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Die Panda-Zwillinge Meng Xiang und Meng Yuan im Berliner Zoo.

© Tobias SCHWARZ / AFP

Erster Auftritt der Panda-Zwillinge: Ganz entzückend, diese Berliner!

Wenn an diesem Donnerstag zur Panda-Premiere die Massen strömen, ist das in jeder Beziehung begrüßenswert, denn es zeigt: auch Gutes zieht. Eine Glosse.

An diesem Donnerstag wird Berlin sich höchstwahrscheinlich von seiner niedlichen Seite zeigen. Erwachsene Menschen werden Schlange stehen, um Eintritt zahlen zu können, und dann Schlange stehen, um vorgelassen zu werden, und dann entzückt zwei weißschwarze Minipandas anstaunen, von denen nicht klar ist, wie sie umgekehrt auf die Menschen reagieren, die vor ihnen auftauchen.

Der Zoo Berlin rechnet mit großem Andrang: Es werden zusätzliche Kassen geöffnet, Sicherheitspersonal ist im Einsatz und soll ein zu langes Verweilen am Gehege unterbinden, damit alle mal dran kommen. Kritischen Beobachtern mag das reichlich übertrieben erscheinen, aber da irren sie.

Die kleinen Pandas sind das rein Positive, was in trüben Tagen wie diesen von immensem Wert an sich ist. Und auch, dass die Bereitschaft besteht, sich von etwas Positivem anziehen zu lassen, ist begrüßenswert, giert man doch sonst allzu oft nach Skandal und Niedertracht.

Neu geborene Tiere von bedrohten Arten, sind, in Anbetracht des globalen Aussterbens, schon ganz grundsätzlich zu begrüßen – auch wenn ihr Leben hinter Glasscheiben stattfinden wird. Außerdem holt der erste öffentliche Auftritt von Meng Xiang und Meng Yuan (auch genannt Pit und Paule, oder umgekehrt? Darf man das eigentlich auch nicht wissen?) die Berliner aus ihren Büros, von ihren Sofas, raus an die frische Luft.

Positive Nachrichten statt Skandal und Niedertracht

Diese Begeisterungswilligkeit wird – da muss man kein Prophet sein – für gute Laune sorgen: Es wird zu einem aufgeregten Austausch der eigenen Beobachtungen kommen, unzählige Handyfotos und -videos werden aufgenommen und über viele Kanäle mit der Welt geteilt und womöglich der Absatz von Panda-Kuschelware explodieren.

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Die Tierliebe der Hauptstädter geht aber über solche Spezialaufregungen hinaus: Der Berliner Zoo nimmt jährlich Millionenbeträge über Spenden und Erbschaften ein. Seit einiger Zeit werden außerdem Tierpatenschaften für bis zu 5000 Euro vergeben. Die Nachfrage danach ist so groß, dass inzwischen mehrere Patenschaften pro Tier angeboten werden.

Schon kommt der Eindruck auf, dass die Berliner sich am liebsten um ihre Tiere prügeln würden. Aber bitte nicht bei der Zoo-Premiere der Pandas. Was sollen die Gesellen aus dem Reich der so gern gesichtswahrenden Mitte sonst denken?

Yannik Achternbosch

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