zum Hauptinhalt
Fliegerviertel. Das gibt’s zwar schon am alten Tempelhofer Flughafen. Aber auch am Tegeler sollen Wohnungen entstehen.

© Sophia Kembowski/dpa

Flughafen Berlin-Tegel: Neues Viertel am TXL ist Reinickendorf zu XXL

Reinickendorfs Baustadtrat fürchtet Fehlplanung wie im  Märkischen Viertel. Geisels Staatssekretär findet das übertrieben und unzutreffend.

Bereits im Vorfeld der 8. Öffentlichen Standortkonferenz „Nachnutzung Flughafen Tegel“ ist es zu einer Kontroverse zwischen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und dem Bezirk Reinickendorf gekommen. Es geht dabei um die geplante Wohnbebauung in der Ostecke des Flughafengeländes in der Nachbarschaft des Kurt-Schumacher-Platzes. Der von der Jury ausgewählte Bebauungsentwurf sieht hier 5000 Wohnungen für 10 000 Menschen vor.

Reinickendorfs Baustadtrat Martin Lambert (CDU) hält diese Größenordnung für weit überzogen. Er befürchtet das Entstehen einer Siedlung, die von der Geschossflächenzahl her das Zweieinhalbfache der Bebauung des Märkischen Viertels ausmacht. So hatte er sich am Mittwoch ablehnend bei einer Sitzung der BVV Reinickendorf geäußert.

Während der Konferenz am Sonnabend im Westhafen Event und Convention Center erklärte der Staatssekretär im Stadtentwicklungressort, Engelbert Lütke Daldrup, angesprochen auf Lamberts Bedenken, diese für unberechtigt. Im Märkischen Viertel lebten 30.000 Menschen in 15.000 Wohnungen, und dies zu einem Teil in Hochhäusern. Im Schumacher-Quartier seien hingegen 5000 Wohnungen für 10.000 Menschen geplant. Außerdem gebe es dort keine Hochhäuser, und anders als im Märkischen Viertel würden nicht weitgehend Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus geplant, sondern von Anfang an für eine breite Mischung quer durch alle Bevölkerungsschichten.

Der CDU-Politiker hatte zwar in der BVV-Sitzung am Mittwoch gewürdigt, dass Senator Geisel sich bei einem gemeinsamen Termin am 29. Juni bereit erklärt habe, die Größenordnung der Bebauung im weiteren Prozess zu klären, meldete dort aber dessen ungeachtet zahlreiche Zweifel an der Qualität des ausgezeichneten Entwurfs für die Bebauung der Ostecke an. Er lobte lediglich, dass Geisel endgültig von dem Plan Abstand genommen habe, im Zuge der Bebauung des Flughafengeländes auch die östlich benachbarte, umfangreiche Sportanlage am Uranusweg stillzulegen.

Wohnungsbau ab 2020, der Rest ist in 25 Jahren fertig

Auch bei der Bewertung der Diversität der Wohnungen gingen die Ansichten zwischen Lambert und Lütke Daldrup weit auseinander. Der Reinickendorfer CDU-Politiker mahnte eine Mischung aus genossenschaftlichem Wohnen, privaten Baumaßnahmen und dem Engagement städtischer Gesellschaften im sozialen Wohnungsbau an.

Laut Lütke Daldrup ist aber genau das vorgesehen. Von den 5000 Wohnungen sollten 2500 durch die Degewo, die Gesobau und die Gewobag errichtet werden. Es werde auch private Bauherren, Baugruppen und Studentenwohnheime geben. Da das Wohnungsbauprojekt sich über mehr als ein halbes Jahrzehnt entwickeln würde, sei ein allmählicher Aufbau nachbarschaftlicher Verhältnisse möglich. Der Geschäftsführer der Tegel-Projekt GmbH, Philipp Bouteiller, betonte, dass Reinickendorf in die Planungen eingebunden worden sei.

Auf die Gerüchte über mögliche Pläne des Bundes angesprochen, in Tegel den Regierungsflughafen bestehen zu lassen, dementierte Lütke Daldrup die Existenz solcher Überlegungen. Niemand in der Bundesregierung wolle das. Bouteiller und Lütke Daldrup rechnen damit, dass die Gebäude in Tegel im Sommer 2018 übergeben werden. Die Haupterschließung, der Kanal- und Leitungsbau, könne ab 2019 erfolgen, erste Baumaßnahmen dann 2020.

Dementsprechend könnte das Schumacher-Wohnquartier 2025 fertig sein. Der Gewerbe- und Industriebereich der „Urban Tech Republic“ sei hingegen eine Generationenaufgabe. Auch die Entwicklung des Wissenschaftsstandortes Adlershof habe ein Vierteljahrhundert gedauert. Mit einem vergleichbaren Zeitrahmen müsse man auch in Tegel rechnen.

Zur Startseite