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Für Weihnachtsstimmung vor dem Bundesrat sorgt in diesem Jahr ein Tannenbaum aus der Lausitz.

© dpa

Fallstricke des Alltags: Wie behält man die Ruhe bei nervigen Verwandten?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Anfangs finde ich es immer schön, Weihnachten viel Zeit mit der Familie zu verbringen. Aber nach einer Weile zieht es sich doch, die Macken und Marotten der anderen gehen mir dann sehr auf die Nerven, und ich werde gereizt und ungeduldig. Mein Onkel erzählt nonstop von seinen Krankheiten, eine Tante macht immer ihr eigenes Essen schlecht, und die Oma findet jedes Jahr neu, dass wir viel zu viel Geld für Geschenke ausgeben. Wie kann man dem entgehen?

Jakob, schreilustig

Kurz vor Weihnachten bricht die Zeit der Last-Minute-Geschenke an. Hier scheinen zwei Bücher nicht zu reichen, und man kauft noch rasch ein drittes, dort muss vielleicht noch ein Parfüm draufgelegt werden, egal, was Oma sagt. Und für die Tante ersteht man rasch eine Vase in ihrem Lieblingsporzellandesign. Alles gut, und wie es die Tradition verlangt.

Die besten Last-Minute-Geschenke sind leider ebenso unkonventionell wie unsichtbar und werden in aller Regel auch nicht als Gegenwert zu dem berechnet, was man selber bekommt. Aber sie sind großherzig und extrem nützlich. Um Längen besser als dieser Korkenzieher, mit dem selbst Oma so spielend leicht eine Flasche Wein öffnen kann.

Man braucht dazu eine ruhige Stunde, ein bisschen Phantasie und geistige Muskelkraft, um das Herz etwas zu weiten. Sie wissen ja offensichtlich schon, wie schlimm es wird. Gehen Sie in Gedanken jeden einzelnen Menschen durch, mit dem Sie Weihnachten Zeit verbringen müssen. Erinnern Sie sich an die unappetitlichsten Episoden aus des Onkels Krankengeschichte, an die peinlichsten Lamentos der Tante über ihr vermutlich eigentlich ganz ordentliches Essen. Und schreien Sie die Oma an, dass sie sich über die Geschenke einfach nur freuen soll, das ist schließlich der Sinn.

Und dann beschließen Sie, sich von all dem kein bisschen nerven zu lassen, weil die Menschen nun mal sind, wie sie sind, und man sie in der Regel nicht ändern kann, ganz bestimmt nicht an Feiertagen. Da haben Menschenänderungsateliers nämlich grundsätzlich geschlossen.

Wenn man sich nerven lässt, ist das nicht gesund, schon weil man viel mehr Rotwein braucht, als bekömmlich ist. Verpacken Sie in Gedanken für jeden ihrer Weihnachtsnervmenschen eine Schachtel mit seinen schlimmsten Macken und schenken Sie ihm das gleichmütige Ertragen derselben. Gar nicht nötig, das groß zu erwähnen. Tun Sie’s einfach. Das macht Weihnachten für alle sehr viel erträglicher. Und sicher auch fröhlicher.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, "Immer wieder sonntags", 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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