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Tanz auf der Mauer. Die Grenze war 1989 kaum geöffnet, und sofort wurde das Beton-Ungetüm zur künstlerischen Spielstätte.

© imago/Sven Simon

Feierlichkeiten zum 9. November: Route der Revolution

Mit einem Festival an acht Orten soll der 30. Jahrestag des Mauerfalls gefeiert werden. Der Berliner Senat lädt alle "Partner der Stadtgesellschaft" ein, sich zu beteiligen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Jetzt steht das Konzept. Am 9. November will Berlin ein historisches Ereignis gebührend feiern. Vor 30 Jahren fiel, als Ergebnis der friedlichen Revolution in der DDR, die Mauer. Mit einer Festival- und Themenwoche soll das Jubiläum stadtweit unter Beteiligung von Gedenkstätten, Vereinen und Initiativen, Bildungseinrichtungen, Künstlern und Gästen aus aller Welt begangen werden. Die Senatskulturverwaltung kündigt ein „Projekt von internationaler Strahlkraft“ an.

An acht authentischen Schauplätzen der Ereignisse von 1989 sollen „Erlebnisräume“ geschaffen werden, die gemeinsam eine „Route der Revolution“ bilden. An folgende Orte ist gedacht: Das Brandenburger Tor, der Kurfürstendamm, die East Side Gallery, die ehemalige Stasi-Zentrale in Lichtenberg, das heutige Bundesfinanzministerium, die Gethsemanekirche, das Humboldt Forum und der Alexanderplatz.

Noch steht die Auswahl der Standorte unter dem Vorbehalt der „genehmigungstechnischen Machbarkeit“. Die Organisatoren des Jubiläums-Events, zuständig ist die Kulturprojekte Berlin GmbH, kennen offenbar die Tücken der Berliner Verwaltung.

An jedem Schauplatz sollen Bühnenbilder, Videos, große Projektionen und Soundinstallationen die jeweilige Besonderheit des Ortes unterstreichen. Zentrales Ziel der Inszenierungen sei die „Schaffung von Räumen mit Erlebnischarakter“, steht im Konzept der Kulturverwaltung. Die Besucher sollten „in die Geschichte eintauchen“ können, gleichzeitig will man den Berlinern und deren Gästen eine „hohe Aufenthaltsqualität“ garantieren – auch bei Regenwetter.

Ein Musikevent soll der Höhepunkt der Feierlichkeiten sein

Das Veranstaltungskonzept setzt auf Geschichtsvermittlung mit „ästhetischer und emotionaler Qualität“. Nicht nur der Mauerfall selbst, sondern der Weg zur friedlichen Revolution und die Einbettung des historischen Ereignisses in seinen „europäischen und weltweiten Kontext“ soll verständlich und gleichzeitig unterhaltsam vermittelt werden.

Ergänzt wird die Bespielung der acht Standorte durch eine multimediale Open-Air-Ausstellung, die mit Blick auf ein junges, digital affines Publikum auch Virtual Reality und Augment Reality nutzen will. Überhaupt soll der Fokus auf junge Leute gelegt werden, die die Teilung Deutschlands und die Vereinigung nicht miterlebt haben.

Der große Höhepunkt der Feierlichkeiten in Berlin soll ein „stadtweites, publikumswirksames Musikevent“ am Abend des 9. November werden. Entlang der „Route der Revolution“ werden Bühnen aufgebaut, dort sollen „namhafte wie aufstrebende“ nationale und internationale Künstler auftreten, „deren Sound oder Geschichte mit den Ereignissen von 1989/90 verbunden sind oder die für Neues und Aufbruch stehen“, heißt es im Senatskonzept, das dem Tagesspiegel vorliegt.

Alle "Partner der Stadtgesellschaft" sind eingeladen, sich zu beteiligen

Die musikalische Bandbreite solle von Klassik, Rock über Jazz bis Hip-Hop reichen. Und „im großen Finale soll auf allen Bühnen ein gemeinsam mit den Künstlern und Besuchern intoniertes Stück erklingen“. Welche Ode an die Freude das sein könnte, wird noch nicht verraten.

Aber auch an den Tagen um den 9. November herum sind kleinere Konzerte an allen acht Standorten geplant. Musiker, Chöre, Orchester und andere Klangkörper seien eingeladen, schreibt die Kulturverwaltung, sich einzubringen. Aber es geht nicht nur um Musik, auch andere Formate sind geplant: Poetry Slams, Zeitzeugengespräche, Podiumsdiskussionen, Lesungen, Filmvorführungen und Theatervorstellungen. Nicht nur professionelle Künstler und Veranstalter, sondern alle „Partner der Stadtgesellschaft“ seien eingeladen, sich zu beteiligen.

Gemeinsam mit der Gedenkstätte Berliner Mauer, dem Bezirk Pankow und der Robert-Havemann-Gesellschaft werden derzeit weitere Projekte für die Jubiläumswoche entwickelt. Geplant ist auch, unter Beteiligung der Senatsbildungsverwaltung, eine Einbeziehung der Berliner Schulen. Zudem wird es für alle Interessierten eine Jubiläums-App geben.

Zehn Millionen Euro sind für die Feierlichkeiten vorgesehen

Das gesamte Konzept hat die landeseigene Kulturprojekte GmbH mit Hilfe eines Programmbeirats auf die Beine gestellt. In dem Beirat sitzen unter anderem Tom Sello (Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur), Christoph Singelstein (RBB), Marianne Birthler (ehemalige Stasi-Bundesbeauftragte), Frank Ebert (Robert-Havemann-Stiftung), Burkhard Kieker (visitBerlin) und Shermin Langhoff (Maxim-Gorki-Theater).

Für das Veranstaltungsprogramm wurden im Nachtragshaushalt für 2018/19 insgesamt zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die Hälfte der Finanzmittel sind bis zur Vorlage des Konzepts noch gesperrt. Der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses könnte die Gelder in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am 29. Mai freigeben.

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