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24 Kiefern gegen das Vergessen. Pflanzung von Kiefern für den Gedenkort in Moabit.

© Thilo Rückeis

Früherer Güterbahnhof in Moabit: 24 Kiefern sollen an Deportationen erinnern

Am früheren Güterbahnhof Moabit sollen Kiefern an die Juden-Deportationen erinnern. Die Bäume sind das Werk eines Künstlerkollektivs sowie das Ergebnis eines Kunstwettbewerbs.

Das Gleis ist rund 15 Meter lang, es liegt einen Meter vor einer verrosteten Spundwand. Zehn Meter weiter stehen Autos auf dem ausladenden Parkplatz eines Supermarkts, gegenüber rauscht der Autoverkehr über eine breite Straße. Ein kleines Areal nur des ehemaligen Güterbahnhofs Moabit, aber ein Areal grausamer Historie. Die Schienen gehören zu Gleis 69, die Spundwand begrenzt eine ehemals sehr breite und langgezogene Rampe. Symbole des Schreckens.

Denn an dieser Rampe, von diesem Gleis, rollten Züge direkt in die Vernichtungslager oder in die Ghettos im Osten, rund 30.000 Juden wurden zwischen 1942 und 1944, in Güterwaggons gepfercht, deportiert. Der größte Deportationsbahnhof in Berlin, auf kümmerlichen 250 Quadratmetern zwischen Quitzowstraße und Ellen-Epstein-Straße ist er noch erkennbar.

Am Mittwoch wurden die ersten von 24 Kiefern gepflanzt

Dieser historische Platz ist offiziell der „Gedenkort Güterbahnhof Moabit“. Am Mittwoch wurden die ersten von 24 Kiefern gepflanzt, die diesen Ort symbolisch aufwerten und an die Geschichte des Bahnhofs erinnern sollen. Die Bäume sind das Werk eines Künstlerkollektivs, das Ergebnis eines Kunstwettbewerbs. Eine Jury hatte das Projekt mit dem Namen „Hain“ als beste Lösung ausgewählt.

Der Wettbewerb wurde von der Senatsverwaltung für Kultur in Abstimmung mit dem Bezirk Mitte organisiert. In Kürze werden noch zwei Informationstafeln aufgestellt, auf denen die Geschichte dieses Ortes geschildert wird.

Sabine Weißler (Grüne), in Mitte als Bezirksstadträtin unter anderem zuständig für Umwelt und Kultur, sagte, dass dieser Ort „zwischen Verwertungsdruck und Unkenntnis in seiner Bedeutung fast untergegangen wäre“.

Das Projekt kostet 200.000 Euro

Dazu muss man sich bloß die unmittelbare Umgebung der Schienen anschauen. Denn rund um das kümmerliche Gleisstück entstanden ein Supermarkt, ein Parkplatz, eine riesige Verkaufshalle. Es ist ein Gewerbegebiet, der Verkauf teurer Grundstücke war lange Zeit wichtiger als die Rücksicht auf den Erinnerungsort.

Zudem wurde der Bahnhof in seiner Bedeutung für die Deportationen lange unterschätzt. Erst der Historiker Alfred Gottwaldt hatte vor einigen Jahren durch intensive Forschungen erkannt, wie groß die Zahl der Menschen ist, die hier von den Nazis abtransportiert wurden. Das ganze Projekt kostet 200.000 Euro. 50.000 Euro kommen von der Senatsverwaltung für Kultur, 150.000 Euro steuert die Klassenlotterie bei.

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