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Berlin: Fleißig, engagiert, wendig Sylvia-Yvonne Kaufmann kandidiert für die PDS

Wer ist Sylvia-Yvonne Kaufmann? Vor zehn Jahren galt die damals stellvertretende PDS-Bundesvorsitzende als graue Maus, still, ruhig, ohne Profil.

Von Sabine Beikler

Wer ist Sylvia-Yvonne Kaufmann? Vor zehn Jahren galt die damals stellvertretende PDS-Bundesvorsitzende als graue Maus, still, ruhig, ohne Profil. Doch spätestens seit ihrer tränenreichen Rede auf dem PDS-Parteitag vor vier Jahren in Münster war sie bekannt als die Frau, die ihre Partei ins Schlingern brachte. Ihre Botschaft war einfach: keine Zustimmung der PDS zu UN-Militäraktionen. „Ich tue das, weil ich nicht anders kann“, schluchzte sie damals und bereitete mit ihrer emotionalen Rede den PDS-Reformern eine Niederlage.

Seit fünf Jahren sitzt Kaufmann im EU- Parlament. Erste Erfahrungen sammelte sie zwischen 1991 und 1994 als eine von 18 „Abgeordneten mit Beobachterstatus“ aus der ehemaligen DDR. Die promovierte Japanologin hat eine klassische Parteilaufbahn hinter sich: Eintritt in die SED 1976, Mitarbeiterin des Instituts für Internationale Politik und Wirtschaft, 1990 für die PDS in die Volkskammer gewählt. Auf Platz eins der Bundesliste will sie jetzt wieder nach Straßburg und Brüssel ziehen.

Mit „großer Leidenschaft“ mache sie Europa-Politik, sagt die 49-Jährige. Die Berlinerin will ein Europa mit vergleichbaren Lebensverhältnissen und europaweiten Arbeitnehmerrechten. Sie ist Mitglied im Verfassungsausschuss.Von allen 99 deutschen EU-Abgeordneten ist die PDS-Frau die einzige, die sowohl im Konvent zur Grundrechtecharta und im Verfassungskonvent Mitglied war.

Sie gilt als engagiert, fleißig und pragmatisch. Kritische Stimmen hört man allerdings in ihrer Fraktion. Es gibt langjährige Parteifreunde, die ihr sogar „prinzipienlosen Opportunismus“ vorwerfen. Nach der verlorenen Bundestagswahl diente sie sich dem PDS-Reformerlager an, nachdem sie sich zuvor in Münster von den Ideologen instrumentalisieren ließ. Und in der Debatte um die EU-Verfassung stimmte die Vize-Vorsitzende der Fraktion der Vereinigten Linken dem Entwurf zuerst zu, schwenkte dann auf den verfassungskritischen Kurs der Linken ein, die die Friedenspolitik zu wenig verankert finden. Das nahm man ihr unter den sechs deutschen Sozialisten sehr übel. „Schön blöd“ hätte man damals innerhalb der Fraktion dagestanden, sagt ein Kritiker.

Ein strategischer PDS-Kopf wie André Brie ist Kaufmann nicht. Aber sie wird im Reformerlager der Partei wahrgenommen. Auch wenn es nur die auf sie kaprizierten Hoffnungen sind, mit einem Ticket nach Europa der PDS wieder mehr bundespolitische Bedeutung zukommen zu lassen.

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