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Kanal voll. Am Wochenende hatten die Berliner Wasserbetriebe zur Besichtigung des künftigen Stauraumkanals unter dem Mauerpark geladen. Er soll 7611 Kubikmeter Abwasser zwischenspeichern, um Kanalisation und Gewässer zu entlasten.

© Stephan Natz/BWB

Wasser sparen wegen Trockenheit?: Berlin in der Wassermangel

Trotz monatelanger Trockenheit soll die Trinkwasserversorgung in Berlin sicher sein. Auf lange Sicht kann es aber massive Probleme geben.

Berlin - Die Rekorddürre soll für Berliner kein Grund sein, sich Sorgen um ihre künftige Trinkwasserversorgung zu machen – sofern sie nicht beruflich dafür zuständig sind. So etwa lautet die Diagnose von Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe (BWB). Auch die Qualität sei nicht in Gefahr. „Wir greifen noch keine Reserven an“, sagte Natz am Sonntag. Sollte die Trockenheit noch Monate anhalten, müssten zwar Grundwasserleiter angezapft werden, die sich nur langsam wieder auffüllen, aber von einem bedrohlichen Mangel sei man weit entfernt – noch.

Deshalb wollen die Wasserbetriebe auch nicht zum Sparen aufrufen. Mit etwa 600 000 Kubikmetern pro Tag liege die aktuelle Fördermenge etwa 40 Prozent unter der ums Jahr 1989 üblichen, „und auch damals haben die Mengen gereicht“. Der Rückgang nach dem Fall der Mauer lag im Wesentlichen an Deindustrialisierung und der Modernisierung von Armaturen samt Einbau von Wasserzählern in den östlichen Bezirken. Zwar wurden auch mehrere Wasserwerke stillgelegt, aber die verbliebenen Förderbrunnen kamen auch in der größten Sommerhitze nie an die Kapazitätsgrenze.

Dennoch befassen sich sowohl bei den Wasserbetrieben als auch in der Umweltverwaltung Fachleute mit der Frage, welche Lehren aus diesem Jahr zu ziehen sind, in dem es seit April so warm und so trocken ist wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Ein Zwischenfazit der BWB lautet: „Einschränkungen der Kapazitäten können nicht verkraftet werden“, zumal sich durch den Klimawandel solche Wetterextreme häufen dürften. Mit anderen Worten: Die großflächigen Wasserschutzgebiete mit all ihren Restriktionen etwa für Grundstücksnutzer müssen bestehen bleiben.

Aber was wird mit den Sulfatwerten?

Schwieriger als die Kapazitätsfrage ist die, wie die Sulfatbelastung in den Griff zu bekommen ist. Das aus den Lausitzer Braunkohletagebauen stammende Sulfat belastet zunehmend die Spree – und gefährdet noch auf Jahre hinaus das Trinkwasser des Werks Friedrichshagen. Es herauszufiltern, wäre so aufwendig und energieintensiv, dass das Wasser dadurch laut einer Senatsschätzung von 2015 etwa ein Viertel teurer werden könnte.

Noch lässt sich der Sulfat-Grenzwert von 250 Milligramm pro Liter auch durch die Mischung von Uferfiltrat aus dem Müggelsee mit Grundwasser und anderen Quellen mühelos einhalten – obwohl die Konzentration in der Spree schon deutlich höher liegt. Akut gesundheitsschädlich wird das Wasser auch dadurch noch nicht, aber in großen Mengen kann es Durchfall und Erbrechen auslösen. Zudem greift das Sulfat Bauwerke wie Betonmauern und Wasserrohre an.

Ein Durchschnittsberliner verwendet am Tag gut 110 Liter Wasser, die komplett im Stadtgebiet gewonnen und nur von Eisen und Mangan befreit werden, um nicht „rostig“ zu wirken. Andere Großstädte werden überwiegend aus ihrem weiteren Umland versorgt – München beispielsweise aus den Alpen und Bremen durch Talsperren aus dem Harz. Wo Oberflächenwasser verwendet wird, geben manche Wasserwerke etwas Chlor als Schutz vor Keimen dazu. Hamburg wird ausschließlich aus lokal gefördertem Grundwasser versorgt.

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