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Eine Veranstaltung im Rahmen des Feinschmeckerfestivals "eat!".

© dpa

Feinschmeckerfestival in Berlin: "Eat!Berlin": Bierexpress schlägt Raffinesse

Zum Abschluss des Gourmetfestivals „Eat!Berlin“ gab’s Ehrungen, Rührendes – und einen überraschenden Publikumsliebling. Gefeiert wurde standesgemäß.

Früher hieß so etwas „Mit der Wurst nach der Speckseite werfen“ – aber ein Feinschmeckerfestival darf das. Nämlich Eckart Witzigmann, den Jahrtausendkoch, bitten, eine Laudatio auf Harald Wohlfahrt zu halten, der auch schon nahe am Jahrhundertkoch ist. Da macht man nichts falsch! Seit dem Ball der Gastronomie am Sonntagabend, dem Abschlussereignis des Berliner Festivals „eat!Berlin“, ist Wohlfahrt nun also im Besitz der Auszeichnung dieses Festivals für sein Lebenswerk. Er trug es mit Fassung und plauderte den ganzen Abend lang am Honoratiorentisch. Insider sagen, es sei vorwiegend um Gastronomie und Küche gegangen...

Am anderen Ende der Auszeichnungspyramide liegt der Siegfried-Rockendorf-Preis, den das Festival für talentierte Azubis auslobt. Sie müssen ihr Können auch am Herd beweisen – aber nicht über mehrere Jahrzehnte, sondern nur so lange, wie es dauert, zwei eigene Gerichte aus einem festgelegten Warenkorb anzufertigen. Hier siegte Yoshida Takeshi, Nachwuchskoch im „Fischers Fritz“ im Regent Hotel. Schließlich wurde einer gesucht, der nicht zwingend kochen können muss, aber als Förderer der Genusskultur gilt: Guido Wegner von Gründer-Center der Berliner Volksbank, der schon vielen jungen und später erfolgreichen Gastronomen finanziell geholfen hat.

Die schwarze Null

Pünktlich zum Beginn der fünften Auflage im Februar hatte das Reisemagazin „Travellers World“ dem Gründer und Festivalleiter Bernhard Moser eine Steilvorlage serviert: „eat!Berlin“ gehöre zu den zehn besten Genussfesten der Welt. Woran immer man das messen mag: Die Besucher der zahlreichen, meist ausverkauften Veranstaltungen, zu denen auch ein Tagesspiegel-Abend gehörte, waren offenbar zufrieden, denn sie bewerteten sehr freundlich. Ganz an der Spitze lag laut Umfrage aber keine Gourmetkunst, sondern der rustikale Abend in „Vogts Bierexpress“ am Mehringdamm mit den passenden Gerichten von Matthias Buchholz.

Moser bilanzierte denn auch im Gespräch, er sei sehr zufrieden mit dem Zuspruch der Gäste und den Leistungen der Köche. Ob ihm auch die schwarze Null gelungen sei? Das wollte er vor der Schlussabrechnung noch nicht sagen, wirkte dabei aber fröhlich gelassen.

Der emotionalste Moment des Abends hatte ebenfalls nichts mit Gourmetkultur zu tun. Denn da saß Klaus-Dieter Hoppe, Koch bei der Kältehilfe der Berliner Stadtmission, in der Ansicht, er sei halt einfach mal eingeladen worden. Dann aber ließ Moderator Volker Wieprecht ein großzügiges Geschenk auspacken – einen fabrikneuen Profi- Kombidämpfer, finanziert von Gasag und BSR.

Glücksmoment im Leben eines Kochs

Hoppe hatte kürzlich geklagt, es sei zwar schön, wenn er mal 400 Hähnchenkeulen geschenkt bekomme, aber er könne so etwas nur mühevoll einzeln in der Pfanne anbraten. Nun kann er alle auf einmal garen – Glücksmoment im Leben eines Kochs, den niemand mit Sternen und Mützen dekoriert und der auch nicht mit einer Lebenswerk-Auszeichnung rechnen kann.

Auf der Gala wurde dann aber noch einmal kräftig gefeiert. Gleich zum Einstieg gab es Kaviar auf die Hand, dann folgten vier Gänge aus der Hand, nämlich der von fünf Meisterköchen, bis schließlich eine Band die akustische Hoheit übernahm. Unter den späten Gästen: Hans-Peter Wodarz und Kolja Kleeberg, die direkt vom Saisonabschluss in ihrem „Palazzo“ gekommen waren - beide sehr zufrieden mit dem besten jemals erzielten Ergebnis. Bitte, Berlin: geht doch.

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