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Die Zeit steht still“, betitelte Walerija Weiser ihr Foto, dem der erste Preis zuerkannt wurde.

© Walerija Weiser

Fotowettbewerb zum Jubiläum des Landesmusikrats: So klingt Berlin

Musikkultur für alle zugänglich zu machen, ist das Anliegen des Landesmusikrats. Zum 40-jährigen Jubiläum zeigt ein Fotowettbewerb, wie Musik die Stadt durchdringt. Wir zeigen die Gewinner.

Berlin ist eine der größten Musikmetropolen der Welt, mit den Berliner Philharmonikern und Daniel Barenboims Staatsoper als Aushängeschildern. Doch natürlich umfasst das klingende Leben der deutschen Hauptstadt noch so viel mehr. Die Stars sind ja nur die Spitze eines Eisbergs, dessen größter Teil sich unterhalb der öffentlichkeitswirksamen Oberfläche befindet. Neben den Profis machen nämlich hier auch Tausende und Abertausende Laien Musik. Deren Interessenvertretung ist seit 40 Jahren der Landesmusikrat.

60 Institutionen haben sich zusammengeschlossen, um beim Senat mit vereinten Kräften für ihre Interessen zu streiten. Weil die Lobbyarbeit eine Hauptaufgabe des Landesmusikrats ist, war es eine strategisch kluge Entscheidung der Mitglieder, dass sie vor einem Jahr Hella Dunger-Löper zur Präsidentin gewählt haben. Denn die SPD-Politikerin ist bestens vernetzt in der Stadt und kennt sich auch aus im Dickicht der Verwaltungsstrukturen. Sie war Volksbildungsstadträtin in Wilmersdorf, von 2004 bis 2011 Staatssekretärin für Stadtentwicklung, anschließend Beauftragte des Landes beim Bund.

Den zweiten Platz und zugleich den Sonderpreis des Landesmusikrat erhielt das Foto „Wie die Spree klingt“.
Den zweiten Platz und zugleich den Sonderpreis des Landesmusikrat erhielt das Foto „Wie die Spree klingt“.

© Walerija Weiser

Der in den Siebzigerjahren geprägte Slogan „Kultur für alle“ ist ihr Leitspruch, da ist sie ganz in der Wolle gefärbte Sozialdemokratin. Dass der aktuelle Kultursenator Klaus Lederer von der Linken ganz genauso denkt, erleichtert ihren Job natürlich. Denn wenn sie ihn beispielsweise darauf anspricht, dass nicht nur bildende Künstler Schwierigkeiten haben, bezahlbare Ateliers zu finden, sondern dass auch Musiker händeringend Proberäume suchen, kann sie auf Verständnis hoffen. Und auf Abhilfe.

„Platzmusik vom Balkon“, wie Kerstin Maul ihr Foto nannte, bekam den dritten Preis.
„Platzmusik vom Balkon“, wie Kerstin Maul ihr Foto nannte, bekam den dritten Preis.

© Kerstin Maul

Bei der Chorförderung war der Ruf nach mehr Unterstützung bereits erfolgreich. Die seit 1996 eingefrorenen Fördermittel wurden 2018 endlich wieder substanziell erhöht. Als Nächstes muss die Vergabe der Gelder reformiert werden. Weil der Senat und der Berliner Chorverband da noch verschiedene Konzepte favorisieren, hat sich der Landesmusikrat als Vermittler eingeschaltet. Die verschiedenen Akteure miteinander ins Gespräch zu bringen, ist sowieso ein wichtiger Aspekt der Arbeit von Hella Dunger-Löper und ihrem Team. Neben dem jährlichen Chortreff veranstaltet der Landesmusikrat alle vier Jahre auch ein Treffen für Berliner Amateurorchester. Für die nächste Ausgabe im Mai 2019 haben sich 50 Ensembles angemeldet, berichtet die Präsidentin begeistert: „1400 Instrumentalistinnen und Instrumentalisten werden dann in der Landesmusikakademie zusammenkommen, die im FEZ in der Wuhlheide untergebracht ist, sich gegenseitig Sinfonisches vorspielen, Workshops besuchen und sich austauschen. Neugierige Zuhörer sind natürlich herzlich willkommen.“

Auf der Straße. „Des Musikers bester Freund und Helfer“ von Lina Rustenmeyer.
Auf der Straße. „Des Musikers bester Freund und Helfer“ von Lina Rustenmeyer.

© Lina Rustenmeyer

Logistisch wird der Orchestertreff eine Herausforderung für die Mitarbeiter. So wie auch die alljährliche Organisation von „Jugend musiziert“. Rund 500 Anmeldungen gibt es dabei jeweils auf Landesebene. 2002 war Berlin das erste Bundesland, das den Kreis der klassischen Instrumente um die türkische Langhalslaute Baglama erweiterte. 2006 wurden ein eigener Bereich für „Populäre Musik“ eingerichtet, mit Wertungen für E-Gitarre, Bass, Drumset, Popgesang und DJs, zuletzt kam 2008 die „interkulturelle Perkussion“ hinzu.

Bar-Begegnung. Das in die Endauswahl gekommene Foto reichte Christel Kuke ein.
Bar-Begegnung. Das in die Endauswahl gekommene Foto reichte Christel Kuke ein.

© Christel Kuke

„Unabhängig von sozialer und ethnischer Herkunft wollen wir eine Teilhabe am kulturellen Leben ermöglichen“, sagt Hella Dunger-Löper. Und zwar den Laien wie den Profis. In diese Richtung zielte auch die Einrichtung einer Beratungsstelle für geflüchtete Musiker. Die Nachfrage war so groß, dass das Projekt jetzt verlängert wurde.

In der Endrunde: "Friedhofsklänge" von Christel Kuke.
In der Endrunde: "Friedhofsklänge" von Christel Kuke.

© Christel Kuke

Beim 40-jährigen Jubiläum, das am Montag mit einem Festakt im Roten Rathaus gefeiert wurde, wurden auch die Gewinner eines Fotowettbewerbs ausgezeichnet, zu dem der Landesmusikrat und der Tagesspiegel aufgerufen hatten. Das Jubiläum will der Musikrat auch nutzen, um Stadt und Musik noch besser zu verknüpfen. „Durch die fortschreitende Digitalisierung koppelt sich unser Leben immer mehr ab von direkten Erfahrungen“, sagt Hella Dunger-Löper. Umso wertvoller sei, Musik selber zu machen und Musik live zu erleben. Um das zu ermöglichen, müssten Musikschulen und Musikbibliotheken deutlich besser gefördert werden. Zum Beispiel, indem man beim Neubau von Schulen die Gebäude gleich so plant, dass auch Musikschulunterricht dort möglich ist. „Schulen müssen wie Stadtteilzentren konzipiert sein“, findet Dunger-Löper. „Dann können sie Treffpunkte werden, die die Lebensqualität eines Quartiers definieren.“

In der Endrunde: „Straßenmusikerin“ von Ulrich Mählert.
In der Endrunde: „Straßenmusikerin“ von Ulrich Mählert.

© Ulrich Mählert

Um die Vielfalt der Musikorte erlebbar zu machen, die es in Berlin früher gab und heute gibt, möchte die studierte Historikerin auf der Internetseite des Landesmusikrats einen interaktiven Stadtplan anbieten. „Die Karte, auf der man online Informationen zu den Stolpersteinen abrufen kann, hat mich dazu inspiriert“, sagt Hella Dunger-Löper. Straßen, die nach Musikern benannt sind, sollen ebenso verzeichnet sein, wie Gedenktafeln, außerdem Informationen zu Künstlerpersönlichkeiten und natürlich alle Adressen, wo Musik erklingt, vom Club bis zum Konzertsaal. „So lässt sich ein breites Publikum erreichen. Denn jeder kann dann nachschauen: Was gab’s und gibt’s in meinem Kiez?“

Weitere Infos zur Arbeit des Landesmusikrats unter www.landesmusikrat-berlin.de.

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