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Frühlingseinbruch: Jetzt können wir wieder Eisessen!

Zum Wegschmelzen reichen die Temperaturen zwar noch nicht, trotzdem haben viele Berliner schon Appetit auf Eis. Wir haben uns auf Terrassen und in Cafés nach den Lieblingssorten erkundigt – und der emotionalen Wetterlage.

Rund um den Lausitzer Platz in Kreuzberg macht sich eigentlich eine Hühnerbraterei neben der anderen Konkurrenz. Doch bei dem Wetter kaufen sich viele Passanten an der Skalitzer Straße lieber was Kaltes – ein Eis. Die Tüte auswickeln, sich auf die Treppenstufen der Emmaus-Kirche setzen: So fühlt sich hier Frühling an.

Dabei ist es offiziell noch Winter, eher Saison für Eisblumen als für Eiswaffeln. Normalerweise sind auch die Rollläden am pinken Haus in der Hagelberger Straße bis Mitte März heruntergelassen. Doch in diesem verfrühten Frühling stehen schon zehn Tage vor dem offiziellen Beginn der Eissaison die Eisliebhaber bis auf den Bürgersteig vor der Kreuzberger Filiale von „Vanille & Marille“. Auch junge Gourmets zieht der Eisladen an: Die Fünftklässlerinnen Julia und Salimata holen sich eine Waffel zum Nachtisch. Salimata schleckt an einer Kugel Erdbeer-Mascarpone, ihre Freundin Julia hat sich für Pistazie mit bunten Streuseln entschieden. Damit liegen die beiden im Trend.

„So früh in der Saison bevorzugen die Kunden die warmen Sorten“, sagt Eiskonditor Matthias Grunewald. Die „warmen Sorten“, das sind die nussigen und schokoladigen Geschmacksrichtungen, die sahnig auf der Zunge zergehen. Die „kalten“ Sorten mit Frucht werden im Hochsommer zum Verkaufsschlager. Jedes Jahr eröffnet Grunewald sein Eiscafé „Franken&Grunewald“ am 1. März. Er kann sich an Jahre erinnern, da war er um diese Jahreszeit mehr mit Schneeschieben beschäftigt als mit Eisverkaufen. Nun muss er jeden Nachmittag die Leckermäuler vom Kindergarten gegenüber versorgen. Zwischen drei und sechs Uhr holen die Eltern ihre Kinder ab, „dann ist hier High Life“, erzählt der glatzköpfige Eismacher. Der dunkelste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnung ist gut für sein Geschäft. „Man merkt, die Leute sind ausgehungert nach der Sonne.“

Den Hunger nach Sonne und Eis stillt Daniel Paschky auf der Terasse des Cafés. Er hat es sich mit seinem Eisbecher auf der Polyrattangarnitur gemütlich gemacht. Neben ihm lässt sich sein Terrier Babur die Sonne auf das grau gekräuselte Fell scheinen. Sein Herrchen nutzt derweil die Mittagspause für das erste Eis des Jahres. Was wohl glücklicher macht, die Sonne oder das Eis? „Beides zusammen ist am besten.“

Glücklich, wer ein Plätzchen an der Sonne hat. Fährt man die Bergmannstraße entlang, erschließt sich der Zusammenhang zwischen Sonneneinstrahlung und Zahl der Café-Besucher: Wo sich die Sonne eine Schneise durch die Seitenstraßen geschlagen hat und auf die Häuserfassade trifft, fläzen sich die Menschen in ihren wärmenden Strahlen. Maria Santosos und Kalliope Katesakis genießen die Wärme vor der Markthalle: Die beiden Rentnerinnen sind froh, dass der Winter vorbei ist. „Ich esse nicht so viel Eis“, sagt Kafetsakis, „aber die Sonne heitert mich auf, der Winter macht melancholisch.“

In der Goltzstraße quetschen die Cafés ihre Tische und Stühle auf den Gehweg, die ersten Sonnenbrillenträger trauen sich auch schon heraus – vorerst aber nur mit Jacke und Schal. Das Eisgeschäft läuft hier eher schleppend an. Zwei Eissorten gibt es im „Roberta“, für mehr reicht die Nachfrage noch nicht. „Die Tische draußen sind nachmittags aber schon gut besetzt“, sagt Tina Rix. Hinter der Kuchentheke bereitet sie den Kaffee für die durchgefrorenen Sonnenanbeter zu.

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