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Frühere Statue aus Friedrichshain: Kopf von Lenin soll nach 24 Jahren ausgegraben werden

Einst prangte der riesige Kopf Lenins auf dem Leninplatz in Friedrichshain. Dann wurde er vergraben. Nun soll er wieder ausgebuddelt werden. Wir haben uns den Ort angesehen.

Erst sollten ihn alle sehen und jetzt gar niemand: Wenn nächste Woche der Kopf des gewaltigen Lenin-Denkmals nach 24-jähriger Zwischenlagerung im Köpenicker Forst ausgebuddelt wird, dürfen keine Journalisten dabei sein. „Wir bitten von weiteren Akkreditierungswünschen abzusehen“, hat die Stadtentwicklungsverwaltung der interessierten Weltpresse mitgeteilt. Außerdem „verbieten die Auflagen des Naturschutzes die Anwesenheit von mehr als 20 Personen unmittelbar in der Nähe der Ausgrabung“. Was liegt also näher, als sich allein auf den Weg zu machen?

Doch dieser Weg wird kein leichter sein, wie sich rasch erweist. Hinter Müggelheim führt ein ehemaliger Fahrweg zu einem ehemaligen Campingplatz auf die Halbinsel zwischen Großer Krampe und Seddinsee. Der Wald ist groß und einsam genug, um darin verloren zu gehen. Und der Weg endet an einem verschlossenen Tor mit Zaun beiderseits: Schießplatz, Betreten verboten! Es gab ja schon manchen Knalleffekt im Zusammenhang mit den knapp 130 Granitbrocken, von denen einer der Kopf des Revolutionärs ist. Vor einem Jahr behauptete selbst das Landesdenkmalamt noch, man wisse gar nicht, wo der Kopf liege und könne ihn folglich auch nicht für die neue Ausstellung über Berliner Denkmäler in der Spandauer Zitadelle freigeben. Dabei ist Lenin formal längst kein Denkmal mehr, sondern, nun ja, Bauschutt im Wald mit streng geschützten Zauneidechsen drauf.

Die Eidechsen sind schon weg

Reptilien und insbesondere Kriechtiere sind im Vorteil auf den letzten Metern durchs Dickicht. Brennnesseln und Brombeeren bilden einen massiven Verteidigungsring, beleuchtet von mannshoher Goldrute, unsichtbar verstärkt von kapitalen Spinnennetzen. Bauschutt liegt im Wald; Ziegel mit Ornamenten, einzelne Betonbröckchen. Aber kein ukrainischer Marmorgranit wie jener vom einstigen Leninplatz in Friedrichshain. Doch dann, endlich, auf einer Lichtung, leuchtet weiß der Eidechsenzaun in der Sonne, der sich um einen bewachsenen Sandhügel zieht. Ein 30 Zentimeter hoher Kunststoffstreifen mit eingegrabenen Plastikdosen alle paar Meter. Irgendwer hat für den Naturschutz viel Pudding aus Ein-Kilo-Behältern gegessen, um die Behälter für den Eidechsenfang freizubekommen. Vorsichtiger Blick in eine der Dosen: nur ein Mistkäfer drin. Mist für ihn – und gut für die Exhumierung, wenn die Eidechsen schon weg sind von hier. Birken und Gräser schaukeln im Wind. An einer Stelle hat jemand den Sandhaufen angegraben, aber das Gestein liegt nicht frei.

Ist der Kopf schon lange verloren?

Seit Jahren gibt es Gerüchte, dass Schatzsucher den Kopf längst geklaut haben. Aber der soll dreieinhalb Tonnen wiegen, und der Weg ist schon ohne Gepäck mühsam genug. Andererseits: Wenn es in Berlin eine Stelle gibt, an der man ungestört einen Hubschrauber beladen kann wie im Film „Good bye, Lenin!“, dann hier.

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