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Karl-Theodor zu Guttenberg, Gründer von Spitzberg Partners und Ex-Verteidigungsminister

© Imago images/IP3press

Früherer Bundesverteidigungsminister: Firma von Karl-Theodor zu Guttenberg beriet Wirecard

Die Firma des Ex-Verteidigungsministers arbeitete für die nun insolvente Wirecard. Guttenberg soll bei der Bundesregierung auch für Wirecard geworben haben.

Die Investment- und Consultingfirma Spitzberg Partners des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat einem Medienbericht zufolge den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard beraten. Das Unternehmen Guttenbergs habe mit Wirecard zwischen 2016 und 2020 zusammengearbeitet, berichtete die „Bild“-Zeitung am Mittwoch.

„Im Rahmen unseres begrenzten Mandates umfassten die Dienstleistungen ausschließlich die Unterstützung bei der Identifikation und Anbahnung neuer industrieller und technologischer Partnerschaften“, bestätigte Guttenberg der „Bild". Außerdem soll Spitzberg Partners bei der Platzierung von Wirecard als Partner auf Konferenzen geholfen haben.

Bei besagten „neuen industriellen und technologischen Partnerschaften" soll es sich konkret um den Kauf eines chinesischen Zahlungsabwicklers durch Wirecard gehandelt haben. „Wir haben die Bundesregierung 2019 über die geplante Akquisition in China unterrichtet“, sagte Guttenberg der „Bild“. Der Vorgang ist seit November 2019 öffentlich einsehbar.

Wie zudem der „Spiegel" berichtet, soll Guttenberg das Geschäft nicht nur gemeldet, sondern auch „die Möglichkeiten wohlwollender Begleitung im bilateralen Verhältnis mit China eruiert“ haben. Guttenberg habe somit als Lobbyist für Wirecard bei der Bundesregierung geworben.

Guttenberg „entsetzt und schockiert“ über Wirecard-Skandal

„Wir hatten zu keinem Zeitpunkt Zugang zu noch Kenntnis von etwaigen Diskrepanzen in der Bilanzierung“, sagte Guttenberg der„Bild“ zum Bilanzskandal bei Wirecard. Weiter sagte Guttenberg, er sei „entsetzt und schockiert über die jüngsten Enthüllungen und Entwicklungen“ und habe deswegen das Beratungsmandat für Wirecard beendet. „Wir haben, wie viele andere Firmen auch, ein Dax-Unternehmen beraten, das tadellos erschien, im Nachhinein aber alle getäuscht hat, inklusive der deutschen Aufsichtsbehörden."

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Derweil kündigte die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde Esma an, im Zuge des Wirecard-Skandals das deutsche Meldesystem der Finanzaufsichtsbehörden überprüfen zu wollen. In einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme der Esma hieß es, dass die deutsche Finanzaufsicht angesichts bereits im Jahr 2017 aufgeworfener Fragen zu Wirecard versagt haben könnte. Die EU-Behörde will demnach eine erste Beurteilung bis zum 20. Oktober abschließen.

Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen eingestehen musste, dass in der Bilanz aufgeführte Barmittel von 1,9 Milliarden Euro, die angeblich auf asiatischen Bankkonten lagen, nicht auffindbar seien.

Bafin-Präsident Felix Hufeld bezeichnete die Ereignisse als eine „Schande" für Deutschland. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat als Konsequenz aus dem Bilanzskandal eine Reform der deutschen Finanzaufsicht angekündigt. (Tsp, AFP)

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