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Einheitsspektakel in 2013.

© dpa

Feiern zum 3. Oktober in Berlin: Hauptsache kein Einheits-Rummel

Ausgerechnet beim Einheitsfest in der Hauptstadt zeigt der Kapitalismus gern mal seine ganz banalen Schattenseiten. Unsere Autorin will den 3. Oktober aber nicht nur mit Bier und Bratwurst feiern.

Vor 25 Jahren fiel die Mauer. Kein Jahr später war die Einheit perfekt. Und es gibt immer noch genug Menschen, die sich an diese Zeit voller Dankbarkeit erinnern und extra nach Berlin kommen, um diesen Tag der Einheit zu feiern. Aus Sachsen, aus Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt. Und aus dem Rest der Republik. Wo geht man da hin? Das Fest der Einheit am Brandenburger Tor war in den vergangenen Jahren in der Regel das nahe liegende Ziel. Wo Anwohner sich schaudernd abwandten von der Chinapfannen-Folklore, pilgerten Berlin-Besucher hin, um sich zu erinnern, wie das begann mit der Freiheit und der Einheit. Der Niveau-Verlust beim Fest hatte leider aber auch abschreckende Aspekte.

Auch in diesem Jahr verspricht das offizielle Hauptstadtportal Berlin.de „rund ums Brandenburger Tor ein großes, privat veranstaltetes Fest“, ein „Volksfest für die ganze Familie“. Ausgerechnet hier zeigte der Kapitalismus in den vergangenen Jahren den ganzen Familien gern mal seine ganz banalen Schattenseiten. Karaoke, Volksmusik, Bier und Bratwurst, der übliche schräg scheppernde Rummel halt, um den der erfahrene Berliner meist einen großen Bogen macht. So wurde der Besuch am Brandenburger Tor für viele Einheits-Touristen zunehmend auch zu einem enttäuschenden Erlebnis.

Den großen Bogen zu schlagen kann auch ein Fehler sein. Nur noch ein Jahr dauert es, bis die Einheit ihr silbernes Jubiläum feiert. Genug Zeit für die Verantwortlichen im Bezirk und im Senat, mal genau hinzuschauen und sich Gedanken zu machen, wie eines der glücklichsten Ereignisse in der deutschen Geschichte angemessen zelebriert werden könnte. Dass den Besuchern von auswärts das Rummel-Niveau zunehmend auf die Nerven ging, ist ja verständlich. An Möglichkeiten, das Niveau zu heben, mangelt es ganz bestimmt nicht. Die Landesvertretungen etwa zeigen immer wieder, wie man Regionen attraktiv und kultiviert darstellen kann.

Berlin zieht vor allem die Kreativen an, nicht nur aus aller Welt, sondern auch aus den alten und neuen Bundesländern. Das Fest Brandenburger Tor wäre eine gute Herausforderung, um zu zeigen, dass das Fest der Einheit erhebender und mehr sein kann als die Offenbarung der tristeren Aspekte des Kapitalismus.

Das Berliner Festprogramm zum Tag der Deutschen Einheit in Berlin finden Sie hier.

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