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Der Berliner Wald verliert an Fläche, die meisten Bäume fallen allerdings Stürmen zum Opfer.

© Ralf Hirschberger/dpa

Flächenverbrauch in Berlin: Berlins Wälder leiden unter dem Bau-Boom

Berlin hat 16.000 Hektar Wald. Tendenz: sinkend. Es wird zu viel gebaut. Eine Linken-Abgeordnete fordert einen neuen Dauerwaldvertrag.

Das rasante Wachstum der Stadt geht auch zu Lasten des Waldes. Seit 2006 wurden in Berlin 65.000 Quadratmeter Waldfläche „in eine andere Nutzungsart umgewandelt“, erklärt die Umweltverwaltung auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Katalin Gennburg und Marion Platta.

Eigentlich muss für jeden Quadratmeter Wald, der zugunsten von Straßen- und Wohnungsbau verloren geht, eine Ersatzfläche aufgeforstet werden, doch in der Realität findet das nur teilweise statt. Als Kompensation wurden 19.000 Quadratmeter in Pankow und 6800 Quadratmeter in Spandau „in das Fachvermögen der Berliner Forsten übertragen“.

Wird eine Waldfläche auf einem Privatgrundstück zur Abholzung freigegeben, muss der Investor für Ersatzfläche sorgen oder eine „Walderhaltungsabgabe“ zahlen. Dadurch flossen den Berliner Forsten bis zum Februar 2018 rund 1,8 Millionen Euro zu, davon wurden 357.000 Euro für den Erwerb von Waldflächen, Entsiegelungsmaßnahmen und Aufforstungen ausgegeben.

"Wald lässt sich nicht einfach kaufen"

„Wir sehen, dass das hektarweise Verschwinden von Wald durch Wohnungsbauvorhaben dramatisch ist, wissen wir doch, dass Wald sich nicht einfach bestellen oder kaufen lässt“, sagt Katalin Gennburg. Der Flächenverbrauch zu Lasten der grünen Infrastruktur und des Klimas müsse zurückgedrängt werden. Gennburg fordert ein „sozial-ökologisches Update“ des Berliner Dauerwaldvertrags von 1915. Damals endete der Raubbau an Waldflächen rund um Berlin.

Die ehemalige Abhörstation der US-Armee auf dem Teufelsberg ist schon 2004 wieder zum Waldgebiet erklärt worden.
Die ehemalige Abhörstation der US-Armee auf dem Teufelsberg ist schon 2004 wieder zum Waldgebiet erklärt worden.

© Christophe Gateau/dpa

Allerdings sind auch neue Waldflächen entstanden, etwa dadurch, dass sich Bäume auf ungenutzten Brachen ansiedeln. Werden diese Brachen für Bauvorhaben herangezogen, stellt ein Gutachter fest, ob es sich um eine Waldfläche handelt. Dann muss ein Ausgleichsbetrag gezahlt werden, der sich nach der Qualität der Waldfläche richtet.

Im Entwicklungsgebiet Johannishal/Adlershof muss die landeseigene Adlershof Projekt-Gesellschaft jetzt knapp 50.000 Euro an die Berliner Forsten zahlen, weil das Stasi-Wachregiment Feliks Dzierzynski vor 35 Jahren auf ihrem damaligen Truppenübungsgelände eine Kiefernschonung anlegte. Die Bäume haben auf einer Fläche von 3500 Quadratmetern einen dichten Wald gebildet, der nun für den geplanten Wohnungsbau abgeholzt werden soll. Deutlich höhere Kompensationszahlungen dürften bei den großen Wohnungsbauflächen in Buch und Köpenick fällig werden.

Auf dem Teufelsberg darf wieder Wald wachsen

Insgesamt gilt der Berliner Wald aber weiterhin als sakrosankt, wenn sich Planer des Senats auf die Suche nach neuen Flächen für die wachsende Stadt machen. Bislang wird vor allem auf ehemaligen Rieselfeldern, Ackerflächen und aufgelassenen Bahnflächen gebaut. Zunehmend ins Visier geraten allerdings Kleingartenanlagen, die besonders in den Außenbezirken große Flächen beanspruchen.

In seltenen Fällen gewinnt die Stadt ein Stück Wald zurück, etwa nach Aufgabe der Baupläne auf dem Teufelsberg. In Schmöckwitz im Südostzipfel Berlins wird derzeit ein abgebranntes Reifenwerk wiederaufgeforstet, das bedeutet einen Zugewinn von 8,4 Hektar Waldfläche. Das Land hatte die Privatfläche zurückgekauft und den Berliner Forsten übergeben. Mitten im Krieg, 1942, war das Reifenwerk errichtet worden.

Insgesamt erstreckt sich der Berliner Wald auf 16.400 Hektar, davon gehören 58 Hektar den Wasserbetrieben. Auch der Bund verwaltet 123 Hektar Wald in Berlin. Die Berliner Forsten besitzen zudem erhebliche Flächen in Brandenburg.

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