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Das Riesenrad im Spreepark hat viele Fans.

© Kitty Kleist-Heinrich

Freizeitpark in Berlin-Plänterwald: Der Spreepark wird nicht wieder zum Rummel

Auch wenn sich das einige Fans wünschen: Der Spreepark wird nicht wieder zum Vergnügungspark. Dafür könnte ein Baumwipfelpfad entstehen.

Für den Spreepark hat Rot-Rot-Grün nicht eine Zeile übrig, dabei ist der Koalitionsvertrag nicht gerade knapp ausgefallen. Frisches Geld vom Land für die Reaktivierung des ehemaligen Freizeitparks im Plänterwald wird es vorerst wohl nicht geben. Drei Millionen Euro kann Grün Berlin für die Beseitigung von Müll und Schadstoffen sowie die Sicherung von Gefahrenstellen ausgeben.

Seit drei Monaten ist auch ein Team von Planern auf dem Gelände unterwegs, um Ideen für die Zukunft des Parks zu entwickeln. Am Freitagabend präsentierten sie auf der 2. Dialogveranstaltung im Funkhaus Nalepastraße ihre Vorgehensweise und erste Vorschläge. „Ein neuer Parktyp soll entstehen“, sagte Teamchef Tilman Latz vom Büro Latz + Partner aus Kassel. „Schritt für Schritt wollen wir einzelne Orte realisieren.“

Der Spreepark soll zusammen mit Anwohnern, Vereinen und Kulturveranstaltern entwickelt werden, doch völlig ergebnisoffen ist der Dialogprozess nicht. „Den alten Vergnügungspark kann es nicht mehr geben“, sagte Tilman Latz, das habe „der Auftraggeber“, also Grün Berlin, schon mal vorgegeben. Dabei gibt es durchaus einige Spreepark-Fans, die sich genau das wünschen.

Bei der ersten Dialogveranstaltung im Juli durfte jeder frei heraus seine Spreeparkträume aufschreiben. Neben „Freizeitpark für die ganze Familie“, „Themenpark Horror“ und „Vergnügungspark wie ganz früher“ gab es auch Stimmen für das Gegenmodell, einen „Naturpark“ mit Baumhäusern oder einem Baumwipfelpfad. Hundebesitzer wünschen sich ein großes Hundeauslaufgebiet, Hundegegner fordern eine „hundefreie Zone“. Manche würden gerne in einen Badesee springen, andere bevorzugen eine „Seilrutsche ins Wasser“ oder eine Flussbadestelle.

Das Vorhandene nutzen und neu interpretieren

Offiziell lautet das Motto „Kunst- und Kulturpark“ nach dem Vorbild des Parks Duisburg-Nord, in dem ein altes Industrieareal als Natur- und Kunstraum neu gestaltet wurde, ebenfalls vom Büro Latz + Partner. Der Spreepark sei zwar nicht vergleichbar und mit 23 Hektar viel kleiner als Duisburg-Nord, sagte Latz, aber nicht minder reizvoll. Man wolle „nichts drüberstülpen“, sondern das Vorhandene nutzen und neu interpretieren.

Einiges könnte aber auch fast so wie früher werden, etwa das Riesenrad und die Parkeisenbahn. Beide Attraktionen des alten Spreeparks würden auf ihre Tauglichkeit untersucht. Entlang der Bahntrasse könnte es auch einen Baumwipfelpfad geben. Das „labyrinthische System“ der Parkwege solle erhalten und durch „punktuelle Interventionen“ ergänzt werden. Aus einem alten Trafohaus könnte beispielsweise ein Werkraum für Künstler oder ein Besuchertreff entstehen.

Für die Plastikdinos oder die Achterbahn gibt es noch keine Nachnutzungsideen. Der Kunsthistoriker Florian Matzner, bekannt geworden als Leiter des Festivals „Emscherkunst“, soll zusammen mit der Szenografin Sonja Beeck vom Büro Chezweitz das „utopische Potenzial“ des Spreeparks heben und sichtbar machen. Banale Barrieren wie der Sicherheitszaun rund um den Park passen nicht gut in diese surreale Welt, deshalb basteln die Kreativexperten an Konzepten, wie der Zaun durchlässiger und „fließender“ werden kann, ohne ihn abzureißen, „da ist uns schon was eingefallen“, sagte Sonja Beeck, verraten möchte sie das aber noch nicht.

Das Publikum im Sendesaal des Funkhauses hielt sich mit Kritik zurück. Anwohner forderten vor allem, es möge künftig nicht mehr so laut werden wie früher. Das Parkplatzproblem, das es am alten Spreepark ständig gab, könnte doch durch eine neue Erschließung vom Wasser aus oder durch den ehemaligen, nach dem Krieg gefluteten Spreetunnel gelöst werden. Die alte „Knüppelbahn“, eine Straßenbahnlinie von Stralau nach Treptow, könnte ja zum Spreepark verlängert werden. Auch dieser utopisch erscheinende Gedanke wurde vom Planungsteam nicht abgewiesen. Alles ist denkbar, solange es nicht ums Geld geht. Im Frühjahr 2017 soll es die nächste Dialogveranstaltung geben.

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