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Flughafenchef Lütke Daldup am Rande seiner Zeugenvernehmung im Preußischen Landtag.   

© Thorsten Metzner

Flughafenchef zum Millardendefizit am Berliner Flughafen BER: „Aus eigener Kraft kein positives Betriebsergebnis“

Die öffentliche Hand wird für den neuen Airport weitere Milliarden aufbringen müssen. Der BER-Untersuchungsausschuss hat am Freitag Chefmanager Engelbert Lütke Daldrup vernommen.

Mit einer Milliardenhilfe Berlins, Brandenburgs und des Bundes könnte die angeschlagene Flughafengesellschaft (FBB) nicht erst 2034, sondern doch schon ab 2025 schwarze Zahlen schreiben. Diesen Sanierungs-Fahrplan deutete Flughafenschef Engelbert Lütke Daldup an, als er am Freitag im BER-Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses als Zeuge vernommen wurde.  

„Allein aus eigener Kraft ist weder in noch nach der Pandemie ein positives Betriebsergebnis zu erreichen“, sagte Lütke Daldrup. „Deshalb ist eine Teilentschuldung der FBB nötig, damit wir wieder Mitte der 20er Jahre schwarze Zahlen schreiben können.“ Das sei das Ziel, da 2025 bei den Passagierzahlen wieder mit dem Vorkrisenniveau von 2019 mit 35,6 Millionen Fluggästen gerechnet werden könne. 

Für 2021 erwartet die FBB, da kaum geflogen wird, nur zehn Millionen Passagiere. Für eine Teilentschuldung sprach sich auch der SPD-Abgeordnete Jörg Stroedter aus. 

Was Berlin, Brandenburg und der Bund genau aufbringen müssten, und in welcher Form, wollte der BER-Chefmanager unter Verweis auf den neuen Businessplan nicht sagen. Mit den Gesellschaftern seien „alle denkbaren Optionen“ durchgespielt worden, so Lütke Daldrup. 

Die Eigner hätten aber eine Teilprivatisierung und eine Nutzung bestehender Bürgschaften ausgeschlossen. Was auf die öffentliche Hand an Belastungen zukommt, nämlich über 2 Milliarden Euro, zeigen die Zahlen Lütke Daldrups: In Folge der Corona-Pandemie, die alles auf den Kopf gestellt habe, „gehen wir bis 2025 von Einnahmeausfällen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro aus.“ 

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Bereits vor der Pandemie hatte die FBB im Businessplan vom März 2020 genau für diesen Zeitraum mit einem nicht durch eigene Einnahmen zu deckendes Defizit von 792 Millionen Euro geplant. Das begründete Lütke Daldrup mit Nachlaufkosten des BER, noch nicht vorliegenden Schlussrechungen von BER-Baufirmen und Aufwendungen für den Schallschutz. Es sei immer klar gewesen, dass die FBB „an der Kante finanziert ist.“  

In einer aktuellen Aufsichtsratsvorlage hatte die FBB, wie berichtet, das Defizit auf 3,5 Milliarden Euro beziffert. Es werde „keine 3 vor dem Komma“, sagte Lütke Daldrup zu den nötigen Milliardenhilfen. Fundamentale rechtliche Probleme wegen der nötigen EU-Genehmigung sehe er keine. 

Flughafengesellschaft hat 4,5 Milliarden Euro Schulden

Die FBB hat infolge des BER-Bau- und Finanzdesasters 4,5 Milliarden Euro Schulden, muss jährlich 180 Millionen Euro für den Schuldendienst aufbringen. 

Es war Lütke Daldrups dritter Auftritt im U-Ausschuss, der erste im Berliner Wahljahr. Zwar versuchte die Opposition, den früheren Berliner Flughafenkoordinator und Chefmanager seit 2017 in die Zange zu nehmen. Doch Lütke Daldrup wirkte bei der Vernehmung eher unterfordert. 

Die Sitzung brachte noch eine interessante Neuigkeit zu Tage. Die FBB lässt derzeit nach Worten von Lütke Daldrup die Geschichte der Henschel-Flugzeugwerke wissenschaftlich aufarbeiten, die auf dem Schönefelder Gelände in den 30er Jahren bis zum Ende des zweiten Weltkrieges Kampfflugzeuge produziert hatten und die bereits im Spanischen Bürgerkrieg im Einsatz gewesen seien. "Das ist ein Teil der Geschichte, der wir uns stellen müssen", so der Flughafenchef.    

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