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Da wächst was: In Grünheide verändert sich die Tesla-Baustelle stetig.

© Paul Zinken/dpa

Fortschritte auf der Tesla-Baustelle: In Brandenburg wird schneller gebaut als in Shanghai

In China ging eine Gigafactory nach weniger als zwei Jahren Bauzeit ans Netz. In Grünheide könnte dieser Rekord gebrochen werden. So soll es gehen.

Die zügig voranschreitenden Bauarbeiten an der Tesla-Fabrik in Brandenburg ziehen die ersten Zulieferer in die Grünheider Umgebung. „Wir führen mit einigen potenziellen Zulieferern Gespräche“, sagte Sebastian Saule, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB), dem Tagesspiegel Background.

Die Erfolgsaussichten seien „vielversprechend“. Trotz Corona seien die Kontakte zu den an einer Ansiedlung interessierten Unternehmen aufrecht erhalten worden, „zeitweise per Video, aber es gab auch schon wieder Termine vor Ort“, sagte Saule. Namen nannte der Wirtschaftsförderer nicht, auch zur Größe, Herkunft und Branche wollte Saule keine Angaben machen.

Obwohl Tesla noch ohne eine finale Genehmigung baut, ist der US-Elektroautohersteller optimistisch, im Sommer 2021 mit der Auslieferung der ersten Model Y beginnen zu können. „Die Zulieferer teilen diesen Optimismus“, sagte der WFBB-Geschäftsführer. Auch sie rechneten mit einem offiziellen Start der Gigafactory 4 im Juli kommenden Jahres.

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Doch kann Tesla in Brandenburg tatsächlich so schnell bauen wie in Shanghai, wo die Gigafactory 3 im Januar nach weniger als zwei Jahren Bauzeit ans Netz ging?

In der Fan-Gemeinde des US-Elektroautobauers ist man zuversichtlich. Tobias Lindh, einer der aktivsten Tesla-Spotter, die die Gigafactory-Baustelle in Grünheide östlich von Berlin minutiös beobachten und deren Fortschritt bei Twitter und Youtube dokumentieren, postete jetzt eine entsprechende Zeitleiste.

Fahrzeuge sollen im Juli 2021 ausgeliefert werden

Demnach liegt Tesla beim Bau seiner Fabrik im Zeitplan mindestens gleichauf mit der chinesischen Gigafactory 3, die im Januar in Shanghai ans Netz ging – nach einer Rekordbauzeit von weniger als zwei Jahren. Nicht ausgeschlossen ist, dass in Brandenburg sogar noch schneller als geplant produziert werden kann.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hatte angedeutet, dass womöglich schon im Herbst der Rohbau fertig sein könnte. Offizieller Start der Auslieferungen der ersten Fahrzeuge ist Juli 2021. Tesla will in Grünheide bis zu 500.000 Elektroautos pro Jahr bauen, zunächst das Model Y.

Acht Monate nach Gründung der Tesla Manufacturing Brandenburg SE im vergangenen November stehen aktuell bereits die ersten Mauern und Fundamente für die Lackiererei und für den Karosseriebau der Gigafactory 4 (GF4). Mit einem Drohnen-Flug dokumentiert Lindh den Stand der Dinge.

Rohbau kommt schnell voran

Brandenburgs Landesumweltamt hatte Tesla kürzlich die Erlaubnis erteilt, noch vor Abschluss des Hauptgenehmigungsverfahrens für die Fabrik bereits mit den meisten Rohbauarbeiten zu beginnen – auf eigenes Risiko. Sollte die GF4 am Ende nicht genehmigt werden, müsste Tesla den Ursprungszustand wiederherstellen.

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Gebaut wird die Tesla-Fabrik vom Berliner Unternehmen Arikon, das auch für die Rodung des Kiefernwäldchens verantwortlich war. Der Rohbau schreitet schnell voran, weil unter anderem Betonfertigteile verwendet werden, zum Beispiel von der bayerischen Baufirma Max Bögl. Der Konzern war auch am Bau des Flughafens BER beteiligt und hatte sich unter anderem mit einer Magnetschwebebahn ins Gespräch gebracht.

Strahlende Vision: So soll die Giga-Fabrik aussehen.
Strahlende Vision: So soll die Giga-Fabrik aussehen.

© promo

Aus dem neuen Bauantrag für die Fabrik, der Anfang Juli veröffentlicht wurde, geht hervor, dass Tesla an einigen Stellen für das Fundament Pfählungen vornehmen muss. Umweltaktivisten hatten Sorge, dass zahlreiche tiefe Pfähle in den Erdboden gerammt werden müssen und damit das Grundwasser vor Ort gefährdet würde. Inzwischen haben sich diese Befürchtungen als übertrieben herausgestellt.

Umweltschützer zeigen sich offen für den neuen Entwurf und Bauantrag. Die Pläne gäben „Anlass zur Hoffnung“, sagte der Vorsitzende des Naturschutzverbands Nabu in Brandenburg, Friedhelm Schmitz-Jersch, dem Wirtschaftsmagazin „Business Insider“.

Anzahl und Tiefe der Pfählungen würden deutlich geringer ausfallen als befürchtet. Der Nabu-Chef begrüßte außerdem die Verkleinerung der Tesla-Fabrik. „Das ist gut, weil dadurch der Wasserbedarf der Fabrik sinkt“. Man werde das Projekt gleichwohl weiter kritisch begleiten.

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