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Firmenlogos auf dem Hotel Adlon.

© promo

Festival of Lights: Lichtshow mit Schattenseiten

Der Veranstalter des Festival of Lights arbeitete doch direkt mit dem umstrittenem Eventmanager Schmidt zusammen. Von diesen Geschäftsbeziehungen war nichts bekannt, sagt Schirmherr Klaus Wowereit.

Der Eventunternehmer Manfred Schmidt schafft es inzwischen mit einer gewissen Regelmäßigkeit in die Fragestunde des Abgeordnetenhauses. Wie schon vor zwei Wochen hatte auch am Donnerstag der Grünen-Abgeordnete Dirk Behrendt Klärungsbedarf. Behrendt bezog sich auf Medienveröffentlichungen vom Vortag. Darin ging es um Schmidts Aktivitäten beim Festival of Lights, dessen Schirmherrschaft der Regierende Bürgermeister übernommen hatte.

Nach vorliegenden Informationen hat Schmidt mit der Beleuchtung der Adlon-Fassade Gesamt-Einnahmen in Höhe von 230.000 Euro erzielt. Auf die Fassade des Hotels wurden – wie berichtet – während des rund zehntägigen Festivals of Lights im Herbst 2010 die Logos von großen deutschen Unternehmen zusammen mit wechselnden Farbtönen projiziert. An der Aktion beteiligten sich unter anderem der Bertelsmann-Konzern, die Ergo-Versicherung, die Post, Volkswagen, die Bild-Zeitung, der Reiseveranstalter TUI, das Zweite Deutsche Fernsehen, der Autovermieter Sixt oder die Berliner Gasag. Die meisten Unternehmen zahlten nach vorliegenden Unterlagen dafür jeweils 20.000 Euro. Insgesamt soll Schmidt nach Abzug der Kosten einen Reinverdienst von 160.000 Euro erzielt haben.

Der privatisierte Berliner Gasversorger Gasag verteidigt seine Teilnahme an der Lichtaktion. „Beteiligt waren andere bekannte Unternehmen, und das Adlon war ein interessanter Ort der Präsentation“, begründet Pressesprecher Klaus Haschka die damalige Zusage: „Das Angebot fanden wir als reine Marketing-Maßnahme positiv.“ Die Verhandlung für die Adlon-Beleuchtung sei ausschließlich mit der Schmidt Media Agentur geführt worden; auch die Rechnung sei direkt an die Agentur bezahlt worden. Für die Gasag sei dabei klar gewesen, dass die Illumination „im Rahmen des Festivals stattfand, aber kein Bestandteil des offiziellen Programms war“, sagt Haschka.

Anders als zunächst gegenüber dem Tagesspiegel dargestellt, hat es aber offenbar doch geschäftliche Beziehungen zwischen Schmidt und der Festival-Organisatorin Birgit Zander gegeben. Die Agentur-Chefin Zander hatte angegeben, sie habe erst während des Festivals von Schmidts Aktivitäten erfahren. Nach den Unterlagen aber gab es intensive Verhandlungen; dem Tagesspiegel liegt das Angebot für die technische Umsetzung der Adlon-Aktion vor; die Agentur Schmidt zahlte dafür eine beträchtliche Summe. Birgit Zander war bis zum Donnerstagabend zu einer Stellungsnahme nicht bereit.

Der Senatssprecher Richard Meng betont, bei der Übernahme der Schirmherrschaft sei dem Regierenden Bürgermeister die Beteiligung Schmidts nicht bekannt gewesen. „Es ist auch unerheblich, weil es einfach keine Geschäftsbeziehung gab“, sagt Meng: „Eine Schirmherrschaft ist eine ideelle Unterstützung der Veranstaltung.“

Das Adlon hat am Donnerstag noch einmal bestätigt, dass alle Planungen und Gespräche über Manfred Schmidt gelaufen sind. „Wir haben nur die Fassade kostenlos zur Verfügung gestellt“, sagt Sabina Held, die Sprecherin des Hotels. Weder hätten die Unternehmen, deren Logos an der Fassade leuchteten, Geld ans Adlon überwiesen, noch Manfred Schmidt. „Für uns war das schlicht eine schöne Idee, um am Festival of Lights teilzunehmen“, sagt Held weiter. Wie genau die Absprachen zwischen Schmidt und den Organisatoren des Festivals waren, entziehe sich ihrer Kenntnis, sagt Held.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit ließ sich in der Parlaments-Sitzung durch das Dauerthema Schmidt nicht aus der Ruhe bringen. Vielleicht hatte er während der ersten Stunde der Sitzung des Abgeordnetenhauses etwas öfter als sonst mit Senatssprecher Richard Meng geredet, der wie üblich zwei Reihen hinter ihm saß. Dann fragte Dirk Behrendt (Grüne): „Wie war es denn?“, und Wowereit erläuterte, warum er die Schirmherrschaft über das Festival of Lights übernommen habe – weil es eine „tolle Sache“ sei. Er erklärte, dass die Agentur Zander „alleiniger Veranstalter“ des Festivals sei und also „nicht nachvollziehbar“ sei, dass es zwischen ihm als Repräsentanten des Landes Berlin und Schmidt zu einem Geschäftsverhältnis gekommen sein sollte. Und selbst wenn er gewusst hätte, dass sich Schmidt in Eigenregie am Festival beteiligte, hätte er „höchstwahrscheinlich“ die Schirmherrschaft trotzdem übernommen.

Von einem anderen Annäherungsversuch Schmidts – da ging es angeblich um ein Mode-Event auf dem neuen Großflughafen, die Senatskanzlei lehnte das ab – hatte Wowereit seinen Worten nach nie gehört. Da blieb Behrendt nur noch die Frage, ob Wowereit denn „ausschließen“ könne, dass Schmidt irgendwann mal versucht habe, einen Vorteil aus seiner Beziehung mit Wowereit zu ziehen.  Der Regierende Bürgermeister antwortete, „ehrlich“ könne er nur sagen: „Das kann ich nicht ausschließen.“ Denn er wisse doch gar nicht von allen Gesprächen, die geführt worden seien. Damit hatte sich die Sache. Andere Oppositionsfraktionen fanden den Vorgang ohnehin nicht hinterfragenswert. Martin Delius, Parlamentarischer Geschäftsführer der Piraten-Fraktion, hatte schon vor der Fragestunde gesagt: „Für die Empörung sind die Grünen zuständig.“

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