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Dicht gedrängt. Das BER-Terminal 1 am Freitagmittag.

© Marius Hanke

Update

Flugbetrieb eingestellt: Sicherheitsbereich im BER nach Feueralarm geräumt – stundenlanges Chaos

Wieder stranden Passagiere am BER: Weil ein Brandmelder in einer Toilette auslöst, liegt der Betrieb über Mittag lahm. Das Durcheinander dauert bis zum Abend an.

Ein Brandmelder auf einer Toilette schlägt Alarm - und löst ein stundenlanges Chaos aus. Am Hauptstadtflughafen BER ist es am Freitag wieder zu massiven Problemen gekommen: Ein vermeintlich kleiner Vorfall führte am Mittag zu einer rund zweistündigen Einstellung des Flugbetriebs.

Doch auch am Abend hatte sich die Abfertigung noch immer nicht normalisiert. Passagiere mussten stundenlang im Terminal ausharren, Flüge wurden verschoben - auch auf anderen Airports mit Ziel Berlin. Und wer auf Brandenburger Boden aufgesetzt hatte, war noch lange nicht angekommen: Betroffene berichteten von langen Wartezeiten in den gelandeten Flugzeugen.

Warum der Brandmelder Alarm gab, war zunächst offen. Die Verantwortlichen schlossen nicht aus, dass in der Toilette jemand geraucht hatte. "Heute Mittag löste ein Brandmelder auf einer öffentlichen Toilette im Sicherheitsbereich aus", teilte Flughafensprecherin Sabine Deckwerth mit.

Zur Sicherheit der Fluggäste sei daraufhin der Sicherheitsbereich geräumt worden. Dabei "kam es auf dem Vorfeld zu einer Vermischung von ankommenden und abfliegenden Passagieren", erklärte die Sprecherin weiter. Die Bundespolizei habe entschieden, dass der Sicherheitsbereich "gecleant" wird - das beinhaltet eine Suche nach gefährlichen Gegenständen.

Alle Passagiere, auch die bereits kontrollierten, mussten demnach den Sicherheitsbereich verlassen und sich wieder neu vor den Sicherheitsschleusen anstellen. Dabei wurden offenbar Corona-Mindestabstände nicht eingehalten, wie Fotos und Videos der Situation belegen.

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Erst gegen 14.45 Uhr wurden Deckwerth zufolge die Maßnahmen abgeschlossen und die Schleusen wieder geöffnet. Wie viele Flüge dadurch nicht abflogen, konnte die Sprecherin nicht genau sagen. Tausende Passagiere waren insgesamt betroffen. Die Kontrollspuren des Flughafens Berlin-Brandenburg (BER) waren ohnehin stark ausgelastet, wie die Bundespolizei schon vor dem Alarm mitgeteilt hatte. Insgesamt wurden am Freitag 55.000 Fluggäste am BER erwartet, die Hälfte davon Abreisende.

"Die Bodencrew am BER ist die schlechteste der Welt"

Trotz der chaotischen Situation und der erheblichen Verzögerungen sollten Fluggäste ihre geplanten Flüge noch erreichen können, hieß es weiter. Ein Blick auf den Flugplan sollte weitere Unklarheiten beseitigen. Flüge, die laut Plan um 13 Uhr oder kurz darauf hätten starten sollen, waren auf dieser Anzeige auch zweieinhalb Stunden später immer noch am Boden. Am Abend zeigte er zahlreiche augenscheinlich planmäßige Abflüge, aber auch einige gestrichene Starts an.

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Dem Tagesspiegel berichteten Augenzeugen von Ratlosigkeit, Durcheinander - und fehlenden Sitzmöglichkeiten im Terminal 1. Auswirkungen gab es bei Abflug und Ankunft. Ein Reisender klagte nach der Landung bei Twitter, er warte bereits seit 35 Minuten auf einen Bus, der die Passagiere vom Flugzeug zum Terminal bringen sollte. Mutmaßlich ahnungslos, wodurch die Verzögerung verursacht worden war, schrieb er: "Die Bodencrew am BER ist die schlechteste der Welt."

"Mal schauen, wann unserer startet"

Andere Passagiere berichteten von weiterhin langen Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen. Die Flughafengesellschaft bestätigte dies per Twitter auch nach 17 Uhr noch. "Informieren Sie sich bitte bei Ihrer Airline über Ihren Flugstatus", empfahl sie allen Fluggästen. "Wir bitten um Ihr Verständnis."

Der Berliner CDU-Politiker Christian Wohlrabe schilderte bei Twitter seinen Leidensweg: Nach der Ankunft um kurz nach 15 Uhr teilte er ein Bild aus einer langen Schlange.

Wenig später zeigte er die optimistische Anzeige für die Wartezeiten an den Kontrollstellen: Die waren durchgängig mit "ca." mehr als 20 Minuten angegeben. Darunter der etwas verspätete Hinweis: "Wir empfehlen Ihnen, mindestens 2 Stunden vor dem Abflug am BER zu erscheinen."

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Um kurz vor 17 Uhr teilte Wohlrabe mit: Nach einer Stunde und 52 Minuten habe er es nun ans Gate geschafft. Dort sei nun das Boarding für den zu 14.50 Uhr geplanten Flug. "Mal schauen, wann unserer startet." Er werde "immer noch" für 17.10 Uhr angezeigt.

Sein Hauptkritikpunkt: "Evakuierung schön und gut. Was wirklich nervt ist die Informationspolitik des @berlinairport. Keine Verspätungsanzeigen - weder online noch am Gate. Schwer zu sagen worauf man sich einstellen soll." Auch andere Passagiere beschwerten sich über eine unzureichende Kommunikation.

Mehr als drei Stunden Warten auf Abflug nach Berlin

RTL-Chefreporterin Franca Lehfeldt, die Verlobte von FDP-Chef Christian Lindner, twitterte am Abend ein Bild aus dem Flughafen Köln/Bonn: Ihre Eurowings-Maschine nach Berlin hätte um 17.05 Uhr abheben sollen und wurde nun für 20.15 Uhr angezeigt. "Nur 190 Minuten Verspätung!", schrieb Lehfeldt dazu. Und die Erklärung am Schalter: "Aufgrund chaotischer Zustände am BER konnte die Maschine nicht rechtzeitig abfliegen."

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Weitere Eurowings-Flüge aus Köln/Bonn wurden am BER am späten Abend mit dreieinhalb bis vier Stunden Verspätung erwartet. Auch Easyjet-Maschinen aus Innsbruck und Belgrad sollten drei bis vier Stunden später als geplant eintreffen. Andere waren pünktlich oder mit deutlich geringerer Verspätung angekündigt.

"An mehreren Orten kommt es zu verbalen Tumulten"

Pünktlich um 17.45 Uhr landete Mischa Heuer mit seiner Maschine. Doch drei Stunden nach Wiederaufnahme des Betriebs gab es erst mal eine Durchsage, wie er bei Twitter berichtete: Leider sei kein Mitarbeiter da, der die Fahrgastbrücke ans Flugzeug fahren könnte, es werde schnellstmöglich eine Lösung gesucht. Nach 20 Minuten hätten dann Beamte zur Pass- und Corona-Kontrolle den Flieger betreten, eine Stunde nach Landung sei er am Gepäckband angelangt - und damit "mittendrin im Chaos", wie Heuer schrieb.

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"Am Sperrgepäck weint eine Frau mit Säugling auf dem Arm, weil sie seit 3 Stunden auf ihren Kinderwagen wartet. Der Mitarbeiter schenkt ihr ein Wasser und ein Sandwich", berichtete er weiter. "An mehreren Orten kommt es zu verbalen Tumulten. Eine spanische Reisegruppe bestürmt einen Mitarbeiter, der Geduld fordert - nach 5 Stunden warten aufs Gepäck." Jedes anlaufende Gepäckband sei "mit höhnischem Klatschen und Rufen" kommentiert worden.

Brandmeldeanlage machte schon beim Bau Ärger

Der BER war nach 14 Jahren Bauzeit am 31. Oktober 2020 in Betrieb gegangen. Eigentlich war die Eröffnung neun Jahre vorher geplant gewesen, am 3. Juni 2012. Eine Serie von Pannen und Baupfusch führte jedoch zu immer neuen Verzögerungen.

[Den BER verstehen: Deswegen wurde der neue Hauptstadtflughafen 14 Jahre lang gebaut - eine interaktive Reise durch ein 3D-Modell des Berliner Airports.]

Dabei hatte die hochkomplexe Brandmeldeanlage, bei der die Signale von mehr als 30.000 Brandmeldern in mehrere Brandmeldezentralen geleitet werden, bis kurz vor Inbetriebnahme Probleme bereitet. Sie war eine der letzten Anlagen, die im Herbst vergangenen Jahres die Abnahme des TÜV Rheinland erhielten.

Im Sommer 2021 gab es jedoch erneut Probleme mit der Brandmeldeanlage, weil sie bei hoher Sonneneinstrahlung unter bestimmten Winkeln Alarm schlug. Die neue Flughafenchefin Aletta von Massenbach versicherte dazu jedoch im Tagesspiegel-Interview: "Das ist behoben." Auch Sprecherin Deckwerth geht nicht von einem Defekt aus. "In der Toilette gibt es keine Sonneneinstrahlung."

Erst in den Herbstferien hatte es Chaos gegeben. Fluggäste mussten mehr als zwei Stunden aufs Einchecken warten. Manche verpassten ihre Maschinen. Dafür nannten die Beteiligten unterschiedliche Gründe. Die Lufthansa sprach von fehlenden Abfertigungskapazitäten im Terminal. Die Flughafengesellschaft schob die Probleme auf Personalengpässe an den Schaltern.

Erst am Dienstag waren in den Leitungen des Flughafens Darmkeime entdeckt worden. Deshalb darf das Wasser im gesamten Terminal derzeit nicht getrunken werden, auch aus den Wasserhähnen in den Sanitärräumen nicht. Vom Rauchen war allerdings nicht die Rede. (mit dpa)

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