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Der beleuchtete Berliner Dom in Mitte.

© epd

Festakt in Mitte: Berliner Dom feiert 25-jähriges Jubiläum seit Wiederaufbau

Am 6. Juni 1993 war ein Polizeiaufgebot nötig, um den Gästen der Eröffnungsfeier den Weg zu bahnen. Grund war der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl. Nun feiert Berlin Dom-Jubiläum.

Nur selten wird ein Festgottesdienst von Demonstrationen begleitet. Bei der Wiedereröffnung des Berliner Doms vor 25 Jahren ist ein großes Polizeiaufgebot nötig, um den rund 1500 geladenen Gästen den Weg zu bahnen. Die Kritik der mehreren hundert Demonstranten gilt am 6. Juni 1993 dabei weniger dem Dom als Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU). Er wird als „Heuchler“ beschimpft. Nur wenige Tage zuvor hatte sich Kohl gegen eine Teilnahme an der Trauerfeier für die fünf Opfer des rechtsextremistischen Brandanschlags in Solingen entschieden.

Der Dom wird 18 Jahre nach Beginn des Wiederaufbaus mit Spitzenvertretern aus Politik und Kirche eröffnet. Das Fernsehen überträgt den Gottesdienst, die Bundespost gibt einen Sonderstempel heraus, die Landesbank startet einen Medaillenverkauf zugunsten des Wiederaufbaus.

Auch die restaurierte Sauer-Orgel erklingt erstmals wieder. Wenn man die Fläche als Maßstab nimmt, ist er die größte protestantische Kirche in Deutschland. Am kommenden Sonntag um 10 Uhr wird mit einem Festgottesdienst an die Wiedereröffnung erinnert.

Sogar ein Abriss wurde nicht ausgeschlossen

Dabei war lange Zeit unklar, was mit dem Bau geschehen sollte, der im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde. Sogar ein Abriss wurde nicht ausgeschlossen. Bis zuletzt war der Wiederaufbau auch innerhalb der Kirche umstritten. 1905 als Hofkirche der Hohenzollern errichtet, wird der Dom am Rande der Museumsinsel schnell zu einem Wahrzeichen der historischen Mitte Berlins.

In Anlehnung an die italienische Hochrenaissance und den Barock stammen die Pläne von Julius Raschdorff (1823 bis 1914). Der Kaiser soll von einer Kathedrale für die Protestanten der Welt geschwärmt haben. Bis zur Zerstörung 1944 repräsentiert der Dom die Verbindung von „Thron und Altar“ oder Staat und Kirche.

Die Entscheidung für den Wiederaufbau viele Jahre nach Kriegsende wird zur Lokomotive für ein kirchliches Sonderbauprogramm in der DDR. Zuvor soll der Architekt des benachbarten Palastes der Republik, Heinz Graffunder, gegenüber der SED-Führung deutlich gemacht haben, dass er den Dom als nötigen Ausgleich für die „Baumassen“ des Regierungsviertels und der Straße Unter den Linden brauche.

Die Kirche verpflichtete sich also gegenüber der SED, den Dom im Herzen der DDR-Hauptstadt wieder aufzubauen. Dafür erhielten sie die Erlaubnis, dringend benötigte Umbauten an Kirchen sowie Gemeinde- und Pfarrhäusern im ganzen Land in Angriff zu nehmen. Bezahlt wurde beides von der westdeutschen Kirche und den westdeutschen Steuerzahlern – in D-Mark. Allein in den Wiederaufbau des Doms flossen bis 1993 rund 120 Millionen D-Mark.

Heute steht der Dom für eine City-Kirche mit mehr als 1600 Gemeindemitgliedern. Der Kirchenbau ist auch Touristenmagnet: Im vergangenen Jahr besuchten ihn rund 700.000 Menschen.

Am vergangenen Sonntag kam es im Dom zu einem Gewaltvorfall. Ein Polizist schoss dabei auf einen randalierenden Mann. Er liegt im Koma. (epd)

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