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Rund 383.000 Schüler lernen dieses Schuljahr in Berlin, rund 303.000 sind es in Brandenburg.

© dpa-tmn/Marcel Kusch

Ferienende in der Hauptstadtregion: Berlin hat so viele Schüler wie noch nie

Mehr als 380.000 Schüler lernen dieses Schuljahr in Berlin – zugleich fehlen Hunderte Lehrer. Aus der SPD kommt die Forderung nach Pflichtstunden-Kürzungen.

Nach rund sechseinhalb Wochen Sommerferien hat diesen Montag in Berlin und Brandenburg das neue Schuljahr begonnen. Einmal mehr wird es kein normales werden, denn die Corona-Pandemie ist noch nicht überstanden – an Berlins Schulen gibt es weiterhin das Angebot freiwilliger Tests, in Brandenburg besteht eine Testpflicht für Nicht-Immunisierte. Außerdem müssen auch die Schulen Energie sparen, und immer mehr Kinder aus ukrainischen Flüchtlingsfamilien gehen zur Schule.

Im neuen Schuljahr lernen in den Berliner Schulen so viele Schülerinnen und Schülern wie noch nie. Ihre Zahl stieg an den allgemeinbildenden Schulen im Vergleich zum vergangenen Schuljahr um gut 6800 auf 383.290, so die Bildungsverwaltung.

Nicht alle legen am Montag los: Berlins Erstklässler werden erst am kommenden Sonnabend, 27. August, eingeschult, am 29. August startet dann ihr Unterricht. 37.050 Kinder sind an den Schulen angemeldet, 1370 mehr als vor einem Jahr. Laut Bildungsverwaltung ist das die höchste Zahl seit 2005.

Wie in den Vorjahren schlägt der bundesweite Fachkräftemangel erneut an Berlins Schulen durch. Nach Angaben der Bildungsverwaltung lag der Einstellungsbedarf bei 2645 unbefristeten Vollzeitstellen, allerdings konnten bisher nicht alle besetzt werden.

Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) bezifferte die Lücke unbesetzter Stellen vor einigen Tagen auf 875 – bei insgesamt mehr als 34.000 Lehrkräften. Etliche der neu eingestellten Lehrerinnen und Lehrer sind Quereinsteiger ohne Lehramtsstudium.

Forderung nach Kürzungen bei Stundentafel

SPD-Bildungsexperte Marcel Hopp forderte angesichts des anhaltenden Lehrkräftemangels Kürzungen bei der sogenannten Stundentafel, die festlegt, wie viele Stunden in welchem Fach unterrichtet werden. Die Rückkehr zur Verbeamtung in Berlin werde zwar einen positiven Effekt haben, sagte Hopp der Deutschen Presse-Agentur. Der Lehrkräftemangel werde in den nächsten Jahren aber bleiben.

„Ich sehe mit Sorge, dass die Unterrichtsbelastung für Schüler, insbesondere in weiterführenden Schulen, hoch ist. Und wir wissen aus der Lernpsychologie, dass sich zu viel Fachunterricht negativ auf nachhaltige Lernprozesse auswirkt.“ Gleichzeitig verdränge der Fachunterricht zunehmend den qualitativen Ganztag, der auch wichtig für ganzheitliches Lernen sei, sagte Hopp.

„Man kann durchaus an einigen Fächern behutsam reduzieren oder die Situation nutzen, um beispielsweise im Bereich Gesellschaftswissenschaft mit Geschichte, Politik, Ethik und Geografie fächerübergreifend zu arbeiten. Das ist das Gleiche im naturwissenschaftlichen Bereich mit Physik, Chemie, Bio und Mathe, man muss das nicht alles getrennt voneinander unterrichten.“ Die Diskussion darüber müsse auch mit Eltern und Schülern geführt werden.

Für Bildungssenatorin Busse hat die Stundentafel hingegen Priorität und soll erfüllt werden, Schulen sollten aus ihrer Sicht eher an zusätzlichen Angeboten wie Arbeitsgemeinschaften sparen. Dahingehend äußerte sie sich vergangene Woche bei der Pressekonferenz zum neuen Schuljahr.

Testpflicht an Brandenburger Schulen

Auch in Brandenburg startete an diesem Montag für rund 303.000 Schülerinnen und Schüler wieder der Unterricht. In der ersten Woche nach den Sommerferien gilt für nicht immunisierte Schüler, Lehrkräfte und andere Beschäftigte an den Brandenburger Schulen eine dreimalige Testpflicht. Anschließend soll es keine Corona-Beschränkungen mehr geben und der Unterricht in allen Klassen ohne Masken in Präsenz stattfinden.

Der Präsenzunterricht sei in den Schulen ohne Probleme angelaufen, sagte die Sprecherin des Bildungsministeriums, Ulrike Grönefeld. Das Ministerium hatte einen Stufenplan vorbereitet, falls zu viele Lehrer krankheitsbedingt ausfallen. Dies sei aber nicht der Fall, erklärte die Sprecherin. Auch mit der Testung auf das Coronavirus habe es keine Schwierigkeiten gegeben.

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Auch für die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine, die vor dem russischen Angriffskrieg geflüchtet sind, gilt vom neuen Schuljahr an die Schulpflicht. Wie viele Schüler dies betrifft, kann vom Brandenburger Bildungsministerium erst nach dem Schulstart erhoben werden. Vor den Sommerferien waren an den Brandenburger Schulen rund 4500 Schüler aus der Ukraine gemeldet.

Die Brandenburger Polizei hat zum Schulstart am Montag Kontrollen an den Schulwegen angekündigt. Denn insgesamt 24.000 Erstklässler starten in den Unterricht. Die Polizei bittet die Verkehrsteilnehmer daher um besondere Rücksichtnahme, weil die Kinder sich nun auf dem Schulweg erst im Verkehr zurechtfinden müssen. (dpa,Tsp)

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