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Spricht nicht zufällig von "Giga Berlin": Tesla-Chef Elon Musk im Dezember bei einer Preisverleihung in der Hauptstadt.

© Hannibal Hanschke/REUTERS

Fast 7000 neue Jobs – und der „Tesla-Effekt“: Der Wirtschaftsstandort Berlin bleibt trotz der Pandemie attraktiv

Die Bilanz der Wirtschaftsförderung: 80 neue Firmen kamen, fast 7000 Arbeitsplätze entstanden. Zum BIP trug die Arbeit von Berlin Partner 1,6 Milliarden Euro bei.

Die Pandemie hat Berlin im Griff - aber die Stadt bleibt vital. Im vergangenen Jahr hat die landeseigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berlin Partner 262 Projekte abgeschlossen, die insgesamt 6866 neue Arbeitsplätze schaffen. Die Firmen, die sie beraten hat, planen Investitionen von 872 Millionen Euro, wobei rund 116 Millionen Euro "Drittmittel" für Forschung und Entwicklung eingeworben wurden. Die Summe verteilt sich auf 80 neu in Berlin angesiedelte Firmen und die Betreuung von 102 bestehenden Unternehmen. 80 weitere Firmen heben die Partner als "Innovationsprojekte" besonders hervor.

Das Bruttoinlandsprodukt stieg dank dieser Arbeit nach Berechnung von Berlins Förderbank IBB um 1,6 Milliarden Euro, was wiederum die öffentlichen Einnahmen aufbessert: um 200 Millionen Euro.

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop sagte: "Den Abgesängen auf die Berliner Wirtschaft kann ich freundlich eine Absage erteilen“. Der Einbruch des Wachstums in Berlin sei - infolge von zwei Shutdowns - nicht höher gewesen als im Rest der Republik.

Deutschlandweit betrug das Minus laut Amt für Statistik 5,3 Prozent. Die Stadt habe in der Krise sogar "besser abgeschnitten als erwartet". Es sei zwar ein "hartes Jahr" gewesen. Aber es gebe auch gute Nachrichten. Etwa die Zahl der Arbeitsplätze, die um 6866 gewachsen trotz Pandemie.

Mehr Investitionen als im Vorjahr - trotz Krise

Die Summe der geplanten Investitionen habe sogar höher gelegen als im vorangegangenen "Boom-Jahr", sagte Pop. Dies beweise das große Vertrauen in Berlin, hier werde investiert, "weil die Stadt eine wirtschaftliche Zukunft hat". Die Entwicklung zeige, dass Berlin die richtigen Schwerpunkte gelegt habe. "Siemens Energy ist nach Berlin gezogen und verstärkt unser Energie-Cluster". Auch dies sei ein klares Bekenntnis zu Berlin.

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Berlin bleibe auch Start-up-Hauptstadt. Die meisten Gründer seien unbeschadet durch die Krise gekommen. Als Maßstab für die Kraft von Start-ups gelten die "Finanzierungsrunden", also das Einsammeln von Kapital bei Investoren. 314 Finanzierungsrunden habe es im vergangenen Jahr gegeben, trotz Pandemie 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Berlin sei damit der "Standort Nummer eins in Deutschland" für Start-ups, sagte Berlin-Partner-Chef Stefan Franzke.

"Tesla-Effekt" zieht Firmen in die Region

"Der Strukturwandel hilft Berlin, weil vieles Neues in Berlin entsteht, das gibt Hoffnung", sagte Franzke. Er sprach vom "Tesla-Effekt" im Bereich der "Mobilität". Viele Dienstleister aus diesem Sektor verstärkten wegen des Elektro-Auto-Herstellers ihre Tätigkeit in der Stadt oder erwägen eine Ansiedlung. Das zeige sich auch in der - wenn auch geringfügigen - Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Jobs im vergangenen Jahr.

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop konnte trotz Pandemie auf Erfolge von Berlin Partner verweisen.
Wirtschaftssenatorin Ramona Pop konnte trotz Pandemie auf Erfolge von Berlin Partner verweisen.

© Britta Pedersen/dpa

Bemerkenswert ist die Herkunft der neu in Berlin tätigen Unternehmer: Nur knapp die Hälfte kommt aus Deutschland, fast jeder fünfte aus dem Nahen Osten, Asien und Ozeanien, 17 Prozent vom amerikanischen Kontinent sowie 15 Prozent aus Europa und Russland. Für 323 Menschen haben die Berlin Partner "genehmigte Aufenthaltstitel" beschafft, für Mitarbeiter in 223 Unternehmen.

Berlin-Partner-Chef Franzke sagte, rund die Hälfte der Arbeitsplätze seien in bestehenden Firmen entstanden. Etwa in einer Firma zur Anwendung von Künstlicher Intelligenz. Die Berliner Firma Shopify, die im Internet Handelsplattformen anbietet, habe sich erweitert. Und der Kartendienstleister Here habe 400 Mitarbeiter neu eingestellt.

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Stark sei auch die Gesundheitswirtschaft, Nuvisan, die den Bereich Forschung von Bayer übernommen haben, bauen ein "Lab" auf, wie Franzke sagte. Zu den wichtigsten Sektoren zähle immer noch die industrielle Produktion. "Viele staunen darüber", so Franzke, dass Industrie in einer Metropole bestehen könne. Aber Schindler und BMW seien "Kernunternehmen der Berliner Wirtschaft" und der Bereich liege im Volumen noch vor der Gesundheitswirtschaft.

Zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren der Stadt zählen die Ansiedler die Gesundheitswirtschaft mit 21.800 Unternehmen. Die Branche beschäftigt 383.000 Menschen und setzt 28 Milliarden Euro um. Neu angesiedelt hat sich aus diesem Sektor die Firma Rox Health, eine Tochter des Gesundheitskonzerns Roche.

Kreativwirtschaft und IT beschäftigen fast 300.000 Menschen

Besonders stark ist der Sektor "Informations- und Kommunikationstechnik" sowie "Medien und Kreativwirtschaft" mit knapp 290.000 Beschäftigten in rund 52.000 Unternehmen und einem Umsatz von 33,8 Milliarden Euro. Neu in Berlin ist aus diesem Bereich etwa die Firma MXC Foundation, die Informationstechnik für das "Internet der Dinge" und die "Smarte Stadt" der Zukunft anbietet.

Weitere wirtschaftliche "Cluster" der Stadt sind "Verkehr, Mobilität, Logistik", "Energietechnik", "Optik und Photonik", die industrielle Produktion, Elektromobilität und Smart City sowie Kunst.

Und wie sind die Aussichten? Wenn es nach der Wirtschaftssenatorin geht: glänzend, sobald die Pandemie beherrscht ist. Pop sieht die "Goldenen Zwanziger" in Berlin wieder aufkommen. Wegen der Digitalisierung, der Anziehungskraft Berlins auf Talente und neue Großansiedlungen wie Tesla. "Wir sind gut gerüstet".

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