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Nicht ohne Maske. Zehn Straßen in Berlin dürfen ab dem Wochenende nur mit Mund-Nasen-Schutz betreten werden.

© Sebastian Gollnow/dpa

„Es ist unangenehm und meine Brille beschlägt“: Was Berliner zur neuen Maskenpflicht auf belebten Straßen sagen

Auf zehn Straßen muss ab Samstag Mund-Nasenschutz getragen werden – viele halten das für richtig und lästig zugleich. Bezirke bereiten sich auf Kontrollen vor.

Angesichts des trüben Herbstwetters ist die Bergmannstraße an diesem Mittwochvormittag nicht allzu voll. Kein Problem, den Abstand einzuhalten. Etwa die Hälfte der Leute trägt eine Maske, jedenfalls im vorderen Teil, wo es mehrere Supermärkte gibt. Je weiter man die Straße Richtung Markthalle herunterläuft, desto weniger Menschen haben Mund und Nase bedeckt.

Ab Sonnabend wird es Pflicht sein: Die Bergmannstraße ist eine von zehn Straßen, auf denen dann eine Maskenpflicht gilt. Die hatte der Berliner Senat am Dienstag beschlossen.

Die meisten Passanten, die an diesem regnerischen Tag durch die Bergmannstraße laufen, können die Entscheidung nachvollziehen. „Ich wusste das zwar noch nicht, aber ich finde das gut“, sagt Marie Prevot. Die 38-Jährige schiebt einen Kinderwagen vor sich her. „Der Bürgersteig ist schmal und hier vor dem Edeka ist es oft ziemlich voll – vor allem an Samstagen.“

Ingrid Raffloer trägt Mundschutz mit maritimen Muster. Sie sagt, sie finde das Masketragen „doof“, aber: „Natürlich halte ich mich daran und es ärgert mich, wenn andere das nicht für nötig halten“, sagt die 65-Jährige mit den kurzen Haaren.

Die Ausweitung der Maskenpflicht auch auf bestimmte Straßen sieht Raffloer gerechtfertigt, wenn die Maßnahme nur eine bestimmte Zeit gilt. Auch sie weist auf die vielen Supermarktkunden hin - und eine Bank, an der sich oft Leute zum Biertrinken treffen. „Bereits am frühen Nachmittag ist hier was los.“

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Peter Kerschkewicz dachte, die Maskenpflicht gelte bereits ab diesem Mittwoch. Der 62-Jährige trägt eine weiße Maske mit Paisley-Muster. „Das muss dann halt so sein“, findet er. Jetzt gerade herrsche zwar kein großer Andrang hier in der Bergmannstraße, aber „abends sieht es schon ganz anders aus“. Vor allem wegen der Tische vor den Restaurants gebe es auf den Gehwegen weniger Platz für Fußgänger.

Ein 42-jähriger Passant mit FFP2-Maske sagt, er fände die Maske nur problematisch, wenn er sie etwa aus beruflichen Gründen den ganzen Tag tragen müsste. Und beim Bummel durch die Bergmannstraße? „Für die paar Minuten stört mich das nicht weiter.“

Masken sind seit dem Frühjahr längst zum Alltagsobjekt geworden - für manche auch zum Hassobjekt.
Masken sind seit dem Frühjahr längst zum Alltagsobjekt geworden - für manche auch zum Hassobjekt.

© Sebastian Gollnow/dpa

Bahar Demir arbeitet in einem Café in der Bergmannstraße. Die 35-Jährige findet die neue Entscheidung „schrecklich“. Warum? Sie überlegt. „Vor allem für die Kinder, die in der Schule ohnehin Maske tragen müssen, ist es grausam.“ Die Maskenpflicht gilt dort allerdings nicht während des Unterrichts.

Die neue Regelung könne er gut nachvollziehen, sagt der 78-jährige Rolf Stoffel. Wie Bahar Demir sitzt er gerade draußen vor dem Café. „Ich wohne hier, komme nicht zum Spazieren vorbei“, sagt er. „Wenn ich spazieren will, dann gehe ich aufs Tempelhofer Feld.“ Dort bleibt in jedem Fall genug Platz, um Abstand zu halten.

Neukölln plant Piktogramme und Hinweise in mehreren Sprachen

Auf der Karl-Marx-Straße in Neukölln begannen Mitarbeiter des Ordnungsamtes bereits am Dienstag, Passanten auf die ab Samstag geltende Regel hinzuweisen. Hier im Bezirk sind die Infektionszahlen zuletzt besonders hoch gewesen.

Es sei geplant, flächendeckend Graffiti-Piktogramme und Hinweise in verschiedenen Sprachen auf den Gehwegen aufzubringen, sagte ein Sprecher des Bezirksamtes. „Die Karl-Marx-Straße ist knapp drei Kilometer lang - also sprechen wir über fast sechs Kilometer Gehwege.“

Andere Bezirke sind noch nicht ganz so weit und verweisen darauf, dass ihnen die neue Verordnung noch nicht vorliege. Allerdings kündigten sie Kontrollen der Ordnungsämter an, wobei diese womöglich nicht sofort auf Bußgelder setzen.

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„Ob es nur Ermahnungen geben wird oder Bußgelder verhängt werden, wird von der konkreten Situation abhängen“, sagte der Vize- Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Michael Karnetzki. „Ermahnungen werden sicher am Anfang häufiger ausgesprochen werden, bis man davon ausgehen kann, dass alle wissen, dass die Maskenpflicht existiert.“ Auch das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg kündigte an, „mit Augenmaß“ vorzugehen.

Wie ist das Meinungsbild an anderen belebten Straßen, für die vorerst keine Maskenpflicht gilt? Auch in der Kreuzberger Adalbertstraße, zwischen Oranienstraße und Kottbusser Tor, drängen sich manchmal die Menschen über die schmalen Bürgersteige.

Dass hier keine Maske getragen werden muss, finden manche Passanten schade. Ludmilla Ostermann, 37 Jahre, hält die Maskenpflicht hier für „wahrscheinlich notwendig“ - freut sich aber trotzdem, dass sie aktuell nicht gilt.

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Bernhard Buchholz findet das Masketrägen "lästig". „Es ist unangenehm und meine Brille beschlägt“, sagt der 66-Jährige. „Aber es sind hier tatsächlich oft viele Leute unterwegs.“

Frank Wolff widerspricht. „Meistens ist es allerdings nicht so voll, dass man den nötigen Abstand nicht mehr halten könnte“, sagt der 75-Jährige.

Und der 29-jährige Jan Kaspers sieht das ganz anders: „Es sollte gar keine Maskenpflicht geben.“ Er habe bisher noch gar nicht Maske getragen, sagt er: "Weil es die persönliche Freiheit einschränkt, verantwortlich für die Gesundheit anderer zu sein." Gewisse Straßen wird er künftig also meiden müssen, wenn er Kontrollen umgehen will. (mit dpa)

Cristina Marina

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