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Das riesige Flughafengebäude von Tempelhof.

© Doris Spiekermann-Klaas

Flughafen Tempelhof: „City Lab“ für urbane Digitalisierung wird eröffnet

Während die Digitalisierung der Verwaltung insgesamt nur langsam vorankommt, werden in einem neuen Labor konkrete Open-Data-Projekte gefördert.

Die Berliner Verwaltung ist bei der Digitalisierung in Verzug geraten, IT-Staatssekretärin Sabine Smentek hat alle Mühe, die flächendeckende Einführung einer elektronischen Akte (E-Akte) bis 2023 umzusetzen. Aktuell müssen Zehntausende Rechner auf Windows 10 umgestellt werden. Damit die digitale Zukunft Berlins dabei nicht aus dem Blick gerät, soll am heutigen Mittwoch das CityLAB eröffnet werden, eine Innovationsschmiede für neue digitale Lösungen zwischen der Bürokratie und den Bürgern. Dabei geht es vor allem um Open Data, also die Aufbereitung von Daten für die Öffentlichkeit.

Michael Müller schaut persönlich vorbei

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) machte sich am späten Nachmittag selbst ein Bild von den Räumen des CityLAB im ehemaligen Flughafengebäude von Tempelhof, die LAB-Mitarbeiter sind im ehemaligen Offizierskasino der US-Air Force untergekommen. Leiter des CityLAB ist Benjamin Seibel von der Technologiestiftung Berlin.

Die Stiftung ist von der Senatskanzlei mit dem CityLAB beauftragt worden. Das Projekt gehörte zum Anfang 2017 verkündeten 100-Tage-Programm des neuen rot-rot-grünen Senats. Dass es erst zwei Jahre später offiziell an den Start geht, ist ein weiteres Symptom für die Probleme bei der Digitalisierung der Verwaltung.

Das CityLAB bietet vor allem zukunftsweisenden Projekten ein Zuhause sowie finanzielle Unterstützung. Weit fortgeschritten ist bereits das Projekt "Fix my Berlin", eine interaktive Karte der bestehenden und geplanten Radwege Berlin.

Ein weiteres Partner-Projekt ist "KiezRadar", eine App des Fraunhofer Instituts, die den Bürgern die Akteure und Themen der Lokalpolitik näher bringen soll. Das Projekt "Dust VR" soll die unsichtbare Feinstaubbelastung in Berlin anschaulich machen. Das CityLAB ist offen für Studenten, Wissenschaftler, aber auch aktive Bürger, die sich mit ihren Ideen und Konzepten einbringen wollen.

Der Weg zum CityLab war lang, Pläne dafür gibt es seit 2015. Müller hatte das CityLab damals noch im SPD/CDU-Senat als Teil einer Zehn-Punkte-Agenda präsentiert, mit der er Berlin zur „Hauptstadt der Digitalisierung“ machen wollte. Wahl und Regierungswechsel 2016 brachten das Projekt dann ins Stocken.

Benjamin Seibel leitet das CityLAB.
Benjamin Seibel leitet das CityLAB.

© promo

Ein weiteres Problem für die Verzögerungen: „Man ist mit unterschiedlichen Vorstellungen gestartet, was das CityLab überhaupt sein soll“, sagt eine Senatssprecherin. Ähnlich sieht es auch Benjamin Seibel von der Technologiestiftung Berlin, der seit einigen Monaten Projektleiter des CityLabs ist. „Das CityLab war von Anfang an eine Projektionsfläche für verschiedene Ideen“, sagt Seibel.

Für weitere Projekte läuft derzeit ein Open Call

Forschungsinstitute, Start-ups, Wirtschaftsvertreter, Stadtmarketing oder zivilgesellschaftliche Initiativen hatten teils konkurrierende Ansätze, die Bandbreite reichte von einem Showroom für Digitalprojekte über eine Projektwerkstatt bis zu einer Art Forschungslabor. „Das CityLab soll davon leben, dass sich möglichst viele Menschen einbringen“, sagt Seibel.

25 Arbeitsplätze bietet die Digitalwerkstatt. Direkt zum Start zieht das Team von FixMyBerlin mit sechs Leuten ein, die Initiative sammelt Daten zur Verbesserung des Fahrradverkehrs in der Stadt. Für weitere Projekte läuft derzeit ein Open Call, um die 20 Vorschläge gibt es bereits. Auch Ideen für die Schule der Zukunft sollen hier entwickelt werden.

Auch die Digitalisierung der Verwaltung soll im CityLab eine wichtige Rolle spielen. Idealerweise sollen Vertreter der Stadt mit Bürgern, Wissenschaftlern oder Start-ups in Tempelhof gemeinsam an Lösungen arbeiten. „Manchmal herrscht in der Verwaltung die Einstellung vor, dass bestimmte Dinge schon immer so gemacht wurden“, sagt Seibel. „Das wollen wir bewusst aufbrechen.“ Ob das im CityLab gelingt, muss sich nun zeigen.

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