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Jeden Fall detailliert verfolgen, alle Kontaktpersonen testen? Berlins Gesundheitsämter schlagen Alarm.

© Stefanie Loos/AFP

Fokus auf Risikogruppen: Wie sich Berlins Amtsärzte die neue Corona-Strategie vorstellen

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hat ein neues Vorgehen im Kampf gegen die Pandemie angekündigt – und entspricht damit Forderungen der Amtsärzte.

Überlastete Gesundheitsämter, steigende Infektionszahlen, eine zunehmend unkontrollierbare Situation: Vor diesem Hintergrund haben Berliner Amtsärzte bereits vor Tagen eine neue, fokussiertere Strategie im Umgang mit der Pandemie gefordert. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci hat am Freitag Tatsachen geschaffen und ein neues Vorgehen angekündigt.

Neben den Schnelltests, die ab Sonnabend in Berlin durchgeführt werden sollen - zunächst in Kliniken, Pflegeheimen und in der Obdachlosenhilfe - gehe es vor allem darum, die Gesundheitsämter der Bezirke zu entlasten und die Bevölkerung stärker mit in die Verantwortung zu ziehen.

Damit entspricht sie im Wesentlichen der Forderungen der Amtsärzte, ein entsprechendes Papier liegt dem Tagesspiegel vor.

Ziel sei es demnach, "besonders schwere Krankheitsverläufe und Krankheitsspitzen mit einer Überlastung der Versorgungssysteme" zu vermeiden. Dafür soll nach drei Phasen vorgegangen werden, die auch überlappen können: "Containment - Protection – Mitigation", also "Eindämmung - Schutz - Abmilderung".

Begonnen werden soll damit "unverzüglich". Die bisher vor allem angewandte Eindämmungsstrategie sei nicht mehr ausreichend.

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Das Personal in den Gesundheitsämtern soll sich, wie bereits angekündigt, nicht mehr auf jeden einzelnen Fall konzentrieren, um die Pandemie einzudämmen. Stattdessen soll es stärker bei Maßnahmen der zweiten und dritten Phase zum Einsatz kommen.

Das heißt: Infizierte und ihre Kontaktpersonen sollen sich künftig, im Rahmen einer sogenannten Allgemeinverfügung, eigenverantwortlich in Quarantäne begeben und enge Kontakte informieren - auch ohne Anweisung der Behörden. In acht Bezirken wird das bereits so gehandhabt, die anderen sollen zeitnah folgen.

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Um diese Strategie zu fördern, sollen Informationen besser an die Bürgerinnen und Bürger weitergeleitet werden, etwa über soziale Medien und "Corona-Aufklärungsteams". Was unter Letzteren genau zu verstehen ist, ließen die Amtsärzte in ihrem Schreiben offen.

Die so entlasteten Gesundheitsämter sollen sich dann besser um den Schutz von Risikogruppen kümmern können, etwa Ältere und Mehrfacherkrankte, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Für diese Personen soll das Prozedere besonders engmaschig erfolgen: "Intensive persönliche Kontaktaufnahmen mit Fallermittlung, Kontaktpersonennachverfolgungen sowie intensive fachliche Beratungen", heißt es im Papier der Amtsärzte.

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Zudem schlagen sie diese Risikogruppe für die ersten Impfungen vor, sobald ein Impfstoff zugelassen ist. "Für das Pflegepersonal sollte eine engmaschige Testung auch mittels derzeit erhältlicher Schnelltests durchgeführt werden."

Schnelltests auch für Angehörige von Risikogruppen gefordert

Besuche von Angehörigen seien "unabdingbar". Sie sollten aber ebenfalls Schnelltests durchlaufen, dann bestehe nach Ansicht der Experten kein erhöhtes Gefährdungspotenzial.

Ein weiterer Fokus der Amtsärzte sind die Schulen und Kitas – es gelte, den Unterricht und die Betreuung aufrechtzuerhalten. Auch hier sollten die Gesundheitsämter beraten und begleiten.

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