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Eltern machen sich um die berufliche Zukunft des Nachwuchses oft mehr Gedanken als die Kinder selbst.

© Getty Images/iStockphoto

Familie: Was soll mal aus den eigenen Kindern werden?

Feuerwehrmann, Tierärztin – oder doch lieber Influencer? Unser Autor macht sich Gedanken über kindliche Berufswünsche und frühe Weichenstellungen ehrgeiziger Eltern.

Was soll aus den Kindern werden? Diese Frage stellen sich alle Eltern zwischen Krippe und Sekundarstufe zwei. Viele neigen dazu, die nächste Generation auf die eigene Berufsdynastie einzuschwören. Aus Ärztefamilien gehen überdurchschnittlich viele Mediziner hervor, Anwaltskinder tendieren zum Jurastudium, auch das eigene Geschäft oder die Firma soll möglichst in der Familie bleiben.

Meine Frau ist Lehrerin, zweifellos ein großartiger Beruf mit Verantwortung für die Zukunft, aber sie ist wenig interessiert daran, dass unsere Töchter in ihre Fußstapfen treten. Ich bin Journalist, natürlich auch ein Traumjob, allerdings rangiert das Ansehen in der Skala ziemlich weit unten knapp über Politiker, Kredithai oder Immobilienmakler.

Kinder haben kaum noch Zeit für schwärmerische Zukunftsfantasien

Unsere Kinder sollen ihren eigenen Weg gehen. Nur leider haben sie heute kaum noch Zeit für schwärmerische Zukunftsfantasien. Die Zeit zwischen Schule, Ballett, Flötenunterricht und Leichtathletik ist derart knapp, dass es gerade reicht, beim Klassenchat von WhatsApp und den neuesten Vines bei Instagram halbwegs auf dem Laufenden zu bleiben.

Welches Kind kann sich da noch einen Kopf über den Traumberuf machen? Ganz vorbei sind die Zeiten zwar nicht, in denen Jungen Feuerwehrmann, Polizist oder Lokomotivführer werden wollen und Mädchen sich nach einem Leben als Tierärztin, Pferdepflegerin oder Meeresforscherin sehnen. Aber die supercoolen Kids planen heute Karrieren als Rapper, Topmodel, YouTube-Star oder Influencer.

Ein Chinesischkurs in den Ferien muss ja nicht schaden

Der Erfolgsdruck ist groß, und ehrgeizige Eltern vermehren das Startkapital ihrer Sprösslinge durch zusätzliche Leistungsanreize, der Chinesischkurs oder das Computercamp in den Sommerferien kann ja nicht schaden, damit ihre Kinder nicht auf ganz dumme Ideen kommen.

Vielleicht sind wir leichtsinniger, was die Zukunft unserer Kinder angeht, aber einstweilen begnügen wir uns mit halbwegs annehmbaren Noten im Zeugnis. Solange die Lust am Lernen nicht vergeht und zumindest etwas Raum bleibt für Fantasterei. Nachdem Greta, unsere Elfjährige, unlängst in Naturwissenschaft mit Begeisterung ein Rinderauge seziert und anschließend ein Referat zum Thema Penicillin und multirestente Keime gehalten hat, steuert sie ein Doppelstudium an: „Ich will Chirurgin werden und Doktor in Biologie.“ Da will ich sie nicht bremsen.

Ihre große Schwester, die vier Jahre älter ist, hat dagegen noch keine Vorstellung, was sie werden will: „Ich habe überhaupt keine Ahnung, was ich studieren soll.“ Wie beruhigend. Ein Weg ins Offene.

Die Freie Universität veranstaltet vom 6. bis 17. August wieder ihre Sommeruni. Schülerinnen und Schüler ab Klasse 10 können sich bei Kursen, Vorlesungen und Experimenten über die Studienfächer Mathematik und Informatik, Biologie, Chemie, Pharmazie und Physik informieren. Anmeldung unter fu-berlin.de/sommeruni

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