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Ei, Pferdchen. Diese Mädchen machen auf dem Moritzhof beim Reitkurs mit. Und Streicheln gehört natürlich auch dazu.

© Kitty Kleist-Heinrich

Finanznöte bei „Moritzhof“ und „Kolle 37“: Kinder-Einrichtungen in Prenzlauer Berg machen montags dicht

Für Kinder wird der Raum in Berlins Innenstadt knapp. Nun kürzen zwei bekannte Institutionen ihr Angebot - der Träger kritisiert ein neues Gesetz des Senats.

Von Christian Hönicke

Die Räume für Kinder und Jugendliche in Prenzlauer Berg, in einem der teuersten Stadtteile Berlins, werden immer knapper. Jüngstes Beispiel: Der beliebte Abenteuer-Bauspielplatz "Kolle 37" am Kollwitzplatz und die stadtbekannte Jugendfarm "Moritzhof" im Mauerpark reduzieren ihr Angebot. Ab sofort bleiben sie immer montags geschlossen.

Das teilte der freie Träger beider Einrichtungen, der Verein "Netzwerk Spiel/Kultur Prenzlauer Berg e.V.", dem Tagesspiegel mit. Dessen Geschäftsführer Stephan Metzner kritisiert das neue Jugendförderungs- und Beteiligungsgesetz, das 2020 in Berlin in Kraft getreten ist, als Ursache. "Keiner soll verlieren", sei dabei der Anspruch gewesen: "Im Bezirk Pankow ist dieses Ziel nicht erreicht worden. Verlierer sind die Kinder."

"Verlierer sind die Kinder"

Das Gesetz sieht vor, dass alle freien Träger ihre Angestellten ab sofort nach Tarif bezahlen müssen, sonst wird die Förderung gestrichen. Natürlich wolle man das Personal tarifgerecht bezahlen, sagt Metzner. Doch freie Träger könnten sich das in der Regel schlicht nicht leisten, weil die Höhe der bezirklichen Förderung für die Einrichtungen seit vielen Jahren praktisch gleich hoch sei. "Steigende Personal- und Sachkosten bei fast gleicher Zuwendungshöhe - das funktioniert einfach nicht."

[Dieser Text stammt aus dem aktuellen Leute-Newsletter Pankow. Den können Sie wie alle Newsletter aus den zwölf Bezirken hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Was das in der Praxis bedeutet, erklärt Betreuer Joe Krause vom "Kolle 37": "Die Träger kürzen bei den Stunden." So auch in der Baulücke in der Kollwitzstraße 37. Dort dürfen Kiezkinder seit Anfang der 1990er ohne ihre Eltern nach Herzenslust bauen, spielen und gestalten. Hier kann man viele kreative Sachen machen: mehrstöckige Holzhütten bauen, töpfern, schmieden und kochen. Es gibt regelmäßig Feste und Lagerfeuer – alles mitten in der Großstadt, bisher von Montag bis Sonnabend. "Wir können hier umsetzen, was wir wollen", sagt der achtjährige Emil (Name von der Redaktion geändert). "Hier dürfen ja keine Eltern rein."

Nun fällt der Montag für Abenteuer weg. Die Kinder seien über die neue Regelung "sehr erbost", so Krause. Das bestätigt die elfjährige Maria (ebenfalls Name geändert), die sich gemeinsam mit Emil und vier weiteren Kindern vom "Kolle 37" an den Tagesspiegel wandte: "Den neuen Schließtag finden alle doof. Manche sind jetzt Montag ganz allein zu Hause und langweilen sich."

Es sei ja eine schöne Forderung, dass die Mitarbeiter für die Arbeit angemessen entlohnt werden, sagt Krause. "Aber es geht zulasten der Kinder – und das ist tragisch."

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