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Vollsperrungen wie kürzlich am Mehringdamm sind bei Reparaturen nicht unbedingt notwendig: Meist fehlt nur eine Fahrspur, wenn gebaut wird.

© Kai-Uwe Heinrich

Fahrbahnabsenkung in Berlin-Kreuzberg: Noch eine Woche Stau am Mehringdamm

Fachleute wissen, warum die Fahrbahn absackte, doch die Reparatur verlangt Autofahrern viel Geduld ab. Im Berufsverkehr zum Wochenstart brach der Verkehr in Kreuzberg zeitweise zusammen.

„Erst mal kiecken, was da drunter ist.“ Die Bauarbeiter auf dem stillgelegten Mehringdamm waren am Montag noch guter Dinge, unter dem Sand den Auslöser des derzeit größten Verkehrsinfarkts der Stadt identifizieren zu können. Die Fahrbahn in Richtung Norden hatte sich am Freitagabend überraschend abgesenkt und musste auf ganzer Breite gesperrt werden. Am Wochenende war es auf den Umleitungsstrecken schon zu kleineren Staus gekommen. Im Berufsverkehr zu Wochenanfang brach der Verkehr schließlich zeitweise zusammen. Auch über Stadtrat Florian Schmidt (Grüne), für Straßenschäden in Kreuzberg zuständig, hieß es am Montagmorgen in seinem Büro: „Der hängt noch am Mehringdamm fest.“

Die eigentliche Schadensstelle liegt zwischen Platz der Luftbrücke und Fidicinstraße. Dort war die Fahrbahn nach Angaben des Bezirksamts zwölf Zentimeter abgesackt. „Die Ursache dafür ist eine mangelnde Verdichtung des Bodens hinter einem unterirdischen Bauwerk. Wir vermuten, dass im Zuge von U-Bahn Bauarbeiten in den 60ern und 70ern Jahren der Boden an dieser Stelle nicht ausreichend nachverdichtet wurde.“ Mindestens eine Woche werde die Reparatur dauern, erklärte ein Bauleiter vor Ort. Vom Bezirk kam die Auskunft, die Sperrung werde „spätestens am 22. Februar wieder aufgehoben“, vielleicht auch schon früher. Am Wochenende solle durchgearbeitet werden, um den Schaden zu beheben.

Absenkung wurde am Freitag gegen 19 Uhr bemerkt

Am Samstag hatte Schmidt erst durch einen Anruf des Tagesspiegels von der Sperrung einer der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt erfahren. Die Polizei habe die Absenkung am Freitag gegen 19 Uhr bemerkt und den zuständigen Amtsleiter des Bezirks verständigt. Der habe dann eine Baufirma beauftragt, die noch am Freitagabend vor Ort gewesen sei. Am Samstagmorgen sei dann mit der „Schadenserkundung“ begonnen worden.

Auch auf der aktuellen Baustelle an der Straße des 17. Juni wird mit einer guten Woche gerechnet, bis die Fahrbahn wieder freigegeben werden kann. Dort war am Donnerstag eine Wasserleitung leckgeschlagen. Die Erneuerung der Leitung sei inzwischen erledigt, erklärte Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe (BWB). Eine neue Fahrbahndecke aufzubringen, werde aber noch bis Freitag dauern. „Wenn Frost ist, können sie den Sand nicht verdichten.“ Und wenn der nicht richtig festgestampft ist, senkt sich die Fahrbahn eben bald wieder ab.

Eine kaputte Wasserleitung ist der häufigste Grund für Absenkungen, im Fall Mehringdamm ließ sich am Tatort jedoch keine verdächtige Wasserlache ausmachen. „Normalerweise haben wir im Januar die meisten Schadensfälle, in diesem Jahr verschiebt sich das auf den Februar“, sagte Natz. Insgesamt seien Leckagen aber in Berlin eher selten. Nur drei Prozent der Trinkwassermenge gehe auf dem Weg zum Kunden verloren, im Bundesdurchschnitt seien es acht Prozent, in Ländern wie Frankreich oder England gar bis 30 Prozent. „Wir sind hier nicht in der Bröselhauptstadt Europas“, betonte Natz.

Winter sorgt für viele Schlaglöcher

Bei den Straßen könnte die Bilanz dieses Jahr aber durchaus bröseliger ausfallen als gewohnt. „Ein böser Winter“, orakelt Lichtenbergs Baustadtrat Wilfried Nünthel (CDU). Man könne den Schlaglöchern beim Wachsen förmlich zusehen. Zurzeit würden größere Löcher nur provisorisch geflickt, dafür stünden Firmen bereit, die über Rahmenverträge gebunden seien. Wenn die Temperaturen dann frühlingshaft werden, würde die Instandsetzung einzelner Straßenzüge dann wie üblich ausgeschrieben. Auch die Verkehrslenkung (VLB) müsse dann zustimmen. Die Zusammenarbeit mit der VLB habe sich inzwischen deutlich verbessert, lobte Nünthel.

Die Wasserbetriebe managen ihre Straßenbaustellen selber. Zuletzt war der Mariendorfer Damm nach der Havarie einer Abwasserleitung sechs Monate gesperrt. Dort wurde ein beheiztes Zelt über die Baustelle gestellt, um bei Frost arbeiten zu können. Das sei an der Straße des 17. Juni nicht verhältnismäßig, sagte Natz.

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