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Ruhig ist es in der Friedrichstraße in diesen Tagen. Das liegt sowohl an der Sperrung für Autos als auch am Shutdown.

© Stephanie Loos/AFP

Friedrichstraße bleibt autofrei: Pilotprojekt „Flaniermeile“ in Mitte wird bis Oktober verlängert

Erst waren es gut fünf Monate - nun sollen daraus 14 werden, an denen ein Stück der Friedrichstraße für Fußgänger und Radverkehr reserviert bleibt.

Die Friedrichstraße bleibt zwischen Leipziger und Französischer Straße bis Ende Oktober 2021 Fußgängern und Radverkehr vorbehalten. Wie die Verkehrsverwaltung am Freitag mitteilte, haben Senat und Bezirk Mitte nach Gesprächen mit Anrainern und „Vertreter*innen der Zivilgesellschaft“ sowie der Auswertung vorliegender Daten beschlossen, die zunächst bis Ende Januar befristete Sperrung von gut 500 Metern für den Autoverkehr zu verlängern. Die Evaluation des Projektes laufe weiter.

"Die Corona-Sondersituation hat die Vergleichbarkeit der Projekt-Auswirkungen mit dem vorherigen Zustand erschwert", teilte die Verkehrsverwaltung mit. "Über Optionen der Straßengestaltung, Raumaufteilung, Logistik und weitere Möglichkeiten zur Optimierung des bisherigen Projektes sind der Bezirk und die Senatsverwaltung im Austausch mit Anrainern, interessierten Bürger*innen und Verbänden." Zu berücksichtigen seien dabei stets die Anforderungen für den bestmöglichen Infektionsschutz.

In den ersten Wochen des Pilotprojekts "Flaniermeile Friedrichstraße" im Spätsommer herrschte noch reges Leben.
In den ersten Wochen des Pilotprojekts "Flaniermeile Friedrichstraße" im Spätsommer herrschte noch reges Leben.

© imago images/Dirk Sattler

Verkehrssenatorin Regine Günther erklärte: "Wir müssen außerdem davon ausgehen, dass Abstandhalten im gesamten Jahr 2021 wichtig bleibt – was auf einer Friedrichstraße ohne Autos besser zu gewährleisten ist. Die Weiterführung des Pilotprojektes ist deshalb konsequent und richtig." Berlin sei damit in guter Gesellschaft: "Auch viele andere Städte der Welt unternehmen große Anstrengungen, um ihre verkehrsbelasteten Zentren gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern wieder lebenswert zu machen.“ Es habe erwartungsgemäß viel Lob, aber auch Kritik an dem Ende August gestarteten Projekt gegeben.

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Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel kündigte an, dass das Bezirksamt Unternehmen und Immobilieneigentümer unterstützen wolle, "die Friedrichstraße wieder zur Modestraße Nr. 1 in Berlin zu machen. Gerade viele kleine Labels suchten prominente Präsentationsmöglichkeiten für ihre Kreationen. Entsprechend wichtig sei die Vermietung leer stehender Geschäftsräume. „Pandemiebedingt konnte die Umgestaltung der Friedrichstraße – mit Ausnahme gastronomischer Angebote – noch nicht ihr Potenzial für eine Belebung des dortigen Handels ausschöpfen", erklärte von Dassel.

Der Autoverkehr hat insgesamt abgenommen

Für ein umfassendes Resümee - auch zur Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern - liegen nach Angaben der Verkehrsverwaltung wegen der Coronakrise noch nicht genug Vergleichsdaten vor. Es gebe aber Ergebnisse einer Zwischenauswertung. Demnach habe sich die Luftqualität verbessert und die Verkehrsbelastung im Saldo abgenommen: Der Kfz-Verkehr habe in den Parallelstraßen (Glinka-, Charlotten- und Wilhelmstraße) weniger stark zugenommen, als er in der Friedrichstraße zurückgegangen sei, hieß es mit Verweis auf Daten von mehr als 40 Messpunkten.

Allerdings haben vom Tagesspiegel ausgewertete Daten der Verkehrsinformationszentrale ergeben, dass der Autoverkehr im Coronajahr auch an vielen anderen Stellen fast nie das übliche Niveau des Vorjahres erreicht hat. Besonders deutlich war der Rückgang in der Leipziger Straße, die die Friedrichstraße kreuzt.

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Eine weitere Erkenntnis der Verwaltung: Raserei von Radfahrern sei nicht registriert worden; wie berichtet hatte die Polizei bei zwei Kontrollen keinen einzigen nennenswerten Verstoß gegen das Tempolimit von 20 km/h registriert.

Aus Sicht der Verwaltung funktionieren auch die Lieferkonzepte für den Einzelhandel, und die gastronomischen Betriebe hatten trotz Corona-Einschränkungen deutliche Umsatzsteigerungen während der Sommersaison 2020. Das sei insbesondere dem neuen "Angebot attraktiver Außenplätze" zu verdanken - obwohl es an der Gestaltung der Straßenränder mit provisorischen Sitzgelegenheiten und Topfbäumen einige Kritik gab.

Auch die Angebote der „Showcases“ - kleine gläserne Pavillons - werden laut Senat gut genutzt, weshalb der Bezirk ihre Anzahl verdoppelt habe.

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