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Eine ferngelenkte Drohne beim Drohnenrennen "Dronemasters Berlin" in Berlin über einem Hindernisparcours.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Erstes Drohnenrennen in Berlin-Karlshorst: "Drohnen werden zum Spielzeug für jedermann"

Seit Kurzem dürfen Drohnen ohne Anmeldung über Berlin filmen. Nun fanden die ersten "Drone Masters" statt. Fans freuen sich, Kritiker warnen vor Sicherheitsrisiken,

Hier brummt die Luft. Auf der Trabrennbahn in Karlshorst, wo sonst eher Pferdegewieher zu hören ist, herrschte am gestrigen Sonntag das große Brummen. Zum ersten Mal wurden in Berlin die „Drone Masters“ ausgetragen, bei denen Piloten ihre kleinen ferngesteuerten Flugobjekte, je nach Propelleranzahl auch Quadro- oder Hexacopter genannt, ins Rennen schickten. Wenige Meter über der Erde flogen die Fluggeräte, die ein wenig wie kleine Hubschrauber aussehen, durch Ringe und andere Hindernisse. Aufgrund des starken Windes wurde das Rennen allerdings kurzfristig nach drinnen verlegt.

„Im Grunde verbinden wir hier Formel Eins und Videospiel“, sagt Veranstalter und Hobbypilot Frank Wernecke. „Denn die Drohnen lassen sich ganz leicht wie eine Spielekonsole steuern.“ Es scheint, als hätte die Berliner Drohnen-Szene genau auf so ein Event gewartet. Geplant war anfangs ein kleines Rennen unter Freunden. Nun aber traten mehr als 50 Piloten mit ihren Drohnen an, knapp 200 Zuschauer wollten ihnen dabei zusehen.

Die futuristisch anmutenden Fluggeräte mit vier bis acht Propellern werden immer beliebter. Vor allem werden sie technisch immer ausgefeilter und mit Einsteigermodellen für rund 150 Euro immer günstiger. Hohe Flüge bis zu eineinhalb Kilometern sind bei den meisten Modellen technisch bereits möglich. Doch vor allem sind die Drohnen natürlich wegen der kleinen Kameras interessant, die meist an der Unterseite befestigt sind. Spektakuläre Luftbilder oder Videos lassen sich so machen und teilweise in Echtzeit auf dem Smartphone verfolgen.

Während die mit Technik vollgestopften Fluggeräte beim Rennen in Karlshorst nur Spaß bringen, stellen Drohnen Sicherheitsexperten im Luftverkehr vor einige Probleme. Seit Juni dürfen Drohnen mit einem Gewicht von bis zu fünf Kilo in Berlin auch ohne Genehmigung der Deutschen Flugsicherung rund 30 Meter hoch in die Luft. Lässt man seine Drohne außerhalb der von der Flugsicherung kontrollierten Zonen steigen – also bereits in Potsdam, Eberswalde oder Königs Wusterhausen –, darf man sogar noch höher fliegen. Bis zu einhundert Meter sind dann erlaubt.

Risiko für Rettungshubschrauber

Dass Drohnen immer günstiger und deshalb mehr gekauft werden, alarmiert vor allem Piloten von Rettungshubschraubern. „Drohnen werden zum Spielzeug für jedermann“, sagt Michael Mutzbauer, Pilot bei der ADAC-Rettung in Berlin. Den Fliegern fehle oft vollkommen das Bewusstsein, wie kritisch ihr Hobby für Hubschrauber sein kann, sagt er. Schon eine Taube, die wenige hundert Gramm wiegt, kann bei einem Zusammenstoß die Frontscheibe eines Hubschraubers durchschlagen. Drohnen können folglich mit ihrem unnachgiebigen Material schlimmere Schäden anrichten – bis hin zum Absturz des Helikopters.

Zu tatsächlichen Zusammenstößen zwischen Drohnen und Hubschraubern ist es in Deutschland bisher aber noch nicht gekommen. Kritische Momente gab es aber schon. In Niedersachsen musste ein Rettungshubschrauber auf dem Weg zum Herzzentrum plötzlich einer Drohne ausweichen, in Frankfurt am Main und Koblenz waren Drohnen sogar in rund 1500 Metern Höhe im Weg.

Auch wenn Drohnen den Rettungshubschraubern gefährlich werden können, fordert Mutzbauer kein pauschales Verbot. Vielmehr wünscht sich der Rettungspilot, dass schon beim Kauf aufgeklärt würde. „Jeder Drohne sollte verpflichtend eine Art Beipackzettel mit den Gefahren und Regeln des Fliegens beigelegt werden“, sagt er. Dass Drohnenpiloten ihr Hobby unterschätzen, hat nicht zuletzt ein Zwischenfall Ende Juli auf dem Alexanderplatz gezeigt. Nachdem eine Drohne gegen die Außenmauer eines Kaufhauses krachte, fing sie Feuer und stürzte ungebremst zu Boden. Dort verfehlte sie einen Passanten nur um Zentimeter.

Registrierungspflicht wird gefordert

Um bei Schäden auch den Verantwortlichen ausmachen zu können, sei eine Registrierung der Piloten und ihrer Drohnen wichtig, sagt Mutzbauer. Wer direkt seiner Drohne zugeordnet werden könne, ginge weniger Risiken ein.

Auch Benedikt Lux, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen im Abgeordnetenhaus, findet ein Register für Drohnenpiloten sinnvoll. Denn stürze eine Drohne ab, fliege unerlaubt vor dem Schlafzimmerfenster oder über einen Spielplatz, sei es derzeit schwierig, den Inhaber zu finden, sagt Lux. „Das wird die Behörden vor ein Riesenproblem stellen.“

Zwar gibt es Flugverbotszonen und Regeln, die die Flughöhe begrenzen sollen. Doch bei der obersten Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg fürchtet man, dass sich dieser Bereich kaum kontrollieren lassen wird. Die Risiken durch Drohnen nimmt man bei der Behörde trotzdem ernst. Derzeit müsse man noch abwarten, wie sich der Gebrauch entwickelt.

Fliegende Überwacher?

Von vorschnellen Einschränkungen für Drohnenflieger hält man auch bei den Berliner Grünen nichts. „Erst bei starkem Missbrauch müssen wir schärfere Kontrollen einführen“, sagt Benedikt Lux. Technische Sperren, die die Geräte nicht mehr so hoch fliegen oder erst ab einer gewissen Flughöhe ein scharfes Bild zeigen lassen, könnte er sich dann durchaus vorstellen.

Denn auch die datenschutzrechtlichen Probleme durch Drohnen sind nach wie vor ungelöst. Unbemerkt können Drohnen persönliche Daten per Luftbild ausspähen. Für den Berliner Datenschutzbeauftragten Alexander Dix eine Gefahr. Die derzeitige Gesetzeslage sei völlig unzureichend für das Risiko, das von Drohnen ausgehe, sagt Dix. Er fordert klare Beschränkungen: Drohnen sollten nur im Ernstfall, beispielsweise für die Suche nach vermissten Personen, eingesetzt werden. „Sonst muss jeder angesichts des rapiden Preisverfalls für Drohnen damit rechnen, von fliegenden Kameraaugen ohne Möglichkeiten der Gegenwehr verfolgt und registriert zu werden“, sagt er.

Abstürzende Drohnen wie über dem Alexanderplatz, kritische Begegnungen mit Helikoptern und Datenschutzprobleme: Die negative Wahrnehmung von Drohnen hat Gründe – und ärgert doch viele ihrer Fans. Das Wettrennen in Karlshorst sollte auch dazu beitragen, das Image von Drohnen zu verbessern. Weg von Militär und Überwachung hin zum Spaß an der ausgefeilten Technik der Copter. Man wolle zeigen, dass in Drohnen auch positives Potenzial stecke, und den Menschen ihren angstbehafteten Blick nehmen, sagt Wernecke. „Wir wollen den Begriff zurückerobern.“

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