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Im Quartier 206 an der Friedrichstraße stehen seit Jahren Ladenflächen leer.

© Cay Dobberke

Friedrichstraße in Berlin-Mitte: Quartier 206 soll zwangsversteigert werden

Das Luxuskaufhaus „Quartier 206“ an der Friedrichstraße soll versteigert werden, doch der Eigentümer wehrt sich.

Die Schachbrettfliesen, das großzügige Atrium, geschwungene Treppen im Marmorlook – das Quartier 206 wurde mal gebaut, um Eindruck zu schinden. Seit 20 Jahren gibt es die edle Einkaufspassage an der Friedrichstraße, doch nach ein paar guten Jahren zu Beginn setzte bald die Krise ein. Edelmarken wie Gucci, Louis Vuitton, Moschino und Yves Saint Laurent zogen wieder aus. Das böse Wort Leerstand machte die Runde. 2011 verlor die finanzierende Bank die Geduld und setzte die Zwangsverwaltung der Immobilie durch. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Am 4. Mai steht erneut ein Termin zur Zwangsversteigerung an. Mit 70 Millionen Euro beziffert der Gutachter den Verkehrswert der Immobilie, die mit rund 140 Millionen Euro Schulden belastet ist. Doch der Eigentümer, die Familie Jagdfeld, will die Versteigerung verhindern. Das sei bis jetzt mehrfach gelungen, erklärte der Vertreter von Jagdfeld, Christian Plöger. „Der Eigentümer ist davon überzeugt, dass der Versteigerungstermin aufgehoben werden wird.“

Departmentstore 206 schloss Anfang 2017

Zwischen den Gläubigern und Jagdfeld gibt es seit Jahren Rechtsstreitigkeiten um das Haus. Eine Versteigerung konnte der Immobilienkaufmann abwenden, doch die Zwangsverwaltung lief weiter. Währenddessen dämmert das Quartier weiter vor sich hin. Anfang 2017 schloss der „Departmentstore“ von Anne Maria Jagdfeld, der letzte große Ankermieter, das „unangefochtene Shopping-Highlight“, wie es in einem Modejournal gepriesen wurde. Derzeit sind auf der Internetpräsenz neun Luxusmarkenshops und zwei Cafés gelistet. Platz wäre laut Verkaufsexposé für rund 35 Geschäfte.

2017 sollte eigentlich das 20. Jubiläum des Quartiers groß gefeiert werden, mit einer Beteiligung an den Filmfestspielen und an der Fashion Week. Doch der pompöse Neustart zündete nicht. Wie groß der Leerstand inzwischen ist, verschweigen die Verantwortlichen. Neben der Passage mit rund 8000 Quadratmetern Verkaufsfläche sind im Haus noch die private Meoclinic und elf Apartments untergebracht.

Seit 27 Jahren Baustelle

Guido Herrmann vom Marketingverein „Die Mitte“, hervorgegangen aus der Interessengemeinschaft Friedrichstraße, spricht vom Strukturwandel im Einzelhandel und einer veränderten Nachfrage. Statt internationaler Luxusmarken funktionierten eher regionale Manufakturen. Man müsse kleinteiliger denken und Angebote für unterschiedliche Besucher machen. Friedrichstraße und Unter den Linden hätten sich nicht wie Ku’damm oder Schlossstraße kontinuierlich entwickeln können. „Dieses Gebiet ist seit 27 Jahren als Baustelle definiert.“ Was man brauche, wenn die U 5 denn mal fertiggebaut ist, sei einfach „Ruhe“ und keine neuen Ideen wie Fußgängerzone.

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