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Fotoblog „When Olive Met“: Zoë Noble fotografiert Hunde und ihre Herrchen

Zoë Noble porträtiert Hunde und ihre Besitzer, die sie auf Spaziergängen mit ihrer Bulldogge Olive trifft. Dabei fand die Künstlerin Geschichten über bedingungslose Liebe, die sie auf ihrem Blog veröffentlicht.

Olive, die Französische Bulldogge, hopst auf den Schoß von Zoë Noble. Die hat gerade eine alte Weisheit betont: „Ich liebe es, wie Hunde tatsächlich aussehen wie ihre Herrchen und andersherum.“ Meint sie das wirklich ernst, mit allen Konsequenzen? Die Hundebesitzerin lacht. „Guck dir mal unsere Haare an, wir sind beide grau.“ Tatsache, die grau-schwarz melierten Haare von Noble sind trotz ihres jungen Alters von 33 Jahren so natürlich wie das Fell ihres Hundes. Als die beiden sich später zum Spaziergang bereitmachen, wird die Ähnlichkeit noch eklatanter. Nobles langer Mantel in Salz-und-Pfeffer-Optik taucht sie weiter ins Grau. Das Beige ihrer Handschuhe findet sich gar an den weichen Lefzen von Olive wieder.

Herrchen und Hund – dieses Thema fasziniert die Fotografin, seit sie selbst Hundebesitzerin ist. In ihrem Fotoblog „When Olive Met“ veröffentlicht sie Bilder von Hunden und ihren Menschen, die sie beim Spazierengehen trifft, vor allem auf ihrer Route entlang dem Landwehrkanal in Kreuzberg. Dazu führt sie Interviews mit den Hundebesitzern. Auch in London und New York hat Zoë Noble Porträts gesammelt. „Dort sind die Leute ganz fasziniert davon, wie selbstverständlich Hunde in Berlin dazugehören“, sagt Noble. Ein Hund im Café oder im Restaurant? In London sei ihr das nie begegnet.

Zoë Noble fotografiert Hunde und ihre Besitzer.
Zoë Noble fotografiert Hunde und ihre Besitzer.

© Zoë Noble

Als sie vor fünf Jahren nach Berlin zog, war Zoë Noble daher ganz verblüfft über die Hundepräsenz in der Stadt. „Ständig sieht man so interessante Menschen mit wunderschönen Hunden“, sagt sie. Ihr kam der Gedanke, zu dokumentieren, welche Menschen- und Hunde-Persönlichkeiten da zusammenfinden. So wurde Zoë Noble zur Sammlerin von Geschichten über bedingungslose Liebe. Sie handeln von Hunde-Küssen, Hunde-Philosophen und unzertrennlichen Freunden.

Auf ihrem Blog erzählt Zoë Noble Geschichten von Hunden und ihren Herrchen.
Auf ihrem Blog erzählt Zoë Noble Geschichten von Hunden und ihren Herrchen.

© Zoë Noble

Olive hilft dabei, die Kontakte zu knüpfen. Sie sei ein sehr sozialer Hund und tobe ausgelassen mit sämtlichen Artgenossen, sagt Noble. Jetzt bleibt Olive auf dem Gehweg stehen und guckt. Kein Schnüffeln, Bellen oder was Hunde sonst so tun. Nur stehen und gucken. „Ich habe noch nie verstanden, weshalb sie das macht“, sagt Zoë Noble. Sie habe gelernt, es hinzunehmen und zu warten bis Olive fertig damit ist – was auch immer es sein mag. Außer es ist kalt, so wie heute, dann gibt es schon mal ein paar Zungenschnalzer und ermunternde Aufforderungen. „Olive, komm.“

Beim Spazieren treffen Zoë Noble und Olive oft auf Tusia. Die fährt ihre Englische Bulldogge Maggie im Kinderwagen spazieren – wegen eines Hüftproblems, wie Noble erfuhr, als sie um ein Porträtfoto bat. „Sie liebt ihren Hund so sehr. Da ist es ihr egal, was irgendjemand darüber denkt“, sagt Noble. Jedes Mal trage Tusia die 24-Kilo-Hündin dafür vier Stockwerke hoch und runter.

INteressante Menschen- und Hundepersönlichkeiten finden laut Noble zusammen.
INteressante Menschen- und Hundepersönlichkeiten finden laut Noble zusammen.

© Zoë Noble

Unter den Porträtierten sind auch Dicki und Gina. Ebenfalls wegen einer Beeinträchtigung beim Gehen hat Dicki seiner Englischen Bulldogge sein Fahrrad umgebaut, mit Extra-Sitz für die Hündin. An der Seitenwand steht wie eine Liebeserklärung in Baumrinde: „Dicki & Gina“. Ein paar Klicks weiter erzählt Mara von der Vorliebe ihres Hundes Box, eleganten jungen Frauen auf die Kleidung zu schlabbern. Es scheint, als könnten Hundebesitzer, was im menschlichen Umgang miteinander nicht immer einfach ist, nämlich die Gefährten in ihren Eigenheiten akzeptieren – ohne Vorhaltungen.

Partnerlook bei Hund und Herrchen
Partnerlook bei Hund und Herrchen

© Zoë Noble

Silvester zum Beispiel war Olive so verstört wegen des Feuerwerks, dass Zoë Noble und ihr Ehemann vier Tage lang mit ihr zu Hause blieben, bis sie wieder bereit war, die Wohnung zu verlassen. „Wir wollten sie nicht alleine lassen und haben alle Silvester-Einladungen ignoriert“, sagt Noble. „Dafür sind die Tiere eine Konstante in unseren verrückten Leben.“ Deshalb täten Hundebesitzer so ziemlich alles für ihre Begleiter. „Mein Hund hat mein Leben gerettet“, hört Noble immer wieder. Olive tue ihr den Dienst, sie aus dem Haus zu bringen und mit anderen Hundebesitzern in Kontakt zu kommen. „Wenn man wie wir aus einem anderen Land nach Berlin zieht, ist es besonders wichtig, die eigene Blase immer wieder zu verlassen“, sagt Noble. Erst in Berlin war Zoë Noble auf den Gedanken gekommen, selbst ein Leben mit Hund zu führen. Ihr Ehemann sei anfangs nicht begeistert von der Idee gewesen. „Aber sobald er Olive getroffen hat, hat er sich verliebt.“

Im Februar ist die Hündin vier Jahre bei ihnen. Jetzt können sie gar nicht anders, als überall „Hunde gucken“ zu betreiben, wie Noble es nennt. In den kommenden Wochen wird Olive mit ihren Herrchen umziehen. Es geht nach Friedrichshain, nahe dem gleichnamigen Volkspark. „Friedrichshain ist voller Hunde“, sagt Noble.

Sie freut sich: Etliche neue Spazierrouten warten dort auf die drei – sowie jede Menge neuer Bekanntschaften. Dafür wird Olive schon sorgen.

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