Bucht zurück, vorbei an tausenden Sonnenanbetern. Jeder zweite fragt, woher ich die Getränke habe. Ich deute aufs Hausboot. Am Ende der Bucht drehe ich mich um. Der Steg zum Tor bevölkert von einer Horde Durstiger. Eben noch wie tot auf dem Badetuch, bewegt sich die träge Masse jetzt auf das Hausboot zu. Die Zombies vom Wannsee.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false