zum Hauptinhalt
Tagesspiegel-Redakteur, Ukraine-Kenner und Autor von "Schwarze Erde - Eine Reise durch die Ukraine": Jens Mühling.

© Dorothee Nolte

Fragen an den Autor: „Die Ukraine wird nicht zusammenwachsen, solange ihre Spaltung Russland nützt“

Ein zerrissenes Land: Tagesspiegel-Autor Jens Mühling ist durch die Ukraine gereist, von ihrer westlichen bis zur östlichen Grenze. Sein Buch „Schwarze Erde“ (Rowohlt Verlag) stellte er im Juli im Tagesspiegel-Salon vor. Hier einige Fragen der Gäste.

Sehen Sie Chancen, dass die Ukraine in absehbarer Zeit wieder zusammenwächst? Kann europäische Politik dabei helfen?
Walther Theuerkauf, Friedrichshain

Die Ukraine wird leider nicht zusammenwachsen, solange ihre Spaltung Russland nützt. Europa sollte insofern alles tun, um Putin davon zu überzeugen, dass seine destruktive Sabotagepolitik langfristig auch dem eigenen Land mehr Schaden als Nutzen bringen wird.

Da ich kürzlich erst erfahren habe, dass ich eine große Verwandtschaft in der Ukraine habe, wollte ich fragen, ob ich als Frau alleine dorthin fahren kann, ohne die Sprache gut sprechen zu können?
Anna K., Wilmersdorf

Als Frau können Sie bedenkenlos in die Ukraine reisen, solange Sie die östlichen Kriegsgebiete und die Krim meiden. In den großen Städten werden Sie in der Regel keine Probleme haben, Ukrainer mit Englisch- oder sogar Deutschkenntnissen zu finden. Schwieriger wird es bei Reisen in die Provinz, da sollten Sie sich vorher um ortskundige Begleitung kümmern. Fragen Sie Ihre Verwandten, die helfen Ihnen sicher gerne!

Mit welchen Gefühlen lässt der Tagesspiegel Sie in solche Gebiete ziehen?
Gudrun Birkholz, Lichtenrade

Gute Frage! Ich habe sie weitergegeben an meinen Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff – hier seine Antwort: „Mit gemischten. Einerseits mit einem gewissen Stolz, weil Jens Mühling Mut zeigt. Auch den Mut zur unverfälschten Authentizität. Anderseits immer mit ein bisschen Sorge, weil Mut manchen ja zu Übermut verführen kann. Aber nicht Jens Mühling. Da bin ich mir sicher.“

Welche Rolle spielt die russische Sprache in der Ukraine – in den Medien, im Kino, im Theater, in der Literatur?

Doris Theuerkauf, Friedrichshain

Das Russische ist in der Ukraine sehr verbreitet. Vor allem im Südosten des Landes und in Kiew drücken sich viele Menschen bevorzugt in der Sprache des Nachbarlandes aus. Auch in den westlichen Landesteilen beherrschen fast alle Ukrainer das Russische zumindest passiv, die meisten sind fließend zweisprachig. Deshalb ist Russisch auch in den Medien und den Künsten immer noch sehr präsent – allerdings in abnehmendem Maße, da sich seit dem Beginn des Nachbarschaftskonflikts insbesondere unter jüngeren Intellektuellen und Künstlern verstärkt das Ukrainische durchsetzt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false