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Für Kunden des Culture Trip gibt es in Berlin vieles weiteres neben den übliche Touristenattraktionen zu sehen.

© picture alliance / Kay Nietfeld/

Exklusive Ferien in Berlin: Die Urlaubsplanerin für Hollywood-Stars und Kunstmäzene

Luxus, Land und Leute: Die Unternehmerin Virginia Giordano organisiert die exklusiven Ferien von Kunstmäzenen und Hollywood-Stars in Berlin.

Während der Berlinale warten alle immer auf die prominenten Hollywood- Stars. Dabei ist die Stadt ständig voller berühmter Menschen, man erkennt sie nur nicht unbedingt, und sie legen auch keinen Wert darauf, dass jemand von ihrer Anwesenheit Kenntnis nimmt. Manchmal haben sie Ferien und wollen sich einfach nur amüsieren. Die amerikanische Unternehmerin Virginia Giordano weiß dann meist, wo sie sich gerade befinden. Ihr Unternehmen Culture Trip organisiert exklusive Reisen nach Berlin für Menschen, die sich um nichts kümmern möchten, aber sehr anspruchsvoll und wissbegierig sind.

Die Nische für Luxusreisen hat sie eher zufällig entdeckt. Anfang der 90er Jahre arbeitete sie in New York für einen Börsenmakler an der Wall Street mit dem Spezialgebiet „Neue Energien“. Bei einer Vernissage im Museum of Modern Art verliebte sie sich in einen deutschen Mitarbeiter. Der eröffnete bald eine Galerie in Berlin. So kam sie an die Spree.

Zu den Kunden ihres Mannes zählte auch der kunstbegeisterte Unternehmer Ronald S. Lauder, der unter anderem in New York die Neue Galerie aufgebaut hat. Bei einem Abendessen erzählte er, dass der Künstler Christo im Folgejahr den Reichstag verhüllen würde. Das wollten sich die Förderer des Museum of Modern Art natürlich nicht entgehen lassen. Also bat er Virginia Giordano, die Reise zu organisieren. „Auf keinen Fall“, war ihre erste Reaktion. Aber dann freundete sie sich doch mit dem Gedanken an.

Die ersten Erfahrungen mit Berlin waren schwierig

„Berlin war damals eine völlig andere Stadt“, erinnert sich die Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Die ersten Erfahrungen waren schwierig. Sie reservierte Hotels, als es noch wenig Auswahl für sehr anspruchsvolle Amerikaner gab, buchte Restaurants ein Jahr im Voraus, nur um dann zu erfahren, dass die Betreiber keinen Anlass sahen, sich an Preisabsprachen zu halten. Vor der Verhüllung hatten sich viele Berliner Dienstleister die Dimensionen der Aktion nicht vorstellen können. Später verlangten sie dann plötzlich höhere Preise. Am Ende wurde es trotz der Turbulenzen eine schöne Reise.

Dem einen Förderkreis folgten viele andere. Das Whitney Museum, das Guggenheim Museum, und ja, auch die Neue Galerie schickten ihre Freunde und Förderer, bald sprach sich der gute Ruf von Culture Trip herum. Heute hat das Unternehmen 1000 Gäste im Jahr. Die wollen nicht nur Berlin sehen, sondern auch andere Städte, vor allem München, zunehmend auch Hamburg. Auch Köln, Dresden und Heidelberg sind im Angebot.

„Manchmal geht es verrückt zu, aber vor allem macht es ganz viel Spaß“

Mit ihrer deutschen Partnerin Tina Schleicher reist Virginia Giordano durch Deutschland und entdeckt immer wieder neue Sehenswürdigkeiten und Orte. Sie macht auch immer noch neue Erfahrungen. „Die Leute staunen, dass wir nach außen so ruhig wirken“, erzählt sie lächelnd. „Aber innen sind wir ganz schön angespannt.“ Einmal hatte sie 13 Museums-Gruppen auf einmal zu betreuen, die alle zur Documenta nach Kassel gekommen waren.

Erlesener Geschmack. Virginia Giordano arbeitete lange an der New Yorker Börse, zur Reisemanagerin wurde sie durch einen Zufall.
Erlesener Geschmack. Virginia Giordano arbeitete lange an der New Yorker Börse, zur Reisemanagerin wurde sie durch einen Zufall.

© Foto: Kai-Uwe Heinrich

Manche Restaurants hatten die Reservierungen verbummelt. „Am Ende haben wir auch mal selber in der Küche gestanden“, erzählt sie, noch im Nachhinein etwas atemlos. „Manchmal geht es verrückt zu, aber vor allem macht es ganz viel Spaß“, resümiert sie.

Ihre Kunden lassen sich von Experten führen, die nicht nur Englisch, sondern auch Spanisch und Portugiesisch sprechen. Manche interessieren sich für Geschichte, andere für Architektur oder Design. Der Zweite Weltkrieg ist nach wie vor ein großes Thema.

Zunehmend kommen aber auch Besucher nach Berlin, für die Essen und Trinken ein großes Thema ist. „Wir bieten auch Koch-Ereignisse an“, erzählt die Nischen-Unternehmerin. Längst habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es viel nachhaltiger ist, eine schöne Erinnerung zu verschenken als einen teuren Gegenstand wie ein Auto. So kommen gern auch Großeltern mit ihren Enkeln zu ihr.

Mit der Vespa durch die Stadt

Auf der Suche nach neuen Attraktionen ist Virginia Giordano in Berlin meist mit dem Auto unterwegs oder mit ihrer Vespa. Die gebürtige New Yorkerin ist begeisterte Charlottenburgerin geworden, fühlt sich rundum wohl in Berlins Westen. Auch von ihrem Team schwärmt sie. Das seien alles Leute, die flexibel sind, intelligent und angenehm im Umgang. Architekten gehören dazu, Kunsthistoriker, überhaupt Akademiker. Für Touren übers Land hat sie Chauffeure, die gleichzeitig Tourguides sind.

Über Preise redet die Unternehmerin nicht. Sie fragt einfach, was die Leute sich wünschen, und erfüllt dann diese Wünsche. Soll das Hotel eher glamourös sein oder an preußische Traditionen erinnern? Ist etwas Hippes gefragt oder zukunftsweisendes Design? „Wichtig ist, dass wir maßgeschneiderte Reisen anbieten“, sagt sie. Und wenn eine sehr bekannte Hollywood-Größe auch mal kegeln gehen will, ist das kein Problem. „Wir machen alles, was nicht illegal ist“, sagt sie und lächelt.

Dienstleiserin auf sehr hohem Niveau

Die meisten Kunden kommen aus Nordamerika, einige aber auch aus Süd- und Mittelamerika, besonders aus Brasilien und Mexiko. Manchmal lassen sich auch Gäste mit Limousinen von Kreuzfahrtschiffen aus Warnemünde abholen. Viele eint das Interesse, Berlin tiefer und besser kennenzulernen, als normale Touristen das tun.

Neuerdings bietet Virginia Giordano auch „Art Walks“ zwischen Museen und Galerien an. Sie versteht sich als Dienstleisterin auf sehr hohem Niveau. Während des Gesprächs ruft einer ihrer Caterer an, weil sie einige neue Weine probieren soll. Alles, was ihre Kunden zu trinken bekommen, hat sie selber vorher gekostet. Wichtig ist, dass ihr das Produkt gefällt. Als sie von einer eigenen Reise nach Italien erzählt, verrät sie ein kleiner Seufzer zwischendurch: „Ich wünschte, ich könnte so reisen wie meine Kunden.“

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