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Es sind vor allem die kleinen Dinge, für die wir dankbar sein können. Wer das jeden Tag verinnerlicht, der werde insgesamt glücklicher, sagt die Forschung.

© Getty Images/iStockphoto

Familien-Kolumne: Wir üben uns in Dankbarkeit

Unsere Redakteurin Tanja Buntrock und ihre Tochter haben ein Glücksritual ausprobiert - das Ergebnis war überraschend gut.

Wer ein Novemberkind hat, kennt das Problem: Das Wetter bei den Geburtstagsfeiern ist miserabel, weshalb sie „indoor" geplant werden müssen, es wird früh dunkel, die Menschen um einen herum sind schlecht gelaunt. Nachdem das Kind dann mit mehr oder weniger sinnvollen Geschenken überhäuft worden ist, folgen kurz darauf die Aufmerksamkeiten für den Adventskalender, ein Präsent zum Nikolaus, Quatschgeschenke beim Wichteln in der Schule – und jedes Jahr stellt sich, wie kürzlich wieder, die große Frage: Was bekommt das Mädchen denn zu Weihnachten?

Aus einer Podcast-Folge bekamen wir die Inspiration für das Glücksritual

Hatte meine gerade Neunjährige nicht alles? Spiele, Puzzle, Bücher, CDs, eine Digitalkamera, eine elektrische Kinderzahnbürste. Konditionierte ich sie darauf, zu denken, dass noch mehr Materielles noch glücklicher macht?

Gut, dass meine Tochter und ich gerade ein paar Wochen zuvor damit angefangen hatten, etwas auszuprobieren. In einem Podcast, den ich regelmäßig höre, war der US-Wissenschaftler und Autor Shawn Achor zu Gast. Er erzählte davon, wie – durch Studien erwiesen – Dankbarkeit jeden von uns glücklich und erfolgreich machen kann. Und wie sich ein tägliches Dankbarkeitsritual positiv auf die Entwicklung von Kindern auswirkt. Sie würden großzügiger, kultivierten Optimismus und lernten, sich auf ihre Stärken zu besinnen. Dankbarkeit verändere die Struktur des Gehirns, es habe eine Art Dankbarkeitsmuskel, der durch tägliches Training gestärkt werden könne.

Das rührt das Mutterherz: Drei Dinge, für die die Tochter unserer Autorin an einem Tag dankbar war.
Das rührt das Mutterherz: Drei Dinge, für die die Tochter unserer Autorin an einem Tag dankbar war.

© tabu/privat

Das wollte ich sehen. Wichtig sei, dass man nicht jeden Tag für das Gleiche dankbar ist, in meinem Fall: tolles Kind, tolle Wohnung, tolle Arbeit. Nein, vielmehr komme es darauf an, jeden Tag drei neue Dinge aufzuschreiben, für die man dankbar ist, und den Grund dafür. Das können Kleinigkeiten sein, wie das aufmunternde Lächeln eines fremden Menschen oder, wie es mir passierte, der liebe Kollege, der mir im Büro ungefragt einen Beutel mit Eiswürfeln brachte, weil mein Zahn schmerzte.

Drei Dinge, für die wir am Tag dankbar waren, schrieben wir jeweils auf einen Zettel und steckten ihn in ein großes Glas

Fortan scannten wir nach dem Abendessen jede unseren Tag nach drei Situationen/Menschen/Dingen, für die wir dankbar waren, schrieben sie jeweils auf einen bunten Zettel, knüllten ihn und steckten ihn in einen Glasbehälter. Als das Gefäß voll war, leerten wir es und lasen uns abends die Zettel gegenseitig vor. Es war wie eine warme Dusche nach dem Schlittschuhlaufen. Besonders gerührt war ich von diesen drei Begebenheiten, die mein Kind notiert hatte: 1) Dirk, weil er mich zur Schule gefahren hat. 2) Eis, weil es mein Trost war. 3) Mama, dass sie für mich da ist.

Ob es an dem Ritual lag, dass sich das „Weihnachtsproblem“ in diesem Jahr nicht stellte, weiß ich nicht. Mein Mädchen bekam ein Spiel und zwei Bücher – auf weitere Geschenke verzichtete meine Tochter von selbst. Sie fand die Idee toll, stattdessen das Geld zu spenden für Kinder, denen es nicht so gut geht. Unser Dankbarkeitsritual setzen wir auch in diesem Jahr fort. Schließlich ist ja bald wieder Weihnachten.

Mehr zu Dankbarkeit und wissenschaftlichen Studien erfährt man unter www.shawnachor.com. Der Podcast „10 % Happier“ lohnt sich immer. Kindern Geld spenden kann man bei allen anerkannten Organisationen – zum Beispiel Unicef.

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