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Ein Polizeiwagen steht vor dem Wandbild des ermordeten Nidal R. am Tempelhofer Feld.

© Paul Zinken/dpa

Familienclans in Berlin: Wandbild von erschossenem Nidal R. wird entfernt

Der ermordete Berliner Intensivtäter Nidal R. wird mit einem Wandbild wie ein Held verehrt. Der Bezirk Neukölln warnt vor einem Wallfahrtsort.

Die Behörden wollen das übergroße Wandbild für den vor eineinhalb Wochen am Tempelhofer Feld erschossenen Nidal R. überstreichen lassen. Doch wann dies geschieht, ist noch nicht klar. Das bestätigte die Senatsverkehrsverwaltung am Mittwoch. Nidal R., Intensivtäter, Spross eines deutsch-arabischen Clans und Dauergast im Strafvollzug, war am Sonntagabend vor eineinhalb Wochen am Ostrand des Tempelhofer Feldes niedergeschossen worden. Am Donnerstag vergangener Woche wurde er beigesetzt – 2000 Gäste kamen, darunter die Oberhäupter einschlägiger Clans.

Am Sonntagabend brachten laut Augenzeugen professionelle Sprayer nach Bildvorlage ein Wandbild an die Rückseite eines Imbiss-Gebäudes an – abgeschirmt von mehreren bulligen Männern. Nun prangt dort ein Porträt von Nidal R. mit Palästinenser-Schal – wie ein Heldenbild für getötete islamistische Kämpfer in Nahost. Rund um Tatort und Wandbild sitzen seit Tagen Grüppchen von jungen Männern. Viele in Jogginghosen, sie feixen und lachen. Immer wieder schauen sie sich aber auch nervös um – fast so, als bewachten sie den Tatort. Der aufgesprühte Spruch „Bitte nicht übermalen“ ist inzwischen wieder entfernt.

Das Bezirksamt Neukölln, das für die Fläche nicht zuständig ist, will die Darstellung eines Kriminellen nicht tolerieren. „Wir brauchen keinen Wallfahrtsort“, sagt der Sprecher von Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). Die Wand ist zwar keine legale Graffitifläche, gilt aber als „Gewohnheitsfläche“, die regelmäßig be- und übermalt wird, sagte der Sprecher des Bezirksamts.

Gesprayt am Sonntag - erst am Dienstag wurde Grün Berlin informiert

Eigentümer des Gebäudes ist der landeseigene Parkverwalter Grün Berlin. Dort wird noch mit der Umweltverwaltung geprüft, wann und wie das übergroße Konterfei übermalt wird. In der Vergangenheit hätten Künstler nach Freigabe der Motive gestalten dürfen, im aktuellen Fall sei das Unternehmen nicht angefragt worden. Grün Berlin sei am Dienstag von der Polizei über das Wandbild informiert worden.

Der Polizei liegen Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung vor, Ermittlungen laufen. Damit die weitergehen, muss Grün Berlin aber binnen drei Monaten auch einen Strafantrag stellen. Wenn dies bis dahin - wie bisher - nicht geschieht, wird das Verfahren eingestellt oder die Staatsanwaltschaft verfolgt die Tat wegen öffentlichen Interesses von Amts wegen weiter. Die Polizei richtet sich darauf ein, das Überstreichen des Wandbildes absichern zu müssen. Sollte es länger dauern, wäre auch mit politischen Protesten gegen das Wandbild zu rechnen, hieß es.

Vor allem hat die Polizei aber damit zu tun, die Täter zu finden, die Nidal R. an einem Eisstand vor den Augen von Kindern und Familien niedergeschossen haben. Es gibt mehrere Spuren, der Fluchtwagen wurde gefunden. Zudem kursieren Namen von Mitgliedern eines Clans. Es könnte sich bei der Tat, so heißt es, auch um einen Racheakt aus verletztem Ehrgefühl handeln.

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