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 Der frühere Berliner Wirtschafts- und Finanzsenator Elmar Pieroth ist tot.

© Paul Zinken/dpa

Früherer Wirtschaftssenator in Berlin: Elmar Pieroth ist tot

Als Weizsäckers Wirtschaftssenator betrat Pieroth 1981 die Berliner Bühne. Nun ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.

Ein Seiteneinsteiger in die Politik, neugierig auf Menschen, voller Ideen, ein Co-Architekt der Berliner Wiedervereinigung – das war Elmar Pieroth. Als gewinnender, undogmatischer Christdemokrat betrat er 1981 als Richard von Weizsäckers Wirtschaftssenator die Berliner Bühne, 1998 trat er, amtsmüde angesichts der rigorosen Kürzungspolitik des Senats, von diesem Amt zurück und verließ das Politik-Geschäft in Etappen. Am Freitag ist Elmar Pieroth im Alter von 83 Jahren in Berlin gestorben.

Die Idee Weizsäckers war damals klar: Er wollte einen Senator haben, der unternehmerische Erfahrung und unternehmerischen Mut in das träge West-Berlin brachte. Pieroth hatte diese Eigenschaften. Als Spross eines bekannten, später im Zuge des Glykolskandals berüchtigten Weinguts in Kreuznach machte er schon mit 18 seinen eigenen Weg und gründete eine Weinstube, bevor er fünf Jahre später das Weingut übernahm und auf Expansion führte. Später studierte er Volkswirtschaft, ging in die Politik, arbeitete sich mit neuen Methoden wie Hausbesuchen in den Bundestag.

"Innovationsoffensive" für Berlin gestartet

In Berlin startete er etwas, was die Stadt noch nicht gesehen hatte: eine „Innovationsoffensive“. Er gründete das Berliner Innovations- und Gründerzentrum (BIG) in Wedding, verbreitete allenthalben Aufbruchsstimmung, setzte seine Arbeit unter Eberhard Diepgen fort und schrieb sich schließlich 1988 43.000 neue Arbeitsplätze gut. Der Sieg des Momper-Senats hebelte ihn aus dem Amt, doch die Stadt brauchte Macher fürs Zusammenwachsen, und so wurde er zunächst Berater des letzten DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière und dann Stadtrat im Ost-Berliner Magistrat unter Tino Schwierzina.

Als 1991 der Momper-Senat wieder abtrat, kehrte Pieroth als Finanzsenator an die Seite Diepgens zurück. Das war nicht so seine Sache, der Senat versackte angesichts der von Bonn verordneten Kürzungen in Geldproblemen, und aus Pressekonferenzen sind Pieroth-Sätze überliefert wie "ei, sagen wir fünf statt vier Milliarden Neuverschuldung, dann hammers aber."

1995 wurde Pieroth wieder Wirtschaftssenator, fühlte sich aber nicht mehr wohl im Senat, bekam Ärger, weil er Tilgungsforderungen aus Wohnungsbaudarlehen am Parlament vorbei verkauft hatte. Als ihn Diepgen endlich gehen ließ, arbeitetet er ehrenamtlich als Berliner Osteuropa-Beauftragter und gründete erst den Verein „Most“, der Brücken nach Osteuropa baute, später, 2007, die „Stiftung Bürgermut“. In Erinnerung blieb, wie er den Rote-Socken-Kampagnen seiner Partei widersprach und im Rahmen der „Wohnzimmergespräche“ nach der Wende auch mit Petra Pau von der PDS auftrat.

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