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GetHenry-Chef Luis Orsini-Rosenberg.

© Promo

Firma der Woche: GetHenry – Auf zwei Rädern in die Zukunft

Das Berliner StartUp GetHenry verkauft E-Scooter, nachdem Nutzer sie über längere Zeit gemietet haben. Allerdings bisher nur in Österreich.

Name: GetHenry
Chef: Luis Orsini-Rosenberg
Branche: Mobilität
Mitarbeiter: 3
Gründungsjahr: 2018

Es ist eine Wette. Luis Orsini-Rosenberg schielt auf einen Markt, der gerade erst entsteht. Mit GetHenry will der 30-jährige Hobby-DJ sogenannte elektrische Kleinstfahrzeuge vermieten und verkaufen. Die Idee hinter dem 2018 gegründeten Start-up: Bevor sich Kunden einen elektrischen Tretroller zulegen, sollen sie ein Modell für einen Monat oder länger mieten können.

Entscheiden sie danach für den Kauf, erhalten sie einen Preisnachlass von bis zu 50 Prozent. Die Miete eines knapp 14 Kilogramm schweren und bis zu 30 km/h schnellen E-Scooters kostet inklusive Wartung und Schloss beispielsweise knapp 70, ab drei Monaten knapp 60 Euro monatlich.

Vor drei Wochen ist GetHenry offiziell gestartet – allerdings zunächst nur in Österreich. Das hat einen Grund: „Dort ist die Regulierung für die Fahrzeuge weniger streng“, erklärt Gründer Orsini-Rosenberg. Eine Versicherungsplakette für die Fahrzeuge wie in Deutschland ist dort nicht erforderlich.

Hierzulande waren E-Tretroller – oder Scooter, wie sie häufig genannt werden – bis zum 14. Juni auf öffentlichen Straßen verboten. Seit zehn Tagen ist nun der gesetzliche Rahmen geschaffen, der die Geräte unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt.

Nur eine Handvoll Modelle haben bisher allerdings die erforderliche Allgemeine Betriebszulassung durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) erhalten, darunter jene von Sharinganbietern wie Voi und Tier Mobility. Hierzulande werden besonders strenge Anforderungen an E-Tretroller gestellt. Unter anderem müssen sie mit zwei voneinander unabhängigen Bremsen ausgestattet sein.

Schon heute beobachtet Orsini-Rosenberg: „Seitdem die Fahrzeuge in Deutschland legal sind, steigt die Nachfrage.“ Obwohl sein Start-up hierzulande noch gar nicht aktiv ist, sondern lediglich Vorbestellungen entgegennimmt, hätten mittlerweile mehrere Hundert Interessenten aus der Bundesrepublik bei Ihnen angeklopft, sagt der Gründer. Eine genaue Zahl will er nicht nennen. Den Deutschlandstart von GetHenry zieht der Gründer für den Herbst in Erwägung.

Marktstart in Deutschland ist im Herbst vorgesehen

Aus Österreich seien bisher 400 Vorstellungen eingetrudelt – nicht alle könnten sofort bedient werden, gesteht der CEO ein. Das liege unter anderem an einer noch lückenhaften Finanzierung. In einer ersten Runde sammelte GetHenry kürzlich einen nach eigenen Angaben fünfstelligen Betrag von mehreren Privatinvestoren ein. Unter anderem investierte Kelly Ford von der Online-Bank N26 demnach in das Abo-Modell. Zuvor hatte sich GetHenry überwiegend aus eigener Tasche finanziert, mehrere Monate wurde das Start-up außerdem vom APX Accelerator gefördert, dem Start-up-Programm des Medienkonzerns Axel-Springer und des Autobauers Porsche.

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Ursprünglich wollte GetHenry auch One-Wheeler (elektrische Einräder) und elektrische Skateboards im Abo anbieten. Weil ein entsprechender Passus im Gesetz jedoch wieder kassiert wurde, sind sie jedoch nach wie vor nur auf Privatgelände erlaubt. „Deshalb haben wir diese Fahrzeuge wieder aus dem Programm genommen“, sagt Orsini-Rosenberg, der zum Studium nach Berlin zog, mittlerweile aber viel Zeit in Wien verbringt. Später sollen E-Bikes und elektrische Scooter hinzukommen.

Dass er in den Markt mit E-Flitzern einsteigen wollte, war Orsini-Rosenberg schon länger klar. Allerdings hätten er und seine beiden Mitgründer das Geschäftsmodell einige Male geändert, „weil wir nicht an der Schlammschlacht teilhaben wollen, die sich im Bereich der Mikromobilität anbahnt“, sagt er. Mit dem jetzigen Geschäftsmodell, einer Mischung aus Abo und Verkauf, wolle man sich von anderen Anbietern unterscheiden.

Orsini-Rosenberg arbeitet seit fünf Jahren in der Mobilitätsbranche, zuletzt als Marketingmanager für den Fahrdienst Uber. Zuvor war er Business Development Manager bei Lock8. Zuletzt genanntes Start-up scheiterte mit dem Vorhaben, ein intelligentes Fahrradschloss zu entwickeln, und zog damit den Unmut seiner Crowd-Investoren auf sich. Mit GetHenry soll es besser laufen, hofft Orsini-Rosenberg.

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