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Ein Arzt impft einen Pfleger im Terminal C des ehemaligen Flughafens Tegel.

© picture alliance/dpa/dpa-pool/Kay Nietfeld

Fälle von Abweisungen häufen sich: Warum es in Berlins Impfzentren immer wieder Terminärger gibt

Oft klappt die Organisation in den Impfzentren gut – trotzdem kommt es immer wieder zu Komplikationen. Mutmaßlich auch wegen fehlender Kommunikation.

Viele Menschen berichten positiv über ihre Erfahrungen in den Berliner Impfzentren. Insbesondere die Organisation in den Zentren selbst scheint dem Vernehmen nach gut zu funktionieren. Bei den Terminen kommt es aber offenbar immer wieder zu Komplikationen.

Wie ein Tagesspiegel-Leser berichtet, kam es am Impfzentrum Flughafen Tempelhof in den vergangenen Wochen immer wieder zu Abweisungen von Menschen mit Impftermin. Grund dafür sollen die neuen Öffnungszeiten des Impfzentrums sein. Diese sehen vor, dass ab 14 Uhr nur noch mit AstraZeneca geimpft wird. Das Problem: Zumindest über die Plattform Doctolib kann sich anscheinend jeder für alle Impfstoffe nach 14 Uhr einen Termin machen. Da aktuell alle Termine ausgebucht sind, lässt sich das leider nicht mehr überprüfen.  

Der Leser schildert, er habe sich ganz regulär über Doctolib einen Termin gebucht: Freitag, 17 Uhr, Impfung mit Moderna. Am Impfzentrum im Flughafen Tempelhof angekommen, sei ihm allerdings der Einlass verwehrt worden. Einer der Sicherheitsmänner habe ihm erklärt, dass ab 14 Uhr nur noch AstraZeneca geimpft werde. An ihn jedoch nicht, da er jünger als 60 Jahre sei.

Sein bestätigter Termin sei ungültig, er müsse sich einen neuen machen. Von Doctolib habe er diesbezüglich keine Informationen bekommen – weder während des Buchungsprozess noch danach. Im Gegenteil: Noch vor dem Termin habe er zwei Erinnerungen für eben diesen Termin erhalten. Aus einem Gespräch mit einem Sicherheitsmann habe sich zudem ergeben, dass dieser deshalb seit zwei Wochen etwa 200 Menschen täglich zurückweisen müsse.   

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Auf dem Service Portal der Stadt findet sich tatsächlich ein Hinweis auf geänderte Öffnungszeiten. Dort heißt es: “Im Zeitraum 10.05. - 31.05.2021 werden vormittags Erst-Impfungen mit Moderna und nachmittags Zweit-Impfungen mit AstraZeneca durchgeführt.”   

Auf Nachfrage bestätigt die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, dass im Impfzentrum Tempelhof zwischen neun Uhr und 12 Uhr der Impfstoff Moderna verabreicht werde. Von 14 Uhr bis 18 Uhr werde hingegen mit dem Vakzin AstraZeneca geimpft. Dieser werde in den Impfzentren, im Gegensatz zu den Berliner Arztpraxen, nur an Bürger:innen verabreicht, die älter als 60 Jahre sind.

Senatsverwaltung sind solche Vorkommnisse nicht bekannt

Vorkommnisse wie der Leser sie beschrieben hatte, scheinen der Senatsverwaltung nicht bekannt zu sein. Diesbezüglich heißt es, “wenn Bürger nach 14:00 Uhr am Impfzentrum Tempelhof abgewiesen worden sein sollten, dann möglicherweise, weil der Impfling den Altersnachweis nicht erbringen konnte”. 

Auf die Frage, wann die geänderten Öffnungszeiten bekannt gegeben worden seien, verwies die Senatsverwaltung auf eine Pressemitteilung von Mitte April. Darin heißt es: “Die Zweitimpfungen von über 60jährigen mit AstraZeneca, die ihre erste Impfung in den Corona-Impfzentren Tegel und Tempelhof erhalten haben, werden im Abstand von 12 Wochen mit dem gleichen Impfstoff und damit ab dem 5. Mai an Nachmittagsterminen im CIZ-Tempelhof fortgesetzt.” 

Das für die Terminvergabe verantwortliche Unternehmen Doctolib antwortete auf eine Nachfrage nicht. Daher lässt sich nicht sagen, ob das Unternehmen von den geänderten Öffnungszeiten gewusst hatte und inwiefern diese bei der Terminvergabe berücksichtigt wurden. 

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Eine Leserin berichtet zudem, sie sei einen Tag vor ihrem Termin per Anruf gefragt worden, ob sie ihren Termin verschieben wollen würde. Ihren vollen Namen möchte sie nicht nennen. Ursprünglich habe sie einen Termin in Tegel gehabt. Den Tag vor dem Termin sei sie zwei Mal angerufen worden. Beide Male habe man sie gefragt, ob sie den Termin verschieben wolle.

Als sie erst verneinte, habe man sie darauf hingewiesen, dass sie den Termin zwar wahrnehmen könne, sie aber nichts bekommen würde, da Biontech nicht vorrätig sei. Beim zweiten Anruf habe man ihr dann auch einen Ersatztermin im Impfzentrum an der Messe angeboten, erzählt sie. Den habe sie angenommen.

Bezüglich der Verschiebungen erklärt die Senatsverwaltung, es gebe immer wieder “Bedarf zur Nachsteuerung, um Termine und zur Verfügung stehenden Impfstoff abzugleichen.”. Grund dafür seien aber nicht die Lieferungen von Impfstoffen, sondern der Verbrauch. Neben den Impfzentren müsse man auch den Verbrauch von mobilen Impfteams berücksichtigen, die “nicht absolut planbar” seien. Zudem habe die Praxis gezeigt, dass die Verimpfung mit zwei Impfstoffen am Flughafen Tegel “eine optimierte Verteilung der Terminzahlen der beiden Impfstoffe erfordert.” 

Trotz Verschiebung klappte die reguläre Impfung

Ein weiterer Leser, dessen Termin verschoben werden sollte, möchte seinen Namen ebenfalls nicht nennen. Er erzählt aber, auch er sei mit der Verschiebung nicht einverstanden gewesen, da es schwierig sei, sich die Zeit für einen neuen Termin freizuhalten. Daher entschied er sich dazu, dennoch zu seinem ursprünglichen Termin in Tegel zu fahren.

Offenbar war er nicht der einzige. Eine Schlange von etwa 500 Metern habe er am Flughafen vorgefunden. Nach eineinhalb Stunden Warten sei er mit seinem Barcode doch rangekommen und habe seine Impfung erhalten. Auf die Verschiebung habe ihn keiner mehr angesprochen.  

Den Termin habe er im März über Doctolib gebucht. Kurz vor dem Anruf der Senatsverwaltung, habe er noch einer Erinnerung von Doctolib erhalten. Offenbar funktioniert die Kommunikation zwischen Doctolib und der Senatsverwaltung nur mäßig.

Nicolas Lepartz

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