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Temporär. Diese Plastik erinnerte 2008 an die Geschichte des Ortes. Foto: Mike Wolff

© Mike Wolff

Berlin: „Euthanasie“: Gedenkort wird erweitert Bund zahlt für Ausbau hinter der Philharmonie

Hunderttausende Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen wurden unter den Nationalsozialisten zwischen Ende der 1930er Jahren und 1945 in Deutschland und Osteuropa ermordet, „Euthanasie“ war der Euphemismus des NS-Regimes dafür. Jetzt soll es in Berlin eine nationale Gedenkstätte für die Opfer geben.

Hunderttausende Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen wurden unter den Nationalsozialisten zwischen Ende der 1930er Jahren und 1945 in Deutschland und Osteuropa ermordet, „Euthanasie“ war der Euphemismus des NS-Regimes dafür. Jetzt soll es in Berlin eine nationale Gedenkstätte für die Opfer geben. Das wollte der Bundestag am späten Donnerstagabend nach Redaktionsschluss mit den Stimmen aller Fraktionen beschließen. Demnach soll die Bundesregierung ein bereits vom Land Berlin vorbereitetes Vorhaben unterstützen, den bisher eher unscheinbaren Gedenkort an der Tiergartenstraße hinter der Philharmonie aufzuwerten.

An dieser Stelle befand sich bis 1945 die Dienststelle, die 1940/41 die sogenannte „Aktion T 4“ plante und durchführte, bei der mehr als 70 000 Psychiatriepatienten ermordet wurden. Die Aktion wurde nach dem Sitz der Behörde in der Tiergartenstraße 4 benannt, die der „Kanzlei des Führers“ unterstand.

Hier erinnern heute bereits eine Bodenplatte und eine Informationstafel an die Geschichte des Ortes, auch wurde eine Metallplastik von Richard Serra den Opfern gewidmet. Vorübergehend erinnerte hier auch eine Plastik in Form eines Busses an die Transporte der Opfer.

Mit dem gestern im Bundestag behandelten Antrag ist nun der Weg frei, um das Areal umzugestalten, wie Richard Klemke sagt, der Gedenkstättenreferent des Senats. Die Bundesregierung stellt eine halbe Million Euro für einen „Gedenk- und Informationsort“ zur Verfügung. Den Wettbewerb will Berlin kommendes Jahr ausloben, 2013 könnte mit dem Bau begonnen werden. Das Grundstück stellt das Land zur Verfügung.

Geplant ist, dass die bisherigen Gedenkelemente in eine Gesamtkonzeption integriert werden, woran auch die Mitglieder eines Runden Tisches beteiligt werden sollen, der sich seit Jahren für das Gedenken engagiert. Dabei soll kein geschlossenes Gebäude entstehen, sagt Klemke. Denkbar wären vielmehr weitere informative Elemente, interaktive Angebote oder Installationen, die verdeutlichen, wo sich einst die Behörde befand, die die Aktion koordinierte. Zeitgleich zur Bundestagsabstimmung wurde im Internet eine Gedenkseite freigeschaltet, die vom Paritätischen Wohlfahrtsverband und der EU unterstützt wird.Lars von Törne

Die Gedenkseite im Netz

www.gedenkort-T4.eu.

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