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Flugblätter an einen Laternenpfahl zum Fall der vermissten Rebecca.

© Christoph Soeder/dpa

Fall Rebecca Reusch: Der Rechtsstaat nimmt Schaden

Ständig werden neue Details aus Ermittlungsakten publik. Im Fall Rebecca Reusch scheinen einfachste Grundsätze außer Kraft gesetzt zu sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Alexander Fröhlich

Jetzt soll sogar Rebeccas Unterwäsche im Bad gelegen haben. Angeblich noch ein Indiz gegen den verdächtigen Schwager der vermissten 15-Jährigen aus Berlin. So klingt das, wenn Internetnutzer und Medien zu Hobbyermittlern werden. Das Interesse ist groß – vollkommen zu Recht. Es zählt zu dem Schlimmsten, was Eltern geschehen kann: Das eigene Kind verschwindet, könnte Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sein. Der Fall entsetzt auf vielen Ebenen.

Alle paar Tage werden neue Details aus Ermittlungsakten publik – durch Polizei, Staatsanwälte oder die Familie selbst? Mit Schaudern und Anteilnahme sieht man Eltern, Verwandte im TV und in sozialen Medien: Ist das noch Traumaverarbeitung, die letzte Hoffnung oder schon Arglosigkeit? Es gibt einen dringend Tatverdächtigen – doch ob er der Täter ist, was genau geschah, wissen selbst Polizei und Staatsanwaltschaft nicht. Beide stehen unter enormem Druck. Erst Ende des vergangenen Jahres wurden Pannen im Fall der seit 2006 vermissten Georgine Krüger publik.

Um Rebecca zu finden, ein hehres Ziel, wird der in Untersuchungshaft sitzende Verdächtige in den Medien gezeigt wie sonst selten ein gesuchter Schwerverbrecher. Die Unschuldsvermutung ist faktisch außer Kraft gesetzt – und das per Richterbeschluss. Die Medien sollten nun innehalten, die Ermittler ihren Job machen. Der Schrecken ist schon groß genug, doch der Schaden am Rechtsstaat ist noch lange nicht zu ermessen.

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