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Bildungssenatorin Sandra Scheeres und der Regierende Bürgermeister Michael Müller (beide SPD). (Archivbild)

© imago images/Christian Ditsch

Update

Fraktion will Entscheidung „einkassieren“: Berliner SPD streitet über Corona-Tests unter Aufsicht von Lehrkräften

Für Schüler gilt bald eine Testpflicht: Senatorin Scheeres plant eine Aufsicht durch Lehrkräfte, ihre Fraktion ist dagegen – und fordert externe Experten.

An der Vorgabe ist nichts zu deuteln: „Die Schüler:innen testen sich unter Anleitung durch das pädagogische Personal in der Schule selbst,“ lautet die Anweisung von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Doch dabei muss es nicht bleiben.

Ihre eigene Fraktion wolle Scheeres’ Entscheidung „einkassieren“, die Lehrkräfte zu den Testungen heranzuziehen, erfuhr der Tagesspiegel aus dem Abgeordnetenhaus am Freitag – einen Tag nach der entsprechenden Senatsentscheidung. Auch vom Landeselternausschuss gab es Kritik an Scheeres’ Vorgabe, wogegen von Schulleitungen unterschiedliche Signale kommen.

„Alle Kollegen sind für die Testung in der Schule, weil es um unsere Sicherheit geht“, berichtete etwa Astrid-Sabine Busse von der Grundschule an der Köllnischen Heide. Das Personal werde von dem Team eingewiesen, das bereits die Schnelltests im Kollegium begleitete. Busse ist die Vorsitzendes der Interessenvertretung Berliner Schulleitungen (IBS).

In der Sekundarschulleiter-Vereinigung gehen die Meinungen auseinander, so dass sie dafür plädiert, dass jede Schule selbst entscheiden kann. Der Vizevorsitzende Sven Zimmerschied hat an seiner Friedensburg-Schule bereits 600 Schüler getestet und damit gute Erfahrungen gemacht. Bei Testungen zu Hause hätte er mit „pauschal durch Eltern unterschriebenen Bestätigungen“ gerechnet oder damit, dass viele Schüler:innen diese Zettel gar nicht mitbringen.

Den Schulen bleibt eine Woche Zeit zur Vorbereitung

Hingegen fordert die Vereinigung der Oberstudiendirektoren (VOB) kategorisch die Testung zu Hause: Das Testen in der Schule anzuleiten, sei ungeimpftem Personal nicht zuzumuten. Die Kolleg:innen seien "hochgradig verunsichert", nachdem sich die sicher geglaubte Impfung zerschlagen habe.

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Den Schulen bleibt eine Woche Zeit, das neue Verfahren zu installieren, denn ab 19. April greift es. Bis dahin finden die Tests zu Hause statt – so wie ursprünglich vor den Ferien festgelegt.

Diese Festlegung war von der SPD-Fraktion schon länger kritisiert worden. Sie berief sich auf Fachleute wie Charité-Professor Frank Mockenhaupt, der auf die Risiken der häuslichen Testung hingewiesen hatte: Erfahrungen aus London hatten gezeigt, dass die Testbereitschaft in manchen Milieus bei nur 30 Prozent liege. Mockenhaupt hatte daher vermutet, dass man früher oder später zur Schul-Testung übergehen müsse und dabei auch auf Österreich verwiesen, das das Verfahren schon im Februar an die Schulen verlagert hatte.

[„Wer sich weigert, darf nicht am Unterricht teilnehmen“: So läuft es mit den „Nasenbohrer-Tests“ in Österreich.]

"Es gibt fast nur positive Rückmeldungen", berichtete am Freitag Herbert Weiß, der Vorsitzende der österreichischen Gewerkschaft für allgemeinbildende höhere Schulen (AHS). Es gebe "deutlich mehr Sicherheit". Die anfänglichen Bedenken seien "weg" - obwohl es auch in Österreich noch viele ungeimpfte Gymnasial- und Mittelschullehrer:innen gebe: Der Test werde am offenen Fenster vorgenommen.

Unverhohlene Kritik der SPD an der Senatorin

Senatorin Scheeres hatte aus Mockenhaupts Hinweis auf London und Österreich keine Konsequenzen gezogen, sondern beließ es zunächst bei der Festlegung auf eine häusliche Testung. So sei kostbare Zeit verloren gegangen, um Vorkehrungen für die Testung an den Schulen zu treffen, heißt es dem Vernehmen nach aus der SPD-Fraktion: Man müsse sich „Bündnispartner“ wie das Rote Kreuz suchen, um den Schul-Beschäftigten diese Aufgabe zu ersparen. Dazu teilte Scheeres' Sprecher mit, dass die Bildungsverwaltung schon bei den Lehrertestungen nach externen Testern - etwa von DRK und Apothekerverband - gesucht habe. Am Ende sei es auf die Schulung des eigenen Personals hinausgelaufen, weil die externen Kräfte schon anderweitig eingesetzt gewesen seien.

Der Landeselternausschuss hat Fragen

Der Landeselternausschuss warf am Freitag noch etliche Fragen zum weiteren Verfahren auf. Dabei ging es etwa um Fragen des Datenschutzes, um die Betreuung der positiv getesteten Kinder nach Bekanntwerden eines womöglich positiven Testergebnisses oder um rechtliche Fragen. Die Bildungsverwaltung kündigte gegenüber den Schulen ausdrücklich weitere Informationen an.

Bei der Senatssitzung am Donnerstag war es aber nicht nur um die Schultestung gegangen, sondern auch darum, dass die Siebt- bis Neuntklässler erst an die Schulen zurück dürfen, wenn die Abiturienten weg sind. Auch daran übte der Landeselternausschuss Kritik:

„Wir haben zahlreiche Schulen ohne gymnasiale Oberstufe und auch Schulen mit separaten Gebäuden für die Oberstufe“. Es sei nicht einzusehen, dass auch dort die Mittelstufen bis zum Abgang der Abiturienten warten müssten: „Eine Verknüpfung mit den Abiturjahrgängen können wir hier nicht nachvollziehen“, teilte das Gremium mit.

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