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Gen Süden. Die Segelflieger aus Saarmund werden zunächst im Süden Brandenburgs bei Jüterbog ein neues Quartier finden.

© picture-alliance/ dpa

Flugrouten nach Berlin-Schönefeld: Segelflieger machen den Abflug - wegen BER

In Saarmund starten eigentlich Segelflugsportler. Aber sie kreuzen die Flugrouten des neuen Großairports. Deshalb müssen die Hobbypiloten sich eine neue Heimat suchen.

Seit 1923 kreisen die Segelflieger über Saarmund. Doch nun ist es mit der Segelfliegerei auf dem Saarmunder Flugplatz endgültig vorbei. Die Segelsportler vom Luftsportverein Milan ziehen weiter. Vorerst gen Süden, zum Flugplatz Reinsdorf in der Nähe von Jüterbog (Teltow-Fläming). Wohin es danach geht, ist offen. Eine Rückkehr nach Saarmund schließt Vereinssprecher Volker Trappe aber aus – Grund dafür ist der Großflughafen BER in Schönefeld.

Der Segelflugsport hat auf dem Flugplatz am Fuße der Saarmunder Berge eine lange Tradition. Zudem ist der Verein neben der Gemeinde Nuthetal, dem Modellflugverein, einer Flugschule und einem Motorflugverein Gesellschafter des Saarmunder Flugfeldes. Flugplatzgeschäftsführer Klaus Britze bedauert die neue Entwicklung. „Es ist schade für den Flugplatz, denn Segelflug gehört irgendwie dazu“, sagte Britze.

2017 soll BER in Betrieb gehen

Als in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg im Vertrag von Versailles der motorisierte Flug verboten wurde, hatten sich Flugbegeisterte wieder auf den Segelflug konzentriert. Die Saarmunder Berge lockten in den 20er Jahren dann zahlreiche Segelflieger an. Auch die Nationalsozialisten nutzten den Standort: Von 1933 bis 1944 wurden hier Flugschüler der Hitlerjugend ausgebildet. Nach dem Krieg begann 1957 wieder der Segelflugsport in Saarmund. Als sich 1979 ein Segelflieger auf dem Luftweg nach West-Berlin davonmachte, war es mit dem Spaß vorbei. Für zwei Jahrzehnte durften dort nur noch Modellflieger ihrem Hobby frönen. Erst nach der Wende wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen – mit Segel-, Modell- und Motorfliegern.

Ein Segelflugzeug segelt gemeinhin motorlos durch die Lüfte. Es gelangt mittels einer Seilwinde oder über ein Schleppflugzeug in mehrere hundert Meter Höhe. Wenn es die Thermik erlaubt, schraubt sich der Flieger auf bis zu 3000 Meter hoch, das sind über 9000 Fuß. Dann kann er gleiten, wieder steigen und seine Kreise drehen. Doch oberhalb von 2000 Fuß dürfe Flugplatzchef Klaus Britze zufolge künftig kein Flugbetrieb mehr stattfinden. Eine der BER-Flugrouten führt über den Saarmunder Bereich – in den Flughöhen der Jets könnte es Kollisionen mit den Seglern geben. Kleine Motorflugzeuge benötigen solche Flughöhen nicht oder können ausweichen.

Erst im Jahr 2012 wurde die neue Luftraumstruktur bekannt, erzählt Vereinssprecher Trappe. Seitdem stehe jedoch fest, dass der Luftraum durch die Inbetriebnahme des BER beschränkt wird – und der Saarmunder Flugplatz davon betroffen ist, auch wenn der neue Großflughafen so schnell nicht öffnen wird. Wie berichtet, wird mit der BER-Inbetriebnahme erst im zweiten Halbjahr 2017 gerechnet. Eine effiziente Segelflugausbildung und Segelsport könnten mit diesen Höhenbeschränkungen aber nicht mehr durchgeführt werden, sagte Trappe.

Die Segelflugzeuge muss der Verein nun noch nach Reinsdorf transportieren. 25 aktive Mitglieder gebe es, sagt Trappe. Die meisten kämen aus der Potsdamer Umgebung. Seit 1990 gibt es den Verein, und von Anfang an war seine Heimat Saarmund.

Lesen Sie mehr: 2011 gab es ein schweres Unglück in Saarmund. Die Maschine eines Fluglehrers war mit einem startenden Segelflugzeug kollidiert. Lesen Sie mehr unter diesem Tagesspiegel-Link.

Björn Stelley

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