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Mit Schirm und Abstand: Klimastreikende am Freitag auf der Straße des 17. Juni.

© Hannibal Hanschke/REUTERS

Erster Klimastreik seit Beginn der Corona-Pandemie: „Wir sind nicht hier, weil es brennt, wir sind hier, um zu löschen“

Nach langer Corona-Pause sind die Klimaaktivisten von „Fridays for Future“ zurück auf der Straße. Der Ungehorsam fällt zwar aus, doch Autofahrer sind genervt.

Es gab schon bessere Voraussetzungen für eine Fahrrad-Demonstration. Weniger Regen und ein paar Grad mehr hätten sicherlich keinen der Teilnehmenden gestört, die sich am Freitagvormittag am Kottbusser Tor versammelt haben. Trotz des nasskalten Berliner Herbstmorgens sind hier gegen 10 Uhr mehr als 100 Demonstranten mit einem Fahrradkorso Richtung Mitte gestartet. Unter ihnen waren auch Klimaaktivisten von „Extinction Rebellion”, jener Gruppe, die in der Vergangenheit immer wieder durch sogenannten „zivilen Ungehorsam“ aufgefallen ist.

Dieser „Ungehorsam“ ist am Freitag ausgefallen, dafür wurde der Kreisel um das Kottbusser Tor in Begleitung der Polizei gleich viermal hintereinander umrundet, was für teilweise erheblichen Unmut bei den im Stau feststeckenden Autofahrern sorgte. Auch ein Bauarbeiter konnte sich mit den Zielen der Bewegung nicht anfreunden: „Geht arbeiten“, rief er von einer Baustelle in der Skalitzer Straße.

Während sich die Aktivisten ihren Weg Richtung Leipziger Straße bahnten, fanden zeitgleich weitere Fahrrad-Demos in Neukölln, Friedrichshain und Prenzlauer Berg statt, die als Zubringer für den zentralen Klimaprotest auf der Straße des 17. Juni fungierten.

Dieser startete pünktlich um 11 Uhr mit der Auftaktkundgebung. Das erste Mal seit Beginn der Corona-Pandemie hatte „Fridays for Future“ die Demonstranten wieder auf die Straße gebeten. Lange fanden die freitäglichen Demonstrationen nur virtuell oder mit beschränkter Teilnehmerzahl statt.

Nach Polizeiangaben wurden die angemeldeten 10.000 Demonstrierenden am Freitag knapp verfehlt. Fridays for Future selbst sprach hingegen im Nachhinein von 21.000 Teilnehmenden.

Hinweis auf Corona-Regeln im Minutentakt

Während sich die in den letzten Wochen auf der Straße des 17. Juni flanierenden „Querdenker“ bekanntlich wenig um das Corona-bedingte Abstandhalten und das Maskengebot kümmerten, hatten die Organisatoren des Klimastreiks zahlreiche Ordner engagiert, um immer wieder auf die Covid19-Maßnahmen hinzuweisen. Demonstranten wurden im Minutentakt darauf hingewiesen, die auf dem Asphalt aufgezeichneten Punkte zu beachten, um die nötige Distanz zu anderen Teilnehmenden zu wahren.

Ein Demonstrant aus dem ganz linken Spektrum.
Ein Demonstrant aus dem ganz linken Spektrum.

© John MACDOUGALL/AFP

Die bekannteste Aktivistin von "Fridays for Future": Luisa Neubauer.
Die bekannteste Aktivistin von "Fridays for Future": Luisa Neubauer.

© Kay Nietfeld/dpa

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Wie von bisherigen „Fridays for Future“-Protesten gewohnt, setzte sich das Teilnehmerspektrum vor allem aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen zusammen. Teilweise waren fast ganze Jahrgangsstufen von einzelnen Schulen vertreten, um für eine klimafreundlichere Politik der Bundesregierung zu demonstrieren.

Atomkraft statt Kohle? Streit um Plakat führt zu Anzeige

In einer kämpferischen Rede versprach Klimaaktivistin Luisa Neubauer, nicht zu resignieren: „Wir sind nicht hier, weil es brennt, wir sind hier, um zu löschen“, sagte die 24-jährige. Derweil löste eine kleine Gruppe von Kernkraft-Befürwortern im Publikum rege Diskussionen aus. Der Pulk sprach sich für eine Zukunft der Atomkraft als Alternative zur klimaschädlicheren Kohle aus.

Nach intensiven Kontroversen entriss ein Demonstrant einem der Pro-Atomkraft-Aktivisten sein Plakat. Die Polizei nahm im Anschluss eine Anzeige auf. Um 14 Uhr war der erste Klimastreik seit Corona beendet. Als hätte man sich mit Petrus abgesprochen, setzte wenig später ein Schauer ein.

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