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So wie dieses Kind sitzt auch die Tochter unserer Kolumnistin seit der Pandemie vermehrt vor dem Computer - nicht nur für den Schulunterricht.

© dpa

Familienkolumne: Und es hat Zoom gemacht

Seit der Pandemie feiert meine Tochter virtuell Geburtstagspartys und führt Online-Interviews.

Neulich hatte ich nur kurz den Kopf ins Zimmer gesteckt, um zu schauen, ob bei meiner Tochter im Unterricht via Videocall technisch alles läuft. „Mama? Reichst du mir bitte einen Snack rein?“ – Äh, nein! Natürlich nicht!, antwortete ich.

So weit kommt es noch, mitten im heimischen Unterricht Käsewürfel vor der Kamera in sich hineinzustopfen. „Im Klassenzimmer dürft ihr doch auch nicht essen“, erklärte ich ihr später.

Mit all den Videokonferenzen über Zoom und andere Plattformen im Homeschooling hat sich hier so einiges seit der Pandemie verändert.

Auf die Idee mit den Snacks war meine Elfjährige gekommen, weil ich ihr – zugegeben – wenige Tage zuvor ein paar Käsewürfel-Weintrauben-Sticks und geschnittene Möhren ins Zimmer serviert hatte, als sie in einem – allerdings privaten – Call mit ihren Freundinnen chattete. Ich wollte ihr eine kleine Freude bereiten, wenn sie ihre Mädels schon so lange Zeit nicht real sehen konnte.

Solche Snacks hätte die Tochter unserer Kollegin auch gern beim Unterricht per Videokonferenz.
Solche Snacks hätte die Tochter unserer Kollegin auch gern beim Unterricht per Videokonferenz.

© Privat

Einige nicht einmal im jetzt stattfindenden Wechselunterricht, da die Kinder in unterschiedlichen Gruppen sind.

Auch Kindergeburtstage werden nun über Zoom & Co. gefeiert. Das läuft ähnlich ab wie bei den Online-Wein-Tastings und virtuellen Gin-Besäufnissen der Erwachsenen. Nur eben ohne Wein und Gin.

Die Eltern des Geburtstagskindes fahren vor der Zoom-Party die Wohnungen der eingeladenen Kinder ab und bringen jedem virtuellen Gast ganz real ein Tütchen vorbei. Darin enthalten: ein Partyhut, ein eingepackter Muffin, eine Flasche Limonade, eine Geburtstagskerze sowie die sonstigen „Give-aways“. Wahlweise gibt es ein Motto. Neulich feierte mein Mädchen eine virtuelle Harry-Potter-Geburtstagsparty: mit einem magischen Zauberhut und -buch am Holzstil.

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Es mussten Rätsel gelöst und mit einem Teelöffel im Mund ein Tischtennisball balanciert werden (was mich sofort an die legendäre Loriot-Filmszene in „Ödipussi“ erinnerte, in der Evelyn Hamann in einer Trattoria ein Ei auf einem Teelöffel balancierte).

Das Kind war happy. Ihre Mädels zumindest am Bildschirm wieder gesehen zu haben, erfüllte es: Fröhlich tanzte es mit seinem Papp-Partyhut durch die Wohnung.

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So sehr mich dieses ständige Gehocke vor dem Laptop einerseits nachdenklich stimmte, die Videokonferenzen machten auch Ungeahntes möglich. Kürzlich kam meine Kleine zu mir an den Homeoffice-Tisch und sagte, ich solle gleich bitte nicht stören. Sie habe ein Online-Interview für die Schülerzeitung. „Ahaaa? Mit wem?“, fragte ich. „Staatssekretärin Sawsan Chebli“, sagte mein Mädchen. „Es geht um den Preis ,Farbe bekennen‘ für geflüchtete Kinder.“

Was? Wow! Meine Tochter und eine Klassenkameradin haben live Fragen gestellt und Sawsan Chebli hat ihnen am Bildschirm geantwortet, wie ich später im Mitschnitt sah.

Die Frau meines Kollegen, sie ist Lehrerin an der Schule meiner Tochter, hatte den virtuellen Termin organisiert. Toll! Der Technik sei Dank.

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