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Brauerin Crystal Jane Peck setzt auf Saures.

© Promo

Firma der Woche: Berliner Berg: Sauer macht Bier

Brauerin Cristal Jane Peck wurde von der hiesigen Biervielfalt enttäuscht. In der Brauerei "Berliner Berg" experimentiert sie jetzt mit Erdbeeren.

Berliner Berg, die Craftbrauerei an der Kopfstraße im Rollbergkiez, hat gerade ihr neuestes Bier herausgegeben, das es in dunkelgrünen Flaschen in Spätis und Fachgeschäften zu kaufen geben soll. Berliner Weiße. Ohne Schuss. Sauer wie Limonade, ohne Zucker. Das soll schmecken?

In ihrem charmanten australischen Akzent schwärmt Cristal Jane Peck von sauren Bieren, die in verschiedenen europäischen Braukulturen Tradition haben. Berliner Weiße, belgische Gueze und Lambic. Hier und da bricht im Interview ein deutsches Wort durch: Champagnerflasche, zum Beispiel. Saures Bier schmeckt tatsächlich eher nach Sekt denn nach Bier und wird oft in solchen Flaschen verkauft.

Peck experimentierte viele Jahre als Hobbybrauerin erst in Australien. Seit 2013 lebt sie in Berlin. Hier angekommen freute sie sich auf die Biervielfalt Deutschlands – und wurde enttäuscht. „Als ich meine erste Berliner Weiße hier im Biergarten bestellte, wollte ich sie ohne Schuss trinken“, sagt Peck. Der Kellner habe darauf erwidert: „Das geht gar nicht!“ Peck war verdutzt: Während ihre Brauerfreunde in Australien begannen, ihre eigenen sauren Berliner Weiße zu brauen, konnte sie im Biergarten nur die süße Version in „grün“ oder „rot“ trinken.

Es wird wild

Saures Bier wird mit wilden Hefen gebraut. Traditionell waren die Hefen wirklich „wild“, heute werden sie im Labor hergestellt, die die Brauerei einkauft. „Wir arbeiten aber selber laboratorisch“, sagt Peck und zeigt auf ein Mikroskop, mit dem sie den Gärungsprozess überprüft. Das Chaos muss kontrolliert werden. „Ich habe als Biologin zehn Jahre mikroskopiert, das ist für mich nichts Neues.“

Besonders kleine Brauereien können sich bei den Sauren austoben, geben im Brauprozess verschiedene Früchte und Hopfenarten hinzu. In Pecks Brautank gärt eine Saure mit Erdbeeren vor sich hin, im Lagertank daneben zeigt die Luke dunkleres Bier. „Richtig wild“, sagt Peck stolz. In Australien und den USA seien saure Biere immer beliebter, sagt Peck. Viele, die sonst kein Bier mögen, trinken diese gerne, weil sie nicht wie ein herbes Pils, sondern fruchtig-säuerlich schmecken.

Bis die deutschen Biertrinker den sauren Geschmack annehmen, wird es allerdings noch dauern, vermutet die Brauerin. Unter anderem wegen der höheren Produktionskosten für Bier aus kleinen, experimentellen Brauereien wie Berliner Berg. „In Deutschland ist Bier billig und hat sowieso hohe Qualität“, sagt Peck. „Wenige zahlen mehr für ein neues Bier – sie haben ja schon immer ihr Lieblingspils getrunken!“ Trinkgewohnheiten ändern sich langsam. In Berlin trauen sich aber immer mehr Brauereien und auch Biertrinker an die Weiße ran, ohne Schuss. Sie schmeckt erfrischend, als sei sie für die schwüle Großstadt erfunden worden.

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