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Wegen der Unterbringung von Flüchtlingen kann das Lollapalooza Festival nicht wie im letzten Jahr auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof stattfinden.

© Gregor Fischer/dpa

Festival im Treptower Park: Umsiedlungen fürs Lollapalooza

Trotz Widerstands von Anwohnern und GUS-Botschaftern wird das Lollapalooza-Festival wohl im September im Treptower Park stattfinden - allerdings nur einmalig.

Es ist zwar noch nicht endgültig, aber scheinbar nur noch Formsache: Das Lollapalooza-Festival, das im vergangenen Jahr auf dem Tempelhofer Feld Premiere feierte, wird am 10. und 11. September im Treptower Park stattfinden. Diesen Eindruck vermittelten zumindest Ingrid Lehmann vom Grünflächenamt Treptow-Köpenick und die Festivalleiterin Fruszina Szép bei einem Pressegespräch am Montag. Bei dieser Gelegenheit stellten sie nicht nur einen vorläufigen Festival-Plan vor, sondern betonten auch, dass der an der Spree liegende Park nur in diesem Jahr als Festivalfläche dienen werde.

Um endgültig grünes Licht von der Verwaltung zu bekommen, müssen die Veranstalter dem Bezirk weit entgegen kommen. Sie verpflichten sich nicht nur dazu, das eigentliche Festivalgelände abzusperren, sondern werden auch Bauzäune um Baumflächen, Gärten und das sowjetische Ehrenmal errichten und mit Wachpersonal schützen. "Es ist uns bewusst, dass es kein einfaches Thema ist und wollen deshalb Transparenz schaffen", sagte Fruszina Szép bei der Präsentation des Plans.

Etwa 70 Prozent des Parks wollen die Veranstalter belegen, um Platz für 45.000 bis 50.000 Besucher pro Tag zu schaffen. Sie betonte, dass man auch mit den Anwohnern gesprochen habe, die direkt im Park wohnen. Diesen zehn Hausparteien habe man für die Dauer des Festivals eine Umsiedlung in Hotels angeboten. "Einige wollen dieses Angebot annehmen", sagte die Festival-Leiterin.

Bei Einlass und Toiletten, wo es im vergangenen Jahr Probleme gegeben hatte, sorge man sich ebenso, wie um die Wiederherstellung des Rasens, den der Veranstalter mit Lastverteilungsplatten schützen möchte. "Die Produktion ist in diesem Jahr viel schwieriger und auch viel teurer, aber dafür wird es auch schöner, als auf der Betonfläche des Tempelhofer Feldes", sagte sie.

Einer von vielen Streitpunkten: Direkt neben der Festival-Fläche (rosa) befindet sich das sowjetische Ehrenmal (dunkelgrün).
Einer von vielen Streitpunkten: Direkt neben der Festival-Fläche (rosa) befindet sich das sowjetische Ehrenmal (dunkelgrün).

© promo

"Wir sind auf einem guten Weg, aber wir prüfen ganz genau und das dauert", sagte die Leiterin des Grünflächenamts Treptow-Köpenick optimistisch. Acht Wochen habe sie für das Genehmigungsverfahren des Bezirks eingerechnet. Danach müsse außerdem noch mit Lärm- und Denkmalschutzamt sowie der Polizei gesprochen werden. Sie erinnerte an die Baumaßnahmen, die im Treptower Park in den vergangenen Jahren umgesetzt wurden. "Wir haben da viel gebaut und jetzt wollen wir unseren Park natürlich auch ausreichend schützen", sagte Lehmann. Um für alle Umstände gewappnet zu sein, mussten die Veranstalter eine Kaution hinterlegen. "Da sind wir mal vom schlimmsten ausgegangen und haben sehr negativ gerechnet", versicherte sie.

Das Festival im Treptower Park bleibt eine einmalige Sache

Unabhängig vom Ausgang des Genehmigungsverfahrens wird das Festival im dritten Jahr wieder einen neuen Veranstaltungsort suchen müssen. "Ich kann zu hundert Prozent garantieren, dass das Lollapalooza 2017 nicht im Treptower Park und sehr wahrscheinlich nicht am Tempelhofer Feld stattfinden wird", sagte Festival-Sprecher Tommy Nick. Wo man genau feiern werde, verriet er zwar nicht, aber es werde definitiv in Berlin sein und man wolle den Ort direkt nach dem Festival bekannt geben. Anwohner, Parkschützer und GUS-Botschafter wird die Nachricht freuen. Sie sind vom aktuellen Plan nicht gerade begeistert. Mehr als 5250 Unterzeichner haben eine Online-Petition gegen das Lollapalooza unterzeichnet. Sie befürchten ernsthafte Schäden für die Tiere und Pflanzen im Park und fordern das Festival stattdessen an einem anderen Ort auszurichten. "Wir haben uns viel angeschaut", sagt Nick, aber so spontan nicht fündig geworden. Das BER-Gelände sei schlecht angebunden, das Maifeld am Olympiastadion wegen der Pyronale bereits belegt, die Trabrennbahn Mariendorf und Görlitzer Park zu klein und in der Karl-Marx-Allee, wo im Mai die Formel E gastieren wird, befürchte man noch massivere Anwohner-Beschwerden. "Wir können auch nicht einfach unseren Termin verlegen, weil unsere Künstlerverträge im Dezember bereits abgeschlossen waren", sagte Nick. Diese Verträge seien an Ort und Zeit gebunden. "Hinter den Kulissen mussten wir ziemlich dafür kämpfen, dass Radiohead und KO bleiben", sagte er. Auf Schadensersatz wegen drohender Mehrkosten wolle man die Stadt nach dem Rauswurf aber nicht verklagen. „Für schutzsuchende Familien Unterkünfte bereitzustellen ist für uns eine Selbstverständlichkeit“, betonte Nick.

Die Aufregung wegen des Beschwerde-Briefs der GUS-Botschafter an den Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, Oliver Igel (SPD), an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) sowie Innensenator Frank Henkel (CDU), konnte Nick nicht nachvollziehen. "Die Stimmung ist nicht so schlecht, wie es dargestellt wird", sagte er und erinnerte an ein Treffen mit Vertretern aus Russland, der Ukraine, Armenien, Aserbeidschan, Kasachstan, Kirgisien, Moldau, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan und Weißrussland im Roten Rathaus im März. Ein weiteres sei bereits geplant.

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