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Ein Aufkleber «Pilotprojekt Gesichtserkennung, Erkennungsbereich» ist am Boden im Bahnhof Südkreuz in Berlin angebracht.

© dpa/ Jörg Carstense

Feldversuch am Bahnhof Südkreuz: Ergebnisse der Gesichtserkennung "erstaunlich treffgenau"

Seit drei Monaten läuft der Test mit der automatischen Gesichtserkennung am Berliner Südkreuz. Mittlerweile sind die Proteste verstummt.

Und täglich surrt die Kamera. Seit drei Monaten läuft im Bahnhof Südkreuz der Test mit der automatischen Gesichtserkennung – und kaum jemand guckt noch hin. Die meisten Bahnhofsbesucher achten zur Halbzeit des Projekts gar nicht mehr auf die Hinweisschilder. Oder gehen den Kameras schon routiniert aus dem Weg. Proteste habe es nur am Anfang gegeben, sagte ein Sprecher der Bundespolizei am Mittwoch. Und anders als befürchtet habe es auch keine Versuche gegeben, die Anlagen zu beschädigen. Nur die Hinweismarkierungen auf dem Boden hätten erneuert werden müssen – sie seien durch das viele Betreten abgenutzt gewesen.

Die drei Kameras, die die Gesichter erfassen, sind allerdings auch so angebracht, dass sie nicht direkt erreicht werden können. Sie nehmen Bilder von einem gekennzeichneten Bereich am Eingang vom Hildegard-Knef-Platz sowie von der abwärts führenden Rolltreppe vom Bahnsteig der Ringbahn in die westliche Vorhalle auf Schöneberger Gebiet auf. Insgesamt hat die Bahn im Bahnhof 77 Kameras installiert.

Für den sechsmonatigen Test hatte die Bundespolizei 300 freiwillige Teilnehmer gesucht und gefunden. Gelockt worden waren sie unter anderem auch durch kleine finanzielle Anreize. Sie ließen sich fotografieren, um ihre Gesichter später aus den Aufnahmen ausfiltern zu können. Zudem müssen sie einen Transponder tragen, der beweist, dass sie tatsächlich im Bahnhof waren. Damit soll die Zuverlässigkeit beim automatischen Auswerten der Aufnahmen geprüft werden.

Bisherige Ergebnisse seien "erstaunlich treffgenau"

Nach Angaben des Sprechers sind bisher nur drei Probanden offiziell abgesprungen – unter anderem, weil deren Wege sich geändert hätten und nicht mehr so oft durch den Bahnhof führten.

Ausgewertet werde der Versuch erst nach Abschluss des halbjährigen Projekts Ende Januar, sagte der Sprecher der Bundespolizei weiter. Zwischenergebnisse gebe es nicht. Innenminister Thomas de Maizière hatte bei einem Besuch im Bahnhof Ende August erklärt, die bisherigen Ergebnisse seien „erstaunlich treffgenau.“

Technisch laufe es gut; die Software-Firmen hätten nur Kleinigkeiten ändern müssen – meist ohne die Aufnahmen unterbrechen zu müssen, sagte der Sprecher. Die Kameras liefen zuverlässig 24 Stunden am Tag.

Im Vorfeld hatte es Bedenken und zum Teil auch heftige Proteste gegeben – von Datenschützern und Politikern – von der FDP über die Grünen bis zu den Linken. Zudem war umstritten, welche Daten der Transponder sendet.

Während die Gegner bemängeln, dass durch die Gesichtserkennung die Persönlichkeitsrechte verletzt würden, hob de Maizière den „unglaublichen Sicherheitsgewinn für die Bevölkerung“ hervor. Das Vergleichen der Gesichter soll die Fahndung erleichtern; nach mutmaßlichen Terroristen – und anderen Straftätern.

Die Technik hat sich erheblich weiterentwickelt

Bisherige Versuche hatten keinen Erfolg gehabt und waren abgebrochen worden. Inzwischen habe sich die Technik aber erheblich weiterentwickelt, heißt es bei der Bundespolizei, die den Test gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium und der Bahn ausführt.

Sollte sich die Technik jetzt in der Praxis bewähren, kann sie noch weiter ausgefeilt werden. Sie soll in der Lage sein, verdächtige Bewegungen, etwa von Taschendieben, festzustellen. Dass sie auch herrenlose Gegenstände erkennt, dürfte ein Leichtes sein.

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